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Wir trauern um Peter Grottian, einen außergewöhnlichen Menschen

Ein Nachruf des Wissenschaftlichen Beirats und des Koordinierungskreises von Attac

Peter Grottian verliest die Anklage beim Attac-Bankentribunal 2010 in der Berliner Volksbühne (Foto: www.attac.de)

Peter Grottian ist am Donnerstag, 29. Oktober, im Alter von 78 Jahren gestorben. Er war langjähriges Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von Attac und ein glaubwürdiger Vertreter des Zivilen Ungehorsams in den sozialen Bewegungen. Peter Grottian war ein unermüdlicher Kämpfer gegen verkrustete Machtstrukturen und hat sich Zeit seines Lebens in der Demokratie- und Friedensbewegung engagiert und mit ungewöhnlicher Ausdauer und Energie zahlreiche zivilgesellschaftliche Aktionen initiiert. Er wurde durch kluge Ideen und phantasievolle Aktionen bundesweit bekannt, unter anderem durch die Aufklärung des Berliner Bankenskandals in 2001 und als einer der Ankläger beim Attac-Bankentribunal an der Berliner Volksbühne 2010.

Als erster Hochschullehrer in Deutschland verzichtete er zusammen mit seinem Kollegen Wolf Dieter Narr an der Freien Universität in Berlin auf ein Drittel seines Gehalts, damit eine Kollegin eingestellt werden konnte. Mit Peter Grottian verlieren wir auch einen verantwortungsbewussten Hochschullehrer, der bis zu seinem Lebensende Doktorand*innen betreute, weil er, wie er selbst sagte, "nicht die kritischen Nachwuchswissenschaftler*nnen sich selbst überlassen konnte", nachdem viele seiner Kolleg*innen am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin, an dem auch er selbst lehrte, "nicht mehr da sind".

Peter Grottian engagierte sich außer im Wissenschaftlichen Beirat von Attac in vielen anderen Organisationen der Zivilgesellschaft, so etwa im Komitee für Grundrechte und Demokratie, und initiierte eine Vielzahl erfolgreicher Initiativen, beispielweise in der Friedensbewegung gegen Rüstungsexporte, gegen den Hartz IV-Skandal und für Arbeitszeitverkürzung in der Attac-Arbeitsgruppe Arbeitfairteilen. Er hielt sich dabei auch mit der Kritik an zivillgesellschaftlichen Organisationen, darunter auch an Attac, nicht zurück und mahnte nicht nachzulassen. Zuletzt hielt Peter Grottian Ende September 2020 in Berlin das Black-Rock-Tribunal ab, das er mit Werner Rügemer, ebenfalls Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac,  initiiert hatte. In einem Redebeitrag bekannte er sich bei dem Tribunal zu seiner "Altersradikalität", die ihm Kraft und Energie verleihe.

Anfang Oktober erlitt Peter Grottian in seinem Wohnort Bregenz einen Herzinfarkt und hat sich nach einer Herzoperation leider nicht mehr erholt. Wir trauern um einen außergewöhnlichen Menschen.