Freitag, 20.3.2026, 18.00 - 19.00 Uhr: Ankommen
Freitag, 20.3.2026, 19.00 - 21.00 Uhr: Auftakt China und wir
Mit:
Prof. Dr. Felix Wemheuer (Universität zu Köln)
Prof. Dr. Susanne Weigelin-Schwierdrzik (Universität Wien)
N.N.
Moderation:
N.N.
Samstag, 21.3.2026, 9.00 - 9.30 Uhr: Ankommen
Samstag, 21.3.2026, 9.30 - 11.30 Uhr: Foren
Forum 1 Die Ökonomie der Volksrepublik China
Die Kommunistische Partei Chinas begreift die chinesische Ökonomie als „sozialistische Marktwirtschaft“. Ob die Ökonomie als sozialistisch oder kapitalistisch zu charakterisieren ist, ist jedoch kontrovers. In dem Forum soll die Struktur, Funktionsweise und Entwicklung der chinesischen Ökonomie in ihren Grundzügen dargestellt und diskutiert werden. Gegenstand sind die materiellen Voraussetzungen des Landes, die Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse im Übergang von der zentralistischen Planwirtschaft der Mao-Ära zur heutigen staatlich gelenkten Marktwirtschaft. Dabei geht es u.a. um die Transformationen in der Landwirtschaft und Industrie, das Verhältnis von privatem Kapital, staatlichen Unternehmen und staatlicher Planung, von exportorientierter und binnenzentrierter Entwicklung, den Übergang von der „verlängerten Werkbank“ transnationaler Konzerne zum Technologieführer in verschiedenen Branchen. Schließlich sollen die Reichweite der aktuellen Krisendynamik (Entwicklung von Überkapazitäten, faule Kredite, Krise im Immobiliensektor etc.) und die weiteren Entwicklungsperspektiven thematisiert werden.
Mit:
Prof. Dr. Ho-fung Hung (John Hopkins University)
Dr. Rainer Land (Autor des Buches “Chinas gelenkte Marktwirtschaft”) (angefragt)
Dr. Jenny Simon (Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin)
Moderation:
Dr. Thomas Sablowski (Kritisches China-Forum)
Forum 2 Menschenrechte – alles nur eine Frage der Definition?
Der Kritik von internationalen Menschenrechtsgruppen und westlichen Regierungen an der Unterdrückung von ethnischen Minderheiten sowie ökologischen, sozialen und politischen Bewegungen in China begegnet die chinesische Regierung meist mit dem Verweis auf ein anderes Verständnis von Menschenrechten: Sie stellt ein »individuell westliches« einem »chinesischen« Verständnis entgegen, welches beispielsweise das Menschenrecht auf Entwicklung betont und dem gegenüber etwa das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit für weniger wichtig erachtet. Auf dem Forum soll dieses Verständnis zunächst kritisch referiert und eingeordnet werden. Danach wird am konkreten Beispiel des Umgangs mit ethnischen Minderheiten und Bewegungen für eine Demokratisierung die Thematik vertieft.
Mit:
Tienchi Martin-Liao (Menschenrechtsaktivistin und ehem. Vorsitzende des chinesischen PEN Zentrums)
Prof. Dr. Heiner Roetz (Ruhr-Universität Bochum)
Moderation:
N.N.
Forum 3: Vom Qing-Imperium zur „Volksrepublik“ – Kontinuitäten und Brüche
In dem Forum sollen die Formen der Staatlichkeit in China und die historischen Bedingungen ihrer Entwicklung in ihren Grundzügen dargestellt werden. Zugleich sollen kontroverse Einschätzungen zur politischen Herrschaft in China diskutiert werden. Leitfragen dabei sind: Wie wurde und wird in China politische Herrschaft organisiert? Wie hat sich das Verhältnis zwischen den staatlichen Instanzen auf zentraler Ebene, auf Provinzebene und auf lokaler Ebene entwickelt? Wie stark sind hier zentrifugale und zentripetale Kräfte? Wie sichern sich die Herrschenden den Konsens der Bevölkerungsmehrheit oder zumindest den Konsens der Akteure in den Staatsapparaten? Welche Rolle spielen demokratische Wahlen und die Selbstverwaltung auf der lokalen Ebene? Wie funktioniert die Auswahl des Führungspersonals? Welche Rolle spielen dabei meritokratische Prinzipien? Was sind die herrschenden Ideologien und wie haben sie sich verändert?
