Kapitalismuskongress: Einige Gedankenanstöße für die allgemeine Debatte bei attac
Die folgenden Gedanken entstanden auf einem informellen Sonntagsbrunch, zu dem attacberlin eingeladen hatte. Leider konnte keine/r aus der Vorbereitungsgruppe des Kongresses teilnehmen (an einem Sonntag leicht zu verstehen).
Die Kritik, Ideen und Anmerkungen sind für eine breitere Debatte über den Kongress in der „Attacöffentlichkeit“ sind als Anregungen zum Weiterdenken gedacht.
Wir meinen, dass der Kongress in seiner uns bisher bekannten Planung nicht das breite Spektrum von attac wiederspiegelt und deshalb geöffnet werden sollte.
Für uns zeichnet sich attac gegenüber Parteien und NGOs durch seine Breite in alle Richtungen aus:
Ideologisch reichen wir von eher konservativen und christlichen bis hin zu linksradikalen Spektren.
Alle Altersgruppen sind vertreten und angenehm ist auch unsere Ost-Westmischung (trotz mancher Ungleichgewichtigkeiten)
TheoretikerInnen haben ihren gleichberechtigten Platz neben AktivistInnen......
Die bisherige Planung des Kongresses umfasst erstens nur einen Teil des theoretischen Spektrum (u.a. fehlen alle nichtetatistischen Ansätze) und zweitens ist er als rein theoretischer Kongress geplant, der das gesamte Spektrum des aktuell existierenden Widerstände und die Arbeit der AktivistInnen ausspart, wir als die Gesellschaft verändernde Subjekte kommen nicht vor.
Es liegt dem Kongress ein Selbstverständnis zu Grunde, nach dem gesellschaftliche Veränderungen nur möglich sind, wenn sie von Intellektuellen vorgedacht sind. Dieses Avantgardedenken wird bei weitem nicht von allen Attacies geteilt.
Ein Vorschlag:
Dem Kongress kommt seinem eigenen Selbstverständnis nach, aber auch angesichts eines hohen finanziellen Aufwands (Gesamtvolumen ca. 100 000€) eine besondere Bedeutung für attac zu und muss daher viel mehr das gesamte Spektrum von attac wiedergeben. Deshalb schlagen wir folgendes vor:
Als ReferentInnen werden 50 % TheoretikerInnen und 50% AktivistInnen eingeladen.
Also: 50% theoretischen Foren, Seminaren und Workshops wie bisher vorgesehen (wenn auch hier noch etwas erweitert) und 50% Veranstaltungen zu aktuellem Widerstand im real existierenden Kapitalismus. Hier könnten wir uns gut eine Fokussierung auf lokale und überregional bis hin zu europaweiten Kämpfen um die öffentliche Daseinsvorsorge vorstellen, da gerade hier im Widerstand auch mögliche Alternativen entstehen.
Im Rahmen der ESU und des ESF soll gerade in diese Richtung eine europäische Vernetzung vorangetrieben werden, woran der Kongress anknüpfen könnte.
(Gendergerechtigkeit ist für uns eine Selbstverständlichkeit.)
Was tun?
Wir schlagen eine möglichst breite Debatte zu dem Thema vor, da wir davon ausgehen, dass viele Attacies bisher in den Diskussionsprozess noch nicht einbezogen wurden. Diese könnte auf dem Herbst- Ratschlag möglicherweise zu einem neuen Beschluss führen.
Wir bitten auf jeden Fall bei der Auswahl von bezahlten Kräften unseren Vorschlag mit zu berücksichtigen, um nicht irreversible Fakten vor einer ggf. neuen Entscheidung zu schaffen.
Kontaktadresse für die „SonntagsbruncherInnen“ dorotheahaerlin@gmx.de