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Antragsentwurf zur Diskussion in den Attac-Gruppen: Zur Finanzierung des Antikapitalismus-Kongresses

 

Vorbemerkung:

Dieser Antrag bezieht sich auf die Konzeption des Kapitalismus-Kongresses vom 13.05.2008 - ein neuerer liegt mir nicht vor. Sollten sich die Finanzplanungen durch konkrete Zusagen (nicht durch Hoffnungen und Planungen) geändert haben, sollte das sicher in die Diskussion einfließen.

Attac Berlin beantragt hiermit, den auf Attac D fallenden Anteil der Gesamtkosten auf die beschlossenen 20.000 Euro zu begrenzen.

Begründung:

Die Vorbereitungsgruppe zu dem o.g. Kongress hat in ihre Konzeption hineingeschrieben,

„Der Kongress wird von Attac allein organisiert. Dies nicht aus organisationsegoistischen Profilierungsgründen, sondern weil gerade Attac angesichts der o.g. „Linksverschiebung“ das Potential hat, neue Kreise anzusprechen. In einer klassischen Bündniskonstellation ginge dieser Vorteil verloren.“

Auch wenn sie im nächsten Satz schreibt „Zugleich sind erste recht erfolgreiche Gespräche mit den politischen Stiftungen, Gewerkschaften und anderen Kooperationspartner erfolgt, die wir als Unterstützer des Kongresses gewinnen wollen.“ so konnte uns die Finanzplanung nicht wirklich überzeugen.

Diese geht bei geschätzten Gesamtkosten von 94.800 Euro und einem Attac-Eigenbeitrag von 20.000 Euro m. E. sehr optimistisch von 39.800 Euro Drittmitteln aus. Dabei sind die Teilnehmerbeiträge von 32.000 Euro bei ca. 20 Euro Beitrag wahrscheinlich realistisch geschätzt.

Nun stellt sich uns die Frage: Aus welchen Gründen welche Dritten nahezu das Doppelte zu einem Attac-Kongress beitragen sollten, ohne in die Organisation eingebunden zu sein oder inhaltlich ein Mitspracherecht zu haben? W・den wir dem zustimmen, wenn ein solches Ansinnen an Attac herangetragen w・de?

Unsere Befürchtung ist nun, dass wir irgendwann einen „Point of no return“ erreicht haben, ab dem der Kongress in jedem Fall stattfindet – auch wenn die veranschlagten Drittmittel nicht zusammen kommen. Und wer sollte dann die Differenz tragen? Werden die Teilnehmerbeiträge erhöht? Werden weniger ReferentInnen eingeladen? (Zitat: „2 Ausländ. pro Podium, ist tendenziell nach oben offen, Inländische 5.000,00 € Kann auch deutlich teurer werden)

Alle anderen Kosten sind de facto fest und/oder zum Zeitpunkt schon ausgegeben (Personal, Raummieten, Technik, etc.)

Unsere Befürchtung ist, dass Attac dann „in den sauren Apfel beißt“ und die Differenz aus Attac-Mitteln ausgleicht. Das würde zu einem Zeitpunkt geschehen, wo ein Ratschlag keine Entscheidungs-Alternativen mehr hätte, also praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt würde.

Nachtbemerkungen: Diese Argumentation erscheint Euch zu Recht als rein formal-bürokratisch. Wir haben auch inhaltliche Kritik an dem geplanten Kongress, die wir aber getrennt hiervon darlegen. Es ist also nicht so, dass wir das Konzept formal kritisieren, weil uns inhaltlich keine begründete Kritik einfällt.

Übrigens: Wenn schon „Foulspiel“ gerufen wird – dann „Revanchefoul“. Ist der geplante Kongress in Gladbeck in irgendeiner Weise inhaltlich diskutiert worden? Hat irgendjemand die Sinnfrage gestellt? Hat irgendjemand die Frage aufgeworfen, ob wir mit einem so stark theoretisch geprägten Kongress einverstanden sind?

Die Gegenfrage, warum wir das nicht getan haben, ist sehr berechtigt – den Schuh müssen wir uns anziehen. Aber war diese Diskussion irgendwo in der Tagesordnung vorgesehen?

Die Tendenz, inhaltliche Beschlüsse sozusagen „en passant“ mit einem Haushaltsplan zu entscheiden, kritisieren wir völlig zu Recht bei öffentlichen Entscheidungen. Warum machen wir das dann allerdings genauso?

Berlin, 28.August 2008, Andreas Fischer

Diskutiert und beschlossen auf dem Attac-Gruppentreffen Berlin am 19.August 2008

Alle Zitate:aus dem Papier „Kongress: Kapitalismus heute - Funktionsweise, Perspektiven und Alternativen (Arbeitstitel), Aktueller Stand der Vorbereitung