Berlusconi will ein neues Genua
Der italienische Ministerpräsident Berlusconi provoziert erneut eine Konfrontation mit der globalisierungskritischen Bewegung. Nach einer Mitteilung der italienischen Koordination für das Europäische Sozialforum will die Regierung in Rom in der ersten Novemberhälfte das Schengen-Abkommen außer Kraft setzen, das den Bürgern der Europäischen Union ungehinderte Bewegungsfreiheit und unkontrollierten Grenzübertritt garantiert. Zuvor berichteten mehrere italienische Zeitungen, u.a. La Republica, über die Regierungspläne.
Mit dieser Maßnahme will der mit rechtsextremen Kräften durchsetzte italienische Regierungsapparat das Europäische Sozialforum behindern, das vom 6. bis 10. November in Florenz stattfindet. Bereits die europaweiten Protestaktionen gegen den G8-Gipfel im Juli vergangenen Jahres in Genua hatte die römische Regierung mit brutalen Polizeimaßnahmen und der Aussetzung des Schengener Abkommens zu unterdrücken versucht. Ein toter Demonstrant und rund 100 Verletzte waren die Folge.
Attac Deutschland protestiert mit aller Entschiedenheit gegen diese undemokratische Unterdrückung demokratischer Bürgerrechte und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit der EU-Bürger durch die Suspendierung internationaler Abkommen. Attac fordert von der italienischen Regierung die Gewährleistung des freien Zugangs aller Interessierten zum Europäischen Sozialforum in Florenz sowie die Gewährleistung einer friedlichen Zusammenkunft europäischer BürgerInnen ohne polizeiliche Gewaltmaßnahmen nach dem Muster von Genua.
Das Europäische Sozialforum ist eine Begegnungs-stätte der unterschiedlichsten globalisierungs-kritischen Bewegungen. Rund 20.000 Menschen werden zu diesem Ereignis in Florenz erwartet. Zu den prominenten Rednern aus Deutschland gehört unter anderen der Vorsitzende der weltweit größten Einzelgewerkschaft, der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, Frank Bsirske.
Nach dem Weltsozialforum in Porto Alegre/Brasilien Anfang diesen Jahres schafft das Europäische Sozialforum der europaweiten Bewegung eine Plattform zur Diskussion und Artikulierung ihrer Forderungen. Nationale und kulturelle Vielfalt einerseits und ein gemeinsames politisches Ziel andererseits - nämlich ein Europa des Friedens, der Ökologie und der sozialen Gerechtigkeit - bestimmen den Charakter des Europäischen Sozialforums.