Erläuterungen