Ein Oktoberabend am Kesselbrink: Rundum einen Camping-Pavillon stehen knappzwei Dutzend Menschen. ›Liebefelder‹ Mahnwache für Frieden« ist auf ein Schild gemalt. »Wer will Frieden?«, fragt Versammlungsleiter Christoph durchs Mikro. »Ich«, antworten alle.Auf einem Tisch liegen allerlei Flugblätter,viele aus dem Internet ausgedruckt, der Quelle der Aktivisten. Esoterisches, 9/11, Grund-einkommen, TTIP, Gentechnik im Essen sind Themen. Und natürlich die Ukrainekrise, der Auslöser der Mahnwachen.»Riesen-Skandal bei ARD & ZDF: Verfälschte Ukraine-News!«, schreit die Schlagzeile der Montags-Zeitung, einem bunten DINA4-Blatt im BILD-Layout, daneben US- und Israel-Flaggen. Dazu klärt das Blättchen darüber auf, dass man den ›Systemmedien‹ nicht trauen kann, Pussy Riot US-finanziert, Putingut und die USA böse sei. Die ist auch eine der Hauptzielscheiben der bundesweiten Montagsmahnwachen, die im März in Berlin starteten und heute in 120 Städten stattfinden. Kurz darauf warnte die linkePublizistin Jutta Ditfurth vor ihnen: »Offen faschistische Kreise haben sich überlegt, wie rekrutieren wir bis hinein in alternative und irgendwie linke Kreise, haben sich in ihrer Sprache gemäßigt und sich neue Begriffeausgedacht«, sagte Ditfurth im April auf 3sat. Ein solcher Begriff ist FED, die Federal Reserve Bank der Vereinigten Staaten. Für Lars Mährholz, Initiator der Mahnwachen, ist die »Privatbank« für »die Kriege der letzten 100 Jahre verantwortlich«. Also auch für die beiden Weltkriege – das Verlagern deutscher Verant-wortung auf die ›Internationale Hochfinanz‹ist auch zentraler Bestandteil rechtsextremer Propaganda.

Die FED ist auch immer wieder Thema beider Bielefelder Mahnwache – was daran rechtssein soll, versteht Christoph nicht. Er sieht auch keinen Antisemitismus darin, die seiner Mei-nung nach zentralen Namen zu nennen: Rothschild, Rockefeller. »Ich habe bei der Finanz-systemkritik erschreckend einfache Antwortengefunden – Fakten für mein Weltbild«, sagt der Krankenpfleger. »Vor einem halben Jahr hätte ich das alles nicht gewusst«, räumt er ein. Zuden Fakten gehört auch, dass neben der FED das Zinseszinssystem eine der Wurzeln allen Übels ist und es keinen Terroranschlag auf das World-Trade-Center gegeben hat.  Weiterlesen ...