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Historische Chance: Weitere Verhandlungen zu einer globalen UN-Steuerkonvention

Attac fordert konsequente Wende in der internationalen Steuerpolitik

Nach jahrelangen Vorbereitungen und auf Druck der internationalen Zivilgesellschaft fanden im August die ersten beiden Verhandlungsrunden für eine UN-Steuerkonvention und damit für ein globales Steuerabkommen statt. Vom 10. bis 19. November 2025 tagt im kenianischen Nairobi nun die dritte Verhandlungsrunde zur Vorbereitung der Konvention, an der alle 193 gleichberechtigten Staaten teilnehmen. Lediglich die USA bleiben den Verhandlungen fern.

Bisher wurden die internationalen Steuerregeln vor allem von den Industriestaaten in der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) verhandelt – auf Kosten der ärmeren Länder im Süden. „Zum ersten Mal wird über die internationale Steuerpolitik nicht mehr im exklusiven Kreis der reichen OECD-Staaten verhandelt, sondern von einem Komitee der Vereinten Nationen. Das ist eine historische Chance und der Beginn einer neuen Ära der internationalen Steuerzusammenarbeit, von der alle Menschen profitieren”, sagt Karl-Martin Hentschel, Steuerexperte bei Attac.

Die Verhandlungen werden von einem 18-köpfigen Komitee gesteuert. Deutschland und Schweden vertreten die EU und nehmen bislang eher eine Bremserrolle wahr. 

Worum geht es?

Bislang gilt das sogenannte Verrechnungspreissystem. Dabei haben Unternehmen große Spielräume, ihre Gewinne in Steueroasen anzumelden. So berechnet beispielsweise eine Briefkastentochter von Google auf den Bermudas Lizenzzahlungen durch Google Deutschland, sodass die Gewinne weitgehend steuerfrei bleiben. Apple versteuert die Gewinne auf der Insel Jersey, einer privaten Steueroase, die König Charles als Krongut gehört, mit nur zwei Prozent.

Die Folge dieser Regelungen war ein Steuerdumping-Wettlauf, der in Deutschland beispielsweise zur Senkung der Unternehmenssteuern von 65 Prozent auf heute effektiv unter 20 Prozent – in einigen Fällen sogar bis auf null – geführt hat. Am härtesten trifft es jedoch die ärmeren Länder des Südens, die einen Großteil der Rohstoffe und viele Agrarprodukte liefern, aber kaum etwas dafür bekommen. 

Kern der Verhandlungen ist daher:

  • Eine Gesamtkonzernsteuer, die die Steuerrechte für MNE (Multi-National-Enterprises) den Staaten zuordnet, in denen die reale Geschäftstätigkeit (also Produktion, Rohstoffabbau, Auslieferung von Waren und Dienstleistungen) stattfindet.
  • Eine Digitalsteuer für IT-Konzerne, die die größten Monopolgewinne der Welt horten, aber kaum Steuern zahlen, sowie
  • eine Besteuerung der UHNWI (Ultra-High-Net-Worth-Individuals), wie die Überreichen im Bankenslang bezeichnet werden.
  • Eine Regelung zwischen den UN-Staaten darüber, wer welche MNE und UHNWI besteuern darf.

„Gerade jetzt kommt es darauf an, dass Deutschland in den Verhandlungen endlich eine konstruktive Rolle spielt und die Bremserrolle aufgibt, auch im Eigeninteresse“, sagt Hentschel. „Wir werden dazu weiter Druck auf das Finanzministerium ausüben – immerhin haben die Parteien im Wahlkampf versprochen, sich international für gerechte Steuern einzusetzen.“

Attac hat mit seinen Kampagnen für die Finanztransaktionssteuer und die Gesamtkonzernsteuer die Debatte für ein gerechtes Steuersystem bereits vor über zehn Jahren angestoßen. Heute arbeitet Attac im weltweiten Verbund der GATJ (Global Alliance for Tax Justice) mit Hunderten NGOs weltweit sowie in Deutschland mit Gewerkschaften, Sozialverbänden, Kirchen, Umweltverbänden und anderen NGOs zusammen. 

Mittlerweile unterstützen mehr als zwei Drittel der Staaten der Welt den Kampf für global einheitliche Steuerregeln. Jahr für Jahr werden Steuerskandale wie die Panama Papers, Paradise Papers oder Swiss Leaks aufgedeckt. Die gemeinsamen Kampagnen haben bereits einige wichtige Erfolge hervorgebracht: die zwar immer noch zu niedrige, aber dennoch wichtige Mindeststeuer, das international vereinbarte Register von Firmen und Eigentümer*innen, die internationale Meldepflicht von Bankdaten und die internationale Bilanz von Großkonzernen (Country-by-Country-Reporting, CbCR). Dies waren die ersten Meilensteine auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit. 
Verlaufen die aktuellen UN-Verhandlungen für ein globales Steuerabkommen erfolgreich, entstehen dringend notwendige neue Wege für eine gerechte Finanzierung sozialer Entwicklung und des Klimaschutzes.

Verlaufen die aktuellen UN-Verhandlungen für ein globales Steuerabkommen erfolgreich, entstehen dringend notwendige neue Wege für eine gerechte Finanzierung sozialer Entwicklung und des Klimaschutzes.


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Historische Chance: Weitere Verhandlungen zu einer globalen UN-Steuerkonvention

Attac fordert konsequente Wende in der internationalen Steuerpolitik

Nach jahrelangen Vorbereitungen und auf Druck der internationalen Zivilgesellschaft fanden im August die ersten beiden Verhandlungsrunden für eine UN-Steuerkonvention und damit für ein globales Steuerabkommen statt. Vom 10. bis 19. November 2025 tagt im kenianischen Nairobi nun die dritte Verhandlungsrunde zur Vorbereitung der Konvention, an der alle 193 gleichberechtigten Staaten teilnehmen. Lediglich die USA bleiben den Verhandlungen fern.

Bisher wurden die internationalen Steuerregeln vor allem von den Industriestaaten in der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) verhandelt – auf Kosten der ärmeren Länder im Süden. „Zum ersten Mal wird über die internationale Steuerpolitik nicht mehr im exklusiven Kreis der reichen OECD-Staaten verhandelt, sondern von einem Komitee der Vereinten Nationen. Das ist eine historische Chance und der Beginn einer neuen Ära der internationalen Steuerzusammenarbeit, von der alle Menschen profitieren”, sagt Karl-Martin Hentschel, Steuerexperte bei Attac.

Die Verhandlungen werden von einem 18-köpfigen Komitee gesteuert. Deutschland und Schweden vertreten die EU und nehmen bislang eher eine Bremserrolle wahr. 

Worum geht es?

Bislang gilt das sogenannte Verrechnungspreissystem. Dabei haben Unternehmen große Spielräume, ihre Gewinne in Steueroasen anzumelden. So berechnet beispielsweise eine Briefkastentochter von Google auf den Bermudas Lizenzzahlungen durch Google Deutschland, sodass die Gewinne weitgehend steuerfrei bleiben. Apple versteuert die Gewinne auf der Insel Jersey, einer privaten Steueroase, die König Charles als Krongut gehört, mit nur zwei Prozent.

Die Folge dieser Regelungen war ein Steuerdumping-Wettlauf, der in Deutschland beispielsweise zur Senkung der Unternehmenssteuern von 65 Prozent auf heute effektiv unter 20 Prozent – in einigen Fällen sogar bis auf null – geführt hat. Am härtesten trifft es jedoch die ärmeren Länder des Südens, die einen Großteil der Rohstoffe und viele Agrarprodukte liefern, aber kaum etwas dafür bekommen. 

Kern der Verhandlungen ist daher:

  • Eine Gesamtkonzernsteuer, die die Steuerrechte für MNE (Multi-National-Enterprises) den Staaten zuordnet, in denen die reale Geschäftstätigkeit (also Produktion, Rohstoffabbau, Auslieferung von Waren und Dienstleistungen) stattfindet.
  • Eine Digitalsteuer für IT-Konzerne, die die größten Monopolgewinne der Welt horten, aber kaum Steuern zahlen, sowie
  • eine Besteuerung der UHNWI (Ultra-High-Net-Worth-Individuals), wie die Überreichen im Bankenslang bezeichnet werden.
  • Eine Regelung zwischen den UN-Staaten darüber, wer welche MNE und UHNWI besteuern darf.

„Gerade jetzt kommt es darauf an, dass Deutschland in den Verhandlungen endlich eine konstruktive Rolle spielt und die Bremserrolle aufgibt, auch im Eigeninteresse“, sagt Hentschel. „Wir werden dazu weiter Druck auf das Finanzministerium ausüben – immerhin haben die Parteien im Wahlkampf versprochen, sich international für gerechte Steuern einzusetzen.“

Attac hat mit seinen Kampagnen für die Finanztransaktionssteuer und die Gesamtkonzernsteuer die Debatte für ein gerechtes Steuersystem bereits vor über zehn Jahren angestoßen. Heute arbeitet Attac im weltweiten Verbund der GATJ (Global Alliance for Tax Justice) mit Hunderten NGOs weltweit sowie in Deutschland mit Gewerkschaften, Sozialverbänden, Kirchen, Umweltverbänden und anderen NGOs zusammen. 

Mittlerweile unterstützen mehr als zwei Drittel der Staaten der Welt den Kampf für global einheitliche Steuerregeln. Jahr für Jahr werden Steuerskandale wie die Panama Papers, Paradise Papers oder Swiss Leaks aufgedeckt. Die gemeinsamen Kampagnen haben bereits einige wichtige Erfolge hervorgebracht: die zwar immer noch zu niedrige, aber dennoch wichtige Mindeststeuer, das international vereinbarte Register von Firmen und Eigentümer*innen, die internationale Meldepflicht von Bankdaten und die internationale Bilanz von Großkonzernen (Country-by-Country-Reporting, CbCR). Dies waren die ersten Meilensteine auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit. 
Verlaufen die aktuellen UN-Verhandlungen für ein globales Steuerabkommen erfolgreich, entstehen dringend notwendige neue Wege für eine gerechte Finanzierung sozialer Entwicklung und des Klimaschutzes.

Verlaufen die aktuellen UN-Verhandlungen für ein globales Steuerabkommen erfolgreich, entstehen dringend notwendige neue Wege für eine gerechte Finanzierung sozialer Entwicklung und des Klimaschutzes.