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G8 total entrückt: „Visionen von Zielen“

Die Bilanz des G8-Gipfels: Vollständiges Versagen. Ignoranz statt Krisenbewältigung, Atomwahn und Klimaheuchelei statt Energiewende prägen die G8-Abschlusserklärung. Wie gewohnt gab es eine teure Show voll leerer Versprechen. Nur die Proteste konnten sich sehen lassen.

Großpuppen auf dem Friedensmarsch gegen G8, 5. Juli in Hokkaido

Am 9. Juli endete das diesjährige Treffen der selbsternannten Weltlenker, der Chefs der acht mächtigsten Staaten (G8). Unsere Bewertung dieser Gipfel lässt sich klar formulieren: "Die G8 haben keine Lösungen. Im Gegenteil, sie verursachen und verschärfen die Probleme. Kompromissloser Protest ist die effektivste Strategie gegen solche Institutionen" (Walden Bello). Ganz in diesem Sinne hat Attac Japan von langer Hand maßgeblich an den Gipfelprotesten vor Ort mitorganisiert. Und so gab es im Rahmen der G8-Aktionswoche unter anderem eine Gegendemo mit etwa 5.000 Aktiven aus Japan und weiteren 50 Ländern sowie einen Alternativgipfel mit etwa 80 Veranstaltungen – für japanische Verhältnisse ein großer Erfolg. Mittendrin dabei unsere Delegation von Attac D, die als Teil des internationalen Protestspektrums mitdemonstrierte und uns per Internet-Radio, Online-Tagebuch (Blog) und mit Pressemitteilungen über die Ereignisse vor Ort auf dem Laufenden gehalten hat. Auch in Deutschland gab es G8-kritische Proteste, unter anderem in Stuttgart, Köln, Berlin und Lindau.

Bestürzend sieht dagegen die Bilanz des G8-Palavers aus: mehr Ölförderung und mehr Atomenergie. Die akuten globalen Probleme, wie Nahrungsmittelteuerung, Finanzmarktkrise und wachsende Armut wurden hingegen nicht angegangen. Dafür verkauft Merkel die Klimaschutzvereinbarung als Fortschritt gegenüber Heiligendamm: 50 Prozent Reduktion der Treibhausgas-Emissionen bis 2050 (aber: ohne Angabe der Ausgangsgröße). Letztes Jahr wurde dies noch „ernsthaft erwogen“, seit Mittwoch glänzt der Vorschlag als „Vision eines Ziels“, das die G8 mit allen „teilen wollen“. Wie sich die G8-Forderungen nach mehr Erdölförderung und dem totalen Weltmarkt damit in Einklang bringen lassen, ist nicht nachvollziehbar. Fazit: Die G8 haben angesichts der globalen Krisen völlig versagt. Dafür hat die dreiste Propagandashow mal wieder einiges gekostet: Allein 280 Millionen US$ für die Abschirmung des Gipfels vor den Kritikern.

Dieses traurige Ergebnis überrascht kaum. Besonders erschreckend verlief jedoch die neu aufkeimende Diskussion über Atomkraft. Die Mehrzahl der G8-Staaten hat sich zur Förderung der Kernenergie bekannt und verkauft ihre Konzernhörigkeit noch als Dienst am Klimaschutz. Zeit, aktiv zu werden: Attac-AktivistInnen protestierten vor dem Deutschen Atomforum in Berlin, der Zentrale der Atomlobby. Politik pro Atomstrom gehört auf den (unverstrahlten) Müll!