Mit:
N.N.
N.N.
Moderation:
N.N.
Samstag, 21.3.2026, 11.45 - 13.15 Uhr: Workshops und Vorträge
Samstag, 21.3.2026, 13.15 - 14.30 Uhr: Mittagspause
Samstag, 21.3.2026, 14.30 - 16.30 Uhr: Foren
Forum 1: Kontrolle über das eigene Leben – Kämpfe und Perspektiven von Frauen in China
Emanzipationsbestrebungen durch Frauen und Politiken der Geschlechtergleichheit durch die Kommunistische Partei haben in der stark patriarchal strukturierten Gesellschaft Chinas eine lange und wechselhafte Geschichte. Der Staat reklamiert für sich, Frauenrechte zu fördern, hat aber stets die Erwerbsarbeit und das Kinderkriegen durch Verbote oder Zwänge zur Geburtenplanung stark reguliert. Zeitgleich entstanden unterschiedliche Formen und Phasen von Feminismen, teils eigenständig, teils vom westlichen Feminismus beeinflusst, manchmal vom Regime toleriert, dann auch wieder Repressionen ausgesetzt.
Die beiden Schwerpunkte dieses Forums liegen zum einen auf gegenwärtigen feministischen Ansätzen an der Basis und in den Communities, zum anderen auf der aktuellen Krise der Familie und der sozialen Reproduktion, in der Frauen sich dem gesellschaftlichen Druck zum Kinderkriegen nicht beugen und eine Retraditionalisierung ihrer Rolle verweigern. An verschiedenen gesellschaftlichen Orten suchen Frauen nach mehr Kontrolle über ihr Leben und entwickeln dazu eigene Perspektiven.
Mit:
Jing (Sinologin, Universität Freiburg)
Ralf Ruckus (Sozialforscher, Autor und Aktivist) (Online-Zuschaltung)
Moderation:
Dr. Christa Wichterich (Kritisches China-Forum, Bonn/Berlin)
Forum 2: Klassenverhältnisse und Arbeitswelten
Nicht zuletzt durch die „Reform- und Öffnungspolitik“ der 1980er und 1990er Jahre wurden auch die Klassenverhältnisse in China massiv umgewälzt. Mit der Ausbreitung der Lohnarbeit zur kapitalistischen Proftitmaximierung und einem Prozess der sogenannten ursprünglichen Akkumulation wurde die Zahl der Bauern dezimiert und die Binnenmigration hat stark zugenommen. Hunderte Millionen Frauen und Männer vom Land arbeiten heute in der Industrie, haben die Infrastruktur und die Städte des Landes aufgebaut, ohne dort ein uneingeschränktes Bleiberecht zu haben. Gleichzeitig ist eine große neue lohnabhängige Mittelklasse in den Städten entstanden, die Anschluss an kapitalistische Konsummuster gefunden hat. Eine neue Kapitalistenklasse in der Privatwirtschaft und im Staatsapparat ist in der Lage, sich den produzierten Mehrwert anzueignen und Entscheidungen über die Verwendung des gesellschaftlichen Reichtums zu ihren Gunsten zu treffen. In dem Forum sollen die Grundzüge einer Entwicklung der Klassenherrschaft in der Gesellschaft und insbesondere der Arbeitswelt dargestellt und kontroverse Einschätzungen dazu diskutiert werden. Veränderungen der Arbeitsbedingungen, Arbeitsproduktivität und sozialen Sicherung nicht zuletzt auch durch Arbeitskämpfe stehen im Mittelpunkt.
Mit:
Prof. Dr. Bettina Gransow (FU Berlin)
Dr. Daniel Fuchs (HU Berlin)
Moderation:
Peter Franke (Forum Arbeitswelten e.V.)
