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Weltweites Attac-Treffen in Porto Alegre

Delegierte aus 30 Ländern diskutierten neue Strukturen, Themen und Kampagnen

Am Sonntag, den 26. Januar 2003, haben sich Attac-Delegierte aus 30 asiatischen, afrikanischen, lateinamerikanischen und europäischen Ländern im Rahmen des Weltsozialforums in Porto Alegre getroffen. Susan George, Vize-Präsidentin von Attac Frankreich, war von der großen Zahl der teilnehmenden Länder begeistert: "In den 30 Jahren meiner politischen Aktivität war ich noch nie so optimistisch wie heute." Attac ist eine der acht Gruppen, die das Weltsozialforum in Porto Alegre organisiert haben. Die AktivistInnen einigten sich auf eine neue Kommunikationsstruktur, neue Themen und internationale Kampagnen: zum Stopp des GATS-Abkommens über den Handel mit Dienstleistungen, zur Schließung von Steueroasen, zur Einführung der Tobin-Steuer und zum Widerstand gegen die geplante "Freihandelszone" im gesamten Amerika (FTAA/ALCA).

Weil Attac als internationale Bewegung weiter wächst, wird die zukünftige Arbeit vermehrt auf kontinentaler Ebene stattfinden. In Porto Alegre wurden Treffen von Attac Afrika, Amerika und Europa abgehalten. In diesen drei Kontinenten wächst Attac am schnellsten.

Nicht zuletzt auf Grund dieser "Globalisierung" der Bewegung erweitert sich die Agenda von Attac: Neben den traditionellen Themen der Finanzmärkte arbeitet Attac jetzt an der gesamten Spannweite unfairer Handels-Regimes, und viele Mitglieder sind zudem in Kampagnen gegen den Krieg im Irak aktiv. In Zukunft wird sich Attac auf vier internationale Kampagnen konzentrieren, die teilweise global und teilweise kontinental sind. Die Kampagne gegen das "General Agreement on Trade in Services" (GATS) wird intensiviert, um dieses WTO-Abkommen zu stoppen, das auf Liberalisierung und Privatisierung von Dienstleistungen - inklusive Bildung, Kultur, Gesundheitsvorsorge und Wasserversorgung - abzielt. Susan George stellt fest: "GATS ist eine Bedrohung für die Menschen auf der gesamten Welt. Wir wollen einen Stopp der GATS-Verhandlungen erreichen, um die Konsequenzen der Liberalisierung des Handels mit Dienstleistungen zu evaluieren." Eine andere weltweite Kampagne beabsichtigt, alle Steuerparadiese zu schließen und die Steuergerechtigkeit zwischen multinationalen und kleinen Unternehmen wie auch zwischen Kapital- und Arbeitseinkommen herzustellen. Eine dritte Kampagne hat zum Ziel, die Tobin-Steuer auf europäischer Ebene zu etablieren. Schließlich werden sich die Attacs der Amerikas ihre Kräfte in der Opposition gegen die künftige Freihandelszone der beiden Amerikas (FTAA - Free Trade Area of the Americas/ALCA - Área de Libre Comercio de las Américas) vereinen.

Die nächsten Stationen des "globalen Express" werden das G8-Treffen vom 1. bis 3. Juni 2003 in Frankreich und die 5. Ministerratskonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) im September 2003 in Cancún, Mexiko, sein. Dort stehen auch GATS und die Expansion der WTO in viele andere Bereiche auf der Agenda. Darunter sind beispielsweise das staatliche Beschaffungswesen und Investitionen. Für Evian ist eine gemeinsame Erklärung aller Attacs der Welt vorbereitet.

Die neue Website www.attac.info, die sich als Teil der unabhängigen Medien versteht, berichtet live und mehrsprachig von vielen internationalen Attac- und Globalisierungs-Veranstaltungen. Während des Weltsozialforums sorgte eine Gruppe von 60 AktivistInnen in sechs Sprachen für Artikel, Fotos und Audio-Dateien. Darüber hinaus wird "attac.info" Informationen über internationale Attac-Kampagnen bereitstellen.

Während des Treffens erklärten Attac-AktivistInnen in Porto Alegre ihre Solidarität mit Attac Schweiz und der alternativen Konferenz "Das andere Davos". Die Attac-Delegierten übten scharfe Kritik daran, dass die Polizei viele Menschen daran hinderte, an der Teilnahme in Davos teilzunehmen, und dass damit grundlegende Rechte ein weiteres Mal im Namen der neoliberalen Globalisierung beschränkt wurden.