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Gutes Leben für alle statt Konsumrausch

Attac ruft zu Kauf-Nix-Tag am ersten Adventssamstag auf

Die vorweihnachtliche Konsumschlacht kommt mit dem Black Friday zu ihrem Höhepunkt. War es zu Beginn nur ein Tag, so werben Anbieter*innen jetzt mit einer "Black-Friday-Woche" und dem darauffolgenden "Cyber Monday". Der Handel lässt sich immer mehr einfallen, um die Verbraucher*innen mit Schnäppchen zu mehr Konsum zu verführen. Die spezielle Aufgabe dieses Jahr für die Verkaufsstrateg*innen: trotz der Beschränkungen durch Corona den Umsatz wieder in höchste Höhen zu treiben.

Am Wochenende setzen Gruppen weltweit den provokanten Gegenpunkt: bewusster Konsumverzicht, Kauf-Nix-Tag statt Black Friday. Auch Attac ruft dazu auf, am Samstag 24 Stunden auf Konsum zu verzichten. (Im angloamerikanischen Raum fällt der Buy-Nothing-Day auf den Freitag vor Advent. Der Kauf-Nix-Tag in Deutschland wird am  ersten Adventssamstag begangen).

Alfred Eibl vom Attac-Koordinierungskreis sagt: "Der Kauf-Nix-Tag ist ein guter Anlass, sich aus dem vorweihnachtlichen Kaufrausch auszuklinken und in Ruhe darüber nachzudenken, wie wir unseren Lebensstil und unser Einkaufsverhalten so ändern können, dass wir zu einer ökologisch nachhaltigen Lebensweise beitragen." Neben der dauernden Werbung verstärkt der angebliche Wachstumszwang den Druck zu immer mehr Konsum. Nur wer viel konsumiert, gilt als gute*r Wirtschaftsbürger*in. Dass sich bei wachsender sozialer Spaltung viele auch hierzulande den Kaufrausch nicht leisten können und gerade in Corona-Zeiten Millionen Menschen gerade mal Geld fürs Nötigste haben, wird ausgeblendet.

Zugleich ist klar: Ein großer Teil der Menschen in reichen industrialisierten Ländern lebt über seine ökologischen Verhältnisse. So war der "Earth Overshoot Day" – also der Tag, an dem alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht sind, die die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren und nachhaltig zur Verfügung stellen kann – in diesem Jahr trotz Corona bereits am 22. August.

"Die gegenwärtigen sozialen Probleme und ökologischen Krisen zeigen uns überdeutlich, dass es nicht mehr um ein Mehr an Produktion und Ressourcenverbrauch geht, sondern um Orientierung hin zu einer sozialen und nachhaltigen Produktions- und Lebensweise. Dazu müssen die Strukturen von Ausbeutung, ungerechter internationaler Arbeitsteilung und Konkurrenz- und Wachstumszwang durchbrochen werden", sagt Achim Heier, ebenfalls aktiv im Attac-Koordinierungskreis. "Dafür brauchen wir beides: neue Regeln und Gesetze – und die Bereitschaft jedes und jeder Einzelnen, ihr Verhalten zu ändern. Die politischen Auseinandersetzungen um ein Lieferkettengesetz zeigen, dass dies immer mehr Menschen bewusst wird."

Um bewusst einzukaufen, hilft es, sich die folgenden Fragen zu stellen:

  • Brauche ich das Produkt?
  • Wo und unter welchen Arbeitsbedingungen wurde das Produkt hergestellt?
  • Gibt es eine regional hergestellte Alternative?
  • Lässt sich das Produkt reparieren, wenn es kaputt ist?
  • Wie leicht lässt es sich recyceln?
  • Ist das verkaufende Unternehmen ein fairer Wirtschaftsteilnehmer oder steht es wie Amazon, Ikea und Co. für massive Steuervermeidung? 

Alfred Eibl: "Erfreulicherweise werden der ökologische Fußabdruck und das Wirtschaftsverhalten von Unternehmen zunehmend auch in Produkttests berücksichtigt. Jetzt geht es darum, dass sie auch das Alltagshandeln von immer mehr Menschen bestimmen."