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HF: Aufforderung zur Wasserkraftnutzung statt Privatisierung

Offener Brief der Friedensfördernden Energie-Genossenschaft Herford eG an den Aufsichtsrat der HVV wegen

des Grundstückstreifens der Stadtwerke neben dem Wehr am Bergertor:

Herford, den 4.4.2013 


Sehr geehrte Damen und Herren,
am 11.4.2013 werden Sie darüber entscheiden, ob das schmale Grundstück
der Stadtwerke neben dem Wehr am Bergertor an die Gilde Stadtsanierung
verkauft werden darf. Ursprünglich wurde dieser Randstreifen benötigt für das
Projekt „Bewegliches Wasserkraftwerk“; er sollte genutzt werden für einen Teil
des Fischaufstiegs, für einen breiteren Kraftwerkszulauf und für einen
öffentlichen Uferzugang mit Kanutentreppe.
Nun soll der Randstreifen verkauft werden, obwohl ein Gesamtkonzept fehlt,
welches das Herstellen der Durchgängigkeit und das Bebauen so gut wie
möglich in Einklang bringt. Am 22.11.2012 gab der Bau- und Umweltausschuss
ein Gutachten in Auftrag, das die beste Lösung finden soll, um die
Werre durchgängig zu machen.
Solange dieses Gutachten nicht vorliegt, darf keinesfalls
angenommen werden, dass der Randstreifen für einen Fischaufstieg
entbehrlich ist. Ein Fischaufstieg könnte auch in die Werre hineingebaut
werden; dann wäre aber zu prüfen, ob dies mit dem Hochwasserschutz zu
vereinbaren ist, ob die Baukosten höher sind als die für den bisher geplanten
Fischaufstieg und ob die am Kanuanleger entstehende Strömung ein
Sicherheitsrisiko ist. Grundsätzlich kommt auch eine Absenkung des Stauziels
in Frage, was aber erheblichen Widerstand in der Bürgerschaft nach sich
ziehen würde (mögliche Gefährdung der Standsicherheit von Häusern, Eingriff
in das Stadtbild). Die Planung der Gilde Stadtsanierung nimmt keine Rücksicht
darauf, dass eine Lösung für das Durchgängigkeitsproblem noch aussteht. –
Wurde geklärt, um was für eine Firma es sich handelt? Referenzen sind nicht
zu finden gewesen; die Bilanz lässt Zweifel aufkommen.
Unsere Energiegenossenschaft hat den Wunsch, das Potential der Werre nicht
länger ungenutzt zu lassen. An der Warburger Brauerei wurde die Diemel
durchgängig gemacht und zugleich eine Wasserkraftschnecke für einen
Abfluss von 5m³/s und eine Leistung von 100kW gebaut; Inbetriebnahme war
im Juli 2012. Fallhöhe und Abfluss sind dort nur ca.10% geringer als am
Bergertor. Die Schnecke ist fischfreundlich und dank konstruktiver Neuerungen
geräuscharm; die gesamte Baumaßnahme ist nachweislich rentabel.
Warburger Wasserkraftschnecke (www.nw-news.de)
Nach Einschätzung von Fachleuten kann mit einer Wasserkraftschnecke
am Bergertor wesentlich günstiger Strom erzeugt werden
als mit dem Beweglichen Wasserkraftwerk.
Dessen Technik ist für die Werre zu teuer, weil der Abfluss zu gering ist.
Außerdem war es mit seiner Auslegung für 10m³/s deutlich überdimensioniert.
Ganzjährig stehen im Schnitt nur etwa 4m³/s für die Stromerzeugung zur
Verfügung. In den Sommermonaten können oft nur 2m³/s verstromt werden,
und bei einer Auslastung von nur 20% erzeugt die Kaplan-Turbine des
Beweglichen Kraftwerks kaum noch Strom.
Weil das Schluckvermögen einer Wasserkraftschnecke höchstens halb so groß
wäre wie das des Beweglichen Kraftwerks, ist wesentlich mehr Wasser
vorhanden, um über die Wehrkante zu strömen und den gewohnten Anblick zu
bieten.
Beim Bau einer Wasserkraftschnecke wird der Randstreifen für eine
Fischaufstiegsanlage (FAA) benötigt; die Platzverhältnisse sind zu knapp.
Deshalb rufen wir Sie dazu auf, den Verkauf des Randstreifens
abzulehnen, damit die Möglichkeit zur Wasserkraftnutzung nicht
verbaut wird! Ein so guter Standort hat in einem großen Radius um Herford
herum Seltenheitswert und darf nicht zugunsten einer neuen, dicht an das
Wehr herangedrückten Bebauung aufgegeben werden. Das WWS- Grundstück
ist groß genug, um dort Häuser zu bauen und zugleich „Herford ans Wasser“
zu lassen, wie die Stadtwerke es geplant hatten. Die WWS hätte den
Randstreifen nicht an die Stadtwerke verkauft, wenn dadurch das Grundstück
unbebaubar geworden wäre.
Ein öffentlich zugängliches Ufer mit Wasserkraftschnecke, Kanutentreppe und
auffälligen Bäumen kann zu einem Anziehungspunkt werden, wie ihn die Stadt
noch nicht hat.
Die Stadt muss mittelfristig für die Durchgängigkeit sorgen und wird wahrscheinlich
300 000€ oder mehr aufzubringen haben, je nach technischer
Lösung und erlangtem Fördersatz. Wenn unsere Energie-Genossenschaft
ein Kraftwerk baut, wird sie auch das Wehr für Fische passierbar
machen und damit die Stadt von dieser teuren Pflicht entlasten. Wenn
durch den Verkauf des Randstreifens ein Kraftwerk auf Dauer
verhindert wird, dann wird es für die Stadt auf jeden Fall teuer! Diese
Mehrkosten können sogar den Erlös aus dem Verkauf des WWS-Grundstücks
und des Randstreifens übersteigen. Ein solches Geschäft ist daher nicht zu
verantworten. Übrigens: Eine FAA zu bauen, ohne auch eine Schnecke
aufzustellen, wäre geradezu eine Energieverschwendung.
Die Stadt muss mit der Möglichkeit rechnen, dass das ausstehende Gutachten
empfehlen wird, den Randstreifen für eine FAA zu nutzen. Sicher ist, dass dort
eine FAA hineinpasst und genehmigungsfähig ist. Die Baukosten sind dort am
niedrigsten; es kann im Trockenen gebaut werden. Den Randstreifen zu
behalten wird sich wahrscheinlich auch dann als wirtschaftlich erweisen, wenn
in den nächsten Jahren kein Kraftwerk errichtet wird. Bevor über den
Verkauf entschieden wird, sollte deshalb das Gutachten abgewartet
werden. Wir bitten Sie darum, die Tür zu einem rentablen und
umweltverträglichen Wasserkraftwerk offen zu halten und nicht zuzulassen,
dass der Randstreifen an den potentiellen Investor verkauft wird. Wenn Sie
unserem Aufruf folgen, werden wir eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben,
damit es zügig vorangeht um bald am Bergertor Ökostrom zu erzeugen.


Mit freundlichen Grüßen
von den Vorstandsmitgliedern


Dr. Martin Sonnabend Barbara Rodi Christoph Arnold
Aufsichtsratsvorsitzender: Vorstand: Geschäftsadresse: Kontoverbindung:
Dipl. Ing. Ingo Ellermann Christoph Arnold
Klaus Mittelsdorf FEGH Nr. 405 425 9200
www.energiegenossenschaft-herford.de 

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