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PM von Anti-Atom OWL zu Grohnde

Pressemitteilungen des Koordinator der regionalen Antiatomaktivitäten OWL Andreas Rohrmann vom 16.5.2014

In Niedersachsen, direkt im Grenzbereich zu NRW betreibt EON gemeinsam mit dem Minderheitseigner Stadtwerke Bielefeld das Atomkraftwerk Grohnde bei Hameln.
 
Das Kraftwerk ist Ende April in die jährliche routemäßige Revision gegangen. U.a. stehen dann immer Wartungsarbeiten, Prüfungen und der Austausch von Brennelementen an. 2013 wurden bereits 8 von 16 MOX-Elementen unter großen zivilen Protest eingesetzt. Im Rahmen der diesjährigen Revision sollen die restlichen 8 MOX-Brennelemente eingeführt werden. Die Atomwirtschaft weiß um die massiven Risiken mit MOX und hat dies mehrfach leidvoll im Kraftwerk Gundremmigen erfahren. Trotzdem wird in Grohnde durch EON Kernkraft weiter auf volles Risiko gefahren, und dies bei maximalen Kostendruck des finanziell immer mehr angeschlagenden EON Konzerns.
 
Im Rahmen der Revision wurde direkt zu Beginn der Totalschaden des Generators festgestellt. Dieser muss nun unter hohem Aufwand ausgetauscht werden. Die Bauteile werden mit zwei Schiffen mit 400 und 200 Tonnen angeliefert. Die Revisionsarbeiten werden damit erheblich verzögert und schmerzen EON durch den Invest und die Verluste für jeden Tag ohne Stromproduktion. Der Schaden liegt außerhalb des Reaktors im nicht nuklearen Teil. Wäre der Schaden unter Volllast erfolgt, so hätte es im schlimmsten Fall sogar zu einer Kernschmelze kommen können. Somit hatte EON und die Bevölkerung großes Glück!
 
Nun wurde ein weiterer schwerwiegender Schaden festgestellt. Dieser liegt im Bereich der Strömungssteuerung, die direkt im Reaktorkern zu finden ist. Damit hat EON ein weiteres Problem.
 
Atomkraftgegner kritisieren den Betrieb seit Jahren und werden nicht müde, auf die massiven zahlreichen Probleme hinzuweisen. So sind die aktuellen Feststellungen die prompte Bestätigung von mangelnder Wartung, unterlassenen Investitionen und immer weiter alternder Technik. Wirtschaftlich ist nachvollziehbar, dass EON auf den "letzten Metern" bis zum Atomausstieg 2022 keine großen Investitionen in Sicherheit und Technik vornehmen will. Doch ist das bei einer Hochrisikotechnologie wie die Atomkraft untragbar und auch für die Aktionäre nicht zu rechtfertigen, die mit einem SuperGAU ein unfassbar und unbezahlbares Risiko tragen - auf einen Vergleich zu TEPCO sollte nicht verzichtet werden.
 
So ist es auch nachvollziehbar, dass die Energiekonzerne ganz bewußt den unvermeidlichen betriebswirtschaftlichen Ausweg in der Sozialisierung der Risiken und Kosten einschlägt: eine BadBank als Fonds oder Stiftung für die komplette Atomwirtschaft. Statt solcher dreisten Vorschläge wäre der sofortige Atomausstieg notwendig, bevor überhaupt in irgendeiner Form weiter diskutiert und ggf. verhandelt wird. Seit 2000 haben die Konzerne einen Deal zur Energiewende mit Atomausstieg. Nun sollen die Bürger durch mangelhafte Sicherheit und Verstaatlichung der Risiken aus einer verfehlten Atompolitik bezahlen: NEIN!
 
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Noch mehr kaputt im Schrottreaktor!
 
EON kommt mit seinem veralteten und technisch besorgniserregenden Atomkraftwerk Grohnde nicht mehr aus den Schlagzeilen!
 
