"Nur Entschuldung stellt Kreditwürdigkeit wieder her"
Das globalisierungskritische Netzwerk Attac hat die Aussagen von Finanzminister Hans Eichel zum Schuldenmoratorium für die Tsunami-betroffenen Länder kritisiert. Als Reaktion auf die gestrige Entscheidung des Pariser Clubs, den von der Flutkatastrophe betroffenen Ländern ein Schuldenmoratorium anzubieten, hatte Eichel sich besorgt über die möglichen Folgen für das internationale Kreditrating geäußert und gesagt: "Auf keinen Fall darf die Kreditwürdigkeit Indonesiens in Frage gestellt werden."
Wenn der Pariser Club und die Bundesregierung erreichen wollten, dass die Flutländer wenigstens vom - ohnehin unzureichenden - Angebot eines Moratoriums Gebrauch machen, müsste der Bundesfinanzminister gerade den Befürchtungen entgegentreten, dass ein Moratorium die Kreditwürdigkeit der Länder belasten könnte, sagte Philipp Hersel, Finanzmarktexperte im Attac- Koordinierungskreis und Mitarbeiter bei Blue21. Stattdessen geschehe das Gegenteil: "Mit seinen zynischen Äußerungen gießt Eichel Öl ins Feuer." Es dränge sich der Eindruck auf, dass das Finanzministerium sich zwar gerne mit dem Angebot des Moratorium schmücke, aber eigentlich froh sei, wenn die Länder es nicht in Anspruch nehmen, sagte Hersel: "Damit bleibt am Schluss nur noch Heuchelei übrig."
Nach Ansicht von Attac verschiebt ein Moratorium die Probleme nur in die Zukunft. Notwendig sei stattdessen dringend eine Schuldenstreichung. "Die Geschichte lehrt, dass sich die Kreditwürdigkeit von überschuldeten Ländern nur mit einer grundlegenden Entschuldung wiederherstellen lässt", sagte Hersel. "Wenn Eichel sich wirklich Sorgen um Indonesiens finanzielle Zukunft macht, sollt er sich dafür einsetzen." Bereits 1970 hat Indonesien einen beispiellosen Schuldenerlass erhalten. Damals, wie auch im Falle andere Länder, hat gerade die Schuldenstreichung die Kreditwürdigkeit nachhaltig wiederhergestellt.
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