Voller Erfolg: Viel Motivation und frische Energie
Die erste Attac Sommerakademie in Marburg ist mit vollem Erfolg zu Ende gegangen. Am Wochenende und an den Abendpodien nahmen 1000 Menschen teil. Bis Dienstag diskutierten Jung und Alt, Familien und Studierende, aus allen Berufssparten, aus vielen Regionen Deutschlands und der Welt über Themen, von denen es gerne heißt, sie seien trocken und schwer verständlich. Astrid Schaffert vom bundesweiten Attac Koordinierungskreis fasste auf der letzten Veranstaltung zusammen: „Wir haben nicht nur unser Wissen vertieft und Ideen weiterentwickelt, sondern auch den Zusammenhalt unserer Bewegung gestärkt. Wir haben ein Zeichen gesetzt gegen die viel zitierte Politikverdrossenheit. Die gibt es bei uns nicht. Wir wollen und wir werden uns weiter aktiv in die Politik einmischen. Wir gehen mit viel Motivation und frischer Energie auseinander.“
Fünf Tage lang diskutierten die TeilnehmerInnen der Attac Sommerkademie die unterschiedlichen Aspekte von Globalisierung. Auf über 150 Seminaren, Workshops und Podiumsdiskussionen analysierten sie die Ursachen der neoliberalen Politik und suchten nach Alternativen. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass es einfache Antworten und die allumfassende "Blaupause" für eine bessere Welt nicht geben kann, sondern dass es konkreter Lösungen für konkrete Probleme bedarf. Auf der Podiumsdiskussion zu den Alternativen strich z.B. Wolfgang Sachs (Wuppertalinstitut für Klima, Umwelt und Energie) hervor, dass die Globalisierung den Alltag jedes Einzelnen berühre: so sei auch die Veränderung des Geschmacks und des Konsumverhaltens ein wichtiger Schritt. Hermann Scheer (Eurosolar und MdB) legte dar, dass der Motor der heutigen Globalisierung die Abhängigkeit von fossilen Energiequellen sei, die allerdings in absehbarer Zeit erschöpft seien. Ein Umschwenken auf erneuerbare Energien bedeute gleichzeitig Re-Regionalisierung mit all ihren positiven Folgen. Ana Esther Ceceña (Mexico City, Autonome Universität) zeigte auf, dass die Bewegung der Zapatisten nur eine von vielen Bewegungen sei, die auf Veränderung hinarbeiten. Wie viele andere wollen die Zapatisten keinen ideologisch überhöhten Freihandel, keine von Konzernen gesteuerte Globalisierung und keinen Verzicht auf lokalen Landbesitz. Das Versprechen „Handel bringt Wohlstand“ sei zu einem Albtraum für die „Länder des Südens“ geworden und die Welthandelsorganisation das Vehikel für globale wirtschaftliche Dominanz. Lim Li Ching, gebürtige Malaysierin (Third World Network, London) forderte, dass die Menschen auch beim (Welt-)Handel in den Mittelpunkt des Interesses rücken müssten und dass der Wirkungskreis der WTO auf industrielle Güter beschränkt sein müsse. Dabei appellierte sie an die Solidarität der Menschen in den Ländern des Nordens, sich bei ihren Politikern für eine gerechte Weltordnung und gegen die wirtschaftspolitische Unterdrückung des Südens einzusetzen.
In diesem Sinne rief Oliver Moldenhauer (Attac Koordinierungskreis) zum großen Aktionstag in Köln am 14. September, eine Woche vor der Bundestagswahl, auf. Er machte Mut zum Kampf für eine ökologische und sozial gerechte Globalisierung gemeinsam mit Bündnispartnern wie den Jugendverbänden der Gewerkschaften der Erwerbsloseninitiative oder der Friedensbewegung . Hierzu passen die abschließenden Worte von Ceceña: „Unsere Würde und unsere Träume kann man nicht mit Geld kaufen. Wir müssen daran arbeiten, sie tagtäglich in unserem persönlichen Umfeld neu zu errichten. Die Welt, die wir hier und heute wollen, ist schon heute in unseren Händen und in unseren Köpfen.“