Die Probleme des Atomkraftwerks und die finanziell desolate Lage des Betreibers EON müssen nunmehr ein Wahlkampfthema zur Europawahl werden – hier steht die Frage für die Zukunft der Atomkraft exemplarisch auf dem Programm. Auch wenn in Deutschland die Politik den Atomausstieg beschlossen hat, so treibt die EU-Kommission unter CDU Vertreter Oettinger die Atomstrategie voran und es sind zahlreiche neue Atomkraftwerke europaweit mit hohen Subventionen geplant. Statt der weltweit wegweisenden Energiewende wird die Strategie aus dem vergangenen Jahrhundert mit Kohle, Öl, Gas (u.a. mit Fracking) und Atom fortgesetzt!
Seit Jahren werfen Atomkraftgegner EON und der Landesregierung in Hannover Versagen bei der Sicherheit der Kraftwerksanlage vor. Zur Landtagswahl 2013 in Niedersachsen hatte die mit zahlreichen Anti-Atom-Gruppen vernetzte Regionalkonferenz “AKW Grohnde abschalten” eine ToDo Liste mit 30 offenen Punkten in Sachen Sicherheit der Landesregierung übergeben. Zum Jahresanfang wurde u.a. zum Gedenken der Atomkatastrophe in Japan erneut 2014 auf die Untätigkeit der Rot-Grünen Landesregierung und dem Betreiber EON und dem Minderheitsmiteigner Stadtwerke Bielefeld hingewiesen.
Die prompte Bestätigung der Untätigkeit des Betreibers stellte sich ein:
Als Ergebnis zeigen sich immer mehr und dazu auch noch schwerwiegende Mängel in der seit Ende April eingeleiteten jährlichen Revision. Zahlreiche Fragen stehen im Raum und finden keine Antworten. Völlige Enttäuschung besteht bei den Wählern der Grünen zur Landtagswahl, da der grüne Umweltminister Wenzel von seiner zurvor präsentierten atomkritischen Haltung nun zum "Handlanger der Atomwirtschaft mutierte". Die Kritik und der Aktionismus aus 2012 sind plötzlich wie weggeblasen!
Zunächst wurde ein sehr ernster Schaden am Generator festgestellt. Die Komponente außerhalb des nuklearen Bereichs hat einen Totalschaden. Erklärung: keine! Folge: massive Verzögerungen für den Weiterbetrieb und Verlängern der Revision.
Nun der nächste Schock! Es gibt auch im nuklearen Bereich ernstzunehmende Mängel. Gerade in der Steuerung der Strömungen hat sich etwas verselbständigt und wurde als losgelöster Drosselkörper im Reaktorkern als Fremdkörper identifiziert. Damit ist klar, dass es weitere und umfangreichere Prüfungen geben muss. Dies hat die Aufsichtsbehörde scheinbar auch direkt angeordnet.
Seit 2013 werden im Kraftwerk Grohnde hochgefährliche MOX-Brennelemente eingesetzt. EON hätte aus den Problemen in anderen Kraftwerken, wie Gundremmingen, lernen sollen. Zudem hat ein führender EON-Kernkraft-Mananger selbst auf einer Konferenz in den USA 2012 den dortigen Betreibern und Behörden ausdrücklich von dem Einsatz von MOX-Brennelementen abgeraten und dies an Hand der Auswertungen aus dem Betrieb deutscher Atomkraftwerken belegt. Kaum zu fassen, wie der Betreiber EON dann 2013 und nun auch im Mai 2014 in einem deutschen Atomkraftwerk ohne jede Not oder Aufforderung insgesamt 16 MOX-Elemente in den Reaktor in Grohnde einsetzt!
Atomkraftgegner aus der Region vermuten, dass die aktuellen Probleme auf eine Vielzahl von Entscheidungsfehlern beruhen:

Es ist falsch ein Kraftwerk weiter zu betreiben, dessen geplante technische Laufzeit bereits abgelaufen ist und welches dazu noch in der Leistung gesteigert wurde.Es ist unzumutbar, dass ein Kraftwerk mit bekannten baulichen Mängeln weiterbetrieben wird. Diese Mängel rühren größtenteils aus der Bauzeit. So ein Kraftwerk wäre unter den heute bekannten Erkenntnissen aus Wissenschaft und Technik niemals genehmigungsfähig. Statt dies aber anzuerkennen, machen alle Verantwortlichen die Augen zu und hoffen jeden Tag aufs Neue, dass es zu keiner Katastrophe kommt, die im Großraum bis zu 5,2 Mio Menschen treffen würden.Es ist falsch und wider besseren Wissens ein hochriskanter Brennstoff in das AKW eingesetzt worden, welcher schon in anderen Kraftwerken zu erheblichen Problemen geführt hat.Es ist fahrlässig und verantwortungslos, wesentliche Maßnahmen für die Sicherheit zu unterlassen, die eigentlich teilweise dringend notwendig sind.Es ist falsch und risikant, wenn aus reiner Profitgier ein Kraftwerk der höchsten Risikoklasse im Netz gehalten wird, wo durch ein massives Überangebot an Strom die Preise an der Energiebörse stetig fallen und die Regierung mit den Bürgern auf eine schnelle Energiewende drängen.Es ist unverständlich, wie eine Hochrisikotechnologie “Atomkraft” über Jahre hinweg nach mehreren größten anzunehmenden Unfällen wie Tschernobly 1986 und Fukushima 2011 und entgegen den Mehrheiten in der Bevölkerung einfach weiterbetrieben wird!Es ist nicht nachzuvollziehen, warum Grohnde weiterhin am Netz gehalten wird, wenn es in der Region genug andere und bessere Energiequellen gibt, die bereits seit mehreren Jahren das Atomkraftwerk im Weserbergland überflüssig machen.
"Wir haben nur eine deutliche Forderung: sofortige Stilllegung des AKW Grohnde!" so das Zitat der Atomkraftgegner in den letzten Tagen.
KONKRET FORDERN DIE ATOMKRAFTGEGNER VON DER ATOMAUFSICHT UND DEM BETREIBER:

eine umfassende, öffentliche Aufklärung des Generator-Defekteseine umfassende, öffentliche Aufklärung des Fremdkörper-Fundes im nuklearen Kraftwerkteilseine komplette Sicherheitsüberprüfung des AKW, bei dem auch jene Prüfpunkte und offenen Anforderungen abgearbeitet werden, die in den vergangenen Jahren der Routine zum Opfer gefallen sind
den Nachweis, dass der Generator ohne Sicherheitsprobleme in der alten Anlage betrieben werden könnteeine komplette Prüfung und die Offenlegung aller Nachweise, dass der schnell von EON beschaffte nach technischem Schrott anmutende Ersatzgenerator zu 100% technisch einwandfrei und für den Dauerlastbetrieb im Atomkraftwerk Grohnde ausgelegt istes muss geprüft werden, ob durch die baulichen Veränderungen neue Genehmigungsverfahren eingeleitet werden müssen, die ggf. auch unter Beteiligung der Öffentlichkeit durchzuführen sindmaximale Rücksicht auf Mensch, Natur und Umwelt bei allem Handeln
Die Atomaufsicht wie auch EON müssen vermeiden, dass ein beinahme SuperGAU wie 2007/2008 in Krümmel verhindert wird. Die Analogie ist nicht von der Hand zu weisen. Damals wollte der Betreiber Vattenfall zurück in den Markt und schnelles Geld verdienen, hat aber der Sicherheit keine Priorität gegeben.
Der Reaktor Krümmel war nach einem Trafo-Brand im Sommer 2007 vom Netz gegangen. Die schleswig-holstei­nische Atomaufsicht ließ die Stillstandszeit für weitgehende Sicherheitsüber­prüfungen nutzen, die immer mehr (auch bis dato unbemerkte) Probleme aufdeckten. 2008 wurde der Reaktor mit einem Alt-Trafo aus Brunsbüttel wieder in Betrieb genommen, aber auch dieser Trafo brannte nach weniger Tagen aus. Seitdem ging das AKW Krümmel nicht mehr in Betrieb.