Forum 3: Chinas Konflikte mit seinen Nachbarn
Die Volksrepublik China hat heute 14 Nachbarländer und ist über das Gelbe Meer, das Ost- und Südchinesische Meer mit sechs weiteren Ländern verbunden. Die meisten genauen Grenzlinien wurden ab dem 19. Jahrhundert mit der kolonialen Besetzung Ostasiens von den jeweils dominierenden europäischen Länder bzw. Japan diktiert und führten immer wieder zu territorialen Konflikten. Auch nach der Gründung der VR China sind viele Grenzziehungen und Hoheitsansprüche noch immer umstritten und eine Ursache für innerstaatliche und internationale Konflikte. Die Streitigkeiten um die Grenzziehungen zu Indien, der ehemaligen Sowjetunion und Vietnam haben seitdem zu militärischen Konflikten geführt.
Heute hat der Anspruch der Regierung der VR China auf Taiwan und den größten Teil des Südchinesischen Meeres vor dem Hintergrund des geopolitischen Konflikts mit den USA die Region zu einem akuten internationalen Brennpunkt gemacht, der zu einer direkten militärischen Konfrontation führen könnte. In Myanmars Bürgerkrieg unterhält die chinesische Regierung intensive Beziehungen zur von den
anderen Ländern Südostasiens geächteten Militärjunta, aber auch zur im Untergrund gegen sie kämpfenden Opposition. Myanmar ist für China von geostrategischer Bedeutung als direkte Landbrücke zum Indischen Ozean bei Umgehung des Südchinesischen Meeres.
Mit Beiträgen von ReferentInnen aus den drei Nachbarländern Philippinen, Vietnam und Myanmar möchte das Forum zu einem besseren Verständnis der aktuellen Außenpolitik der KPCh unter Xi Jinping und der chinesischen Aufrüstung beitragen und uns einen Eindruck von der Rolle Chinas in den jeweiligen Ländern vermitteln. Wie stehen dort die Öffentlichkeit und insbesondere kapitalismuskritische Menschen zu diesen Entwicklungen? Darüber hinaus könnten sie eine Diskussion unter den Zuhörern darüber anstoßen, wie wir in Deutschland angesichts der Kriegsgefahr zur Wahrung des Friedens in der Region beitragen können.
Mit:
Prof. Teresa S. Encarnacion Tadem (University of the Philippines)
Prof. Dr. Wolfram Schaffar (Universität Passau)
Chelsea Ngoc Minh Nguyen (London)
Moderation:
Nadja Charaby (Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Samstag, 21.3.2026, 17.00 - 18.30 Uhr: Workshops und Vorträge
Samstag, 21.3.2026, 18.30 - 20.00 Uhr: Abendessen
Samstag, 21.3.2026, 20.00 - 23.00 Uhr: Kultur
Sonntag, 22.3.2026, 9.00 - 9.30 Uhr: Ankommen
Sonntag, 22.3.2026, 9.30 - 11.30 Uhr: Foren
Forum 1 Mit dem Ausbau der Kohleverstromung zur Klimaneutralität? Chinas Ziele und Widersprüche bei der ökologischen Transformation
China will bis 2060 die CO2-Emissionen auf netto Null reduzieren. Der Anteil nicht-fossiler Energien am Primärenergieverbrauch soll 2030 rund 25 % und im Jahr 2060 über 80 % betragen. Schon heute ist China weltweit führend in der installierten Leistung für Solar-, Wind- und Wasserkraft. Gleichzeitig ist China für 30% der weltweiten Emissionen verantwortlich und es werden neue Kohlekraftwerke gebaut, um den steigenden Energiebedarf zu decken. 2024 hat China mit dem Bau von Kohlekraftwerken mit einer Leistung von rund 94,5 Gigawatt begonnen – ein neuer Höchstwert seit 2015. Neben der Industriepolitik setzt China wie die EU auf die Bepreisung von CO₂-Emissionen, um die ökologische Transformation zu bewältigen. Dazu plant es ein Aufforstungsprogramm: bis 2030 sollen zusätzliche 19 Mrd. m³ Waldvolumen entstehen und der Waldanteil erhöht werden. China verfolgt also auf der einen Seite einen ambitionierten, langfristig strukturierten Plan zur Erreichung von Klimaneutralität bis 2060. Das Gerüst umfasst Zielvorgaben, technologische Förderung, Emissionshandel und massive finanzielle Mittel. Der erweiterte Kohle-Ausbau steht jedoch dazu im Widerspruch und wird das Erreichen der eigenen Ziele gefährden. Wie ist dieser Widerspruch zu bewerten? Welche Rolle spielen dabei die KP und die Privatwirtschaft? Wie ist das Verhältnis zwischen Regulierung und Marktmechanismen (Bepreisung)? Welche Rolle spielt die Umweltbewegung in China?
Mit:
Lia Musitz (Goethe-Universität Frankfurt) (angefragt)
Dr. Nora Sausmikat (Urgewald)
N.N.
Moderation:
Thomas Eberhardt-Köster (Attac Deutschland)
Forum 2 China und der Imperialismus – die Beziehungen zu den alten kapitalistischen Zentren
Vielfach wird ein Übergang der Staatenwelt von einer unipolaren Formation (in den 1990er Jahren) hin zu einer multipolaren (in den 2020er Jahren) diagnostiziert. Dabei fällt der Blick als erstes auf das konfliktträchtige Verhältnis zwischen dem aufstrebenden China und den USA als dem bisherigen Hegemon. Die Regierungen der USA und der EU sehen den Aufstieg Chinas als strategische Bedrohung, auf die sie mit einer veränderten, mehr oder minder protektionistischen Außenwirtschaftspolitik und auch militärischen Machtdemonstrationen reagieren. China weist diese Politik der alten kapitalistischen Zentren zurück und propagiert als eigenes Ziel eine multipolare Ordnung bzw. die gleichberechtigte Entwicklung aller Staaten.
Wir wollen in dem Forum die Beziehungen zwischen China und den alten kapitalistischen Zentren genauer erörtern und unterschiedliche Einschätzungen im Hinblick auf mögliche Kriegsgefahren und bezüglich der Außenpolitik Chinas diskutieren. Entwickelt sich China selbst zu einer imperialen Macht oder steht es für eine Alternative zum traditionellen Imperialismus? Wer verfolgt in der neuen globalen Konstellation welche Interessen? Was sind die Ursachen der geoökonomischen und geopolitischen Spannungen? Wie kann eine Eskalation in Richtung Krieg aufgehalten werden?
Mit:
Prof. Dr. Susanne Weigelin-Schwiedrzik (Universität Wien)
Ingar Solty (Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin)
Moderation:
Henning Nielsen (attac Flensburg, Rosa-Luxemburg-Stiftung Schleswig-Holstein)
Forum 3 China und der globale Süden
Die Volksrepublik China begreift sich selbst als Entwicklungsland und sieht sich traditionell – in Abgrenzung zu den alten kapitalistischen Zentren und früher auch zum „Sozialimperialismus“ der Sowjetunion – an der Seite anderer Staaten der „Dritten Welt“. Mit dem Aufstieg Chinas in der Hierarchie der internationalen Arbeitsteilung ändern sich jedoch die Beziehungen zu den Staaten des Globalen Südens. China importiert vor allem Rohstoffe aus jenen Ländern, während es in großem Umfang Fertigwaren exportiert. Für viele Länder ist China der wichtigste Handelspartner geworden. Gleichzeitig ist China zu einem bedeutenden internationalen Kreditgeber geworden. Kann mithilfe Chinas ein alternatives Zahlungs- und Währungssystem entwickelt werden? Gewinnen die Länder des Globalen Südens durch den Aufstieg Chinas neue Handlungsspielräume, indem sie ihre Abhängigkeit von den alten kapitalistischen Zentren bzw. von internationalen Kreditgebern (IWF...) reduzieren können, oder reproduzieren sich im Verhältnis zu China die gleichen Abhängigkeitsverhältnisse, wie sie auch gegenüber den imperialistischen Ländern existieren?
Mit:
Kristina Rehbein (Erlassjahr)
Dr. Boniface Mabanza (Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika)
Sven Hilbig (Brot für die Welt)
Moderation:
Dr. Jenny Simon (Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin)