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Vorschlag von Attac Wiesbaden

 

Zwei Organisationsformen sind elementar wichtig für attac und seine Arbeit: Die Selbstständigkeit der lokalen Gruppen - eine Mehrheit der Mitglieder will keine hierarchischen Strukturen wie bei Parteien oder anderen Organisationen - und die Vernetzung über das Internet, womit Information, Austausch und überregionale Zusammenarbeit gewährleistet wird.Trotz vieler Jahre erfolgreicher Arbeit besteht allerdings die Gefahr der Stagnation, es wird schwerer neue (auch junge) Mitglieder zu gewinnen und alte Mitstreiter stellen sich immer häufiger die Frage, was bringt es. Deshalb sollte von allen überlegt werden, wie der Zusammenhalt, die Effektivität und die gesellschaftlichen Einwirkungsmöglichkeiten für attac verbessert werden können. Ein Element, in diese Richtung wirkend, wäre eine verstärkte Belebung der Beziehung zwischen den einzelnen Gruppen und der Bundesorganisation. Das Internet bietet die ideale Voraussetzung dafür, die innerorganisatorische Mitbestimmung und aktive Beteiligung durch Abstimmungen zu stärken.

Wir schlagen deshalb vor: Die Mitglieder mögen in der Periode bis zum nächsten Herbstratschlag 2009 unseren folgenden Vorschlag diskutieren und an der praktischen Ausgestaltung mithelfen. Nämlich: Eine Software zu installieren, mit Hilfe derer die Mitgliedschaft zu möglichst vielen Themen ihre Meinung kundtun oder gar abstimmen kann. Wobei die Mitglieder nicht einzeln, sondern die jeweiligen Gruppen als Ganzes abstimmen sollten und sie entsprechend ihrer bezahlenden Mitgliederzahl gewichtet werden.

Begründung:        

1.    Bis heute sind die lokalen Gruppen nur sehr locker in die Bundesorganisation eingebunden. Einige wenige Mitglieder der Gruppen arbeiten bei bundesweiten AGs mit, nur wenige halten Verbindung zum Frankfurter Büro, man erhält Unterstützung durch Infos, Material und Referenten und sendet Teilnehmer zu zentralen Veranstaltungen und den Ratschlag. Und man freut sich natürlich und ist stolz, wann immer attac(Gruppen) erfolgreich ist (sind). Trotzdem bleibt eine gewisse Fremdheit, auch ein gewisses Desinteresse und das Gefühl, in der Gesamtorganisation keinen großen Einfluss zu haben.
Die Möglichkeit, zu kontroversen Themen gefragt zu werden und Einfluss nehmen zu können, nicht einfach ein Ergebnis vorgesetzt zu bekommen, sondern in der Ergebnisfindung eingebunden zu sein, könnte das Interesse, die Freude und das Engagement in und für attac deutlich verstärken.

2.     Wichtig ist aber, die Abstimmungen nicht dem einzelnen Mitglied zu überlassen, sondern sie in den Versammlungen oder Plena als Gruppenabstimmung zu organisieren. Denn die Erfahrung mit allen möglichen Foren und Chats lehrt, dass man sich als Einzelner in einer virtuellen Gemeinschaft doch allein gelassen fühlt und teilweise mit den vielen Themen und Argumenten überfordert ist. Und sich dem Mitmachen dann meist verweigert, nicht zuletzt auch aus Zeitgründen.
Ganz anders bei Abstimmungen im Plenum. Um in der Gruppe fundiert argumentieren und abstimmen zu können, hat man den Anreiz, sich auch vorher zu informieren. In der „realen“ Versammlung wird dann real diskutiert und eine Mehrheitsmeinung gefunden. Und diese dann für alle sprechend weitergeleitet. Die Gruppensitzungen gewinnen so an Gewicht und dies ist gewiss auch ein zusätzlicher Anreiz, zum Plenum zu kommen, weil nur dann die eigene Meinung in die Entscheidung einfließen kann. Wichtig ist auch, dass dieses Instrument nicht nur für harte Abstimmungen genutzt wird, sondern auch bei Stimmungsbildern oder bei Wahlen und ihren Vorbereitungen.

Und damit 

3.    der Vorteil für die Gesamtorganisation: Bisher werden Entscheidungen überwiegend im Konsens gesucht, auch dies ein wichtiger Grundpfeiler der attac-Arbeit. Aber es ist oft mühsam und langwierig, schnelle Reaktionen und Entscheidungen sind kaum möglich. Mit dem vorgeschlagenen Verfahren ist dagegen die umfassende Beteiligung aller Mitglieder sichergestellt und mögliche Vorbehalte wie Abgehobenheit und Ausgrenzung sind damit entkräftet. (Themen wie unser Logo oder die Haltung zur Gewalt nach dem G8-Gipfel in Heiligendamm können ganz anders bearbeitet werden) Dabei soll der Ratschlag nicht durch diese Internetabstimmungen ersetzt  werden, sondern sie sind ein zusätzliches Instrument. Sie können ideal der Vorbereitung dienen und für die Delegierten ein wichtiges Werkzeug für ihre Arbeit beim Ratschlag werden. Die genaue Ausbalancierung, mit welcher Methode was am Besten zu entscheiden ist, muss natürlich noch erarbeitet werden. Aber auch in diesem Zusammenhang sei noch einmal ausdrücklich betont, die virtuelle Vernetzung kann das reale Treffen nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.


Ein weiterer Punkt spricht für dieses neue Verfahren der Demokratisierung. Sowohl attac als auch die gesamte, weltweite globalisierungskritische Bewegung muss sich in naher Zukunft überlegen, wie man von der Kritik, vom Protest zum entschiedeneren Widerstand oder Handeln gegenüber den herrschenden Akteuren übergehen kann. Neue Formen werden gesucht. Egal wohin sich dies entwickeln wird, eine gefestigte innerorganisatorische Mitbestimmung und Demokratie, wie es mit unserem Vorschlag in Gang gesetzt würde, wird dann ein ganz wichtiges Pfund für diese Zukunft sein.