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Manfred Baberg

Prof. i.R., Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Hochschule Emden-Leer, Mitglied der Attac-AG Soziale Sicherungssysteme, Schwerpunkte: Soziale Ungleichheit und Inklusion

Beiträge von Manfred Baberg

Klimapolitik und soziale Ungleichheit

In der öffentlichen medialen Diskussion über das Klima stehen Themen wie Umstieg von fossilen auf regenerative Energien (u.a. Windräder) und die politische Kampfbereitschaft von Organisationen wie „Letzte Generation“ im Mittelpunkt. Auch Widerstände wie Klimaleugnung werden erwähnt, ohne jedoch auf deren gesellschaftliche Hintergründe intensiv einzugehen. Hierzu sind in letzter Zeit Publikationen erschienen, die soziale (Einkommens-) Ungleichheit als wichtige Ursache für menschengemachte Klimaveränderung sowie rechtspopulistische und faschistische Widerstände gegen eine weltweit solidarische Klimapolitik in den Mittelpunkt stellen. Diese neuen Publikationen thematisieren auch die notwendigen Konsequenzen für eine effektive Klimapolitik.

Aufklärung, neue Ethik unter Einbeziehung allen Lebens und internationale Solidarität

In den letzten Jahren sind drei wichtige Publikationen erschienen, die auf Aufklärung beruhende weltweit gültige moralische und ethische Prinzipien durchsetzen möchten: „Das Zeitalter des Lebendigen. Eine neue Philosophie der Aufklärung“ von Corine Pelluchon (2021), „Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten. Universale Werte für das 21. Jahrhundert“ von Markus Gabriel (2020) und „Das emphatische Gen. Humanität, das Gute und die Bestimmung des Menschen“ von Joachim Bauer (2021). Einige wichtige Aussagen dieser drei Bände, die weltweite Perspektiven für den Schutz aller Lebewesen, gegen Rassismus und Nationalismus und für internationale Solidarität eröffnen, sollen im Folgenden kurz dargestellt werden.

Zeitenwende: Mehr Gemeinsamkeit, Solidarität und kollektives Wohl anstelle von Überbetonung individuellen Eigeninteresses, sozialer Ungleichheit und von diskriminierender Selektion im Bildungsbereich

Der Soziologe Andreas Reckwitz hat kürzlich in einem Beitrag für „Die Zeit“ eine Zeitenwende vom individuellen Eigeninteresse zur Unterordnung unter kollektives Wohl festgestellt. Individualismus und Ökonomisierung als die zwei Seiten des Liberalismus werden infolge der Corona- und der Klimakrise durch stärkere Orientierung am Gemeinwohl zurückgedrängt.

Dazu passend und ergänzend sind in jüngster Zeit zwei Publikationen erschienen, die ebenfalls das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellen. Lea Susemichel und Jens Kastner (2021) haben den Band „Unbedingte Solidarität“ herausgegeben, in welchem internationale Solidarität gefordert wird.

Dem Wunsch nach mehr Gemeinwohl ist auch der von Manfred L. Pirner, Michaela Gläser-Zikuda und Michael Krennerich (2022 herausgegebene Band „Menschenrechte von Kindern und Jugendlichen im Kontext Schule“ gewidmet, der die Aufhebung sozialer Diskriminierung im Bildungsbereich fordert.

Soziale, politische und Bildungsungleichheit

Ungleichheit in ihren unterschiedlichen ökonomischen und sozialen Dimensionen ist in der letzten Zeit in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gerückt, weil die Corona-Pandemie – wie zahlreiche Studien, unter anderem die kürzlich vom WZB, vom Statistischen Bundesamt und von der Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichte Studie – die stärkere Betroffenheit armer Menschen offengelegt haben. Dies gilt nicht nur für den gesundheitlichen Bereich, sondern auch für Verstärkung von Armut sowie zusätzliche Beeinträchtigung der Bildungschancen. Die auf Förderung von Ungleichheit ausgerichtete neoliberale Ideologie gefährdet darüber hinaus die politische Gleichheit.

Dieser Beitrag stellt die politische und die Bildungsungleichheit in den Mittelpunkt und schlägt nach einer Analyse der Ursachen Lösungsmöglichkeiten im Sinne einer emanzipatorischen Strategie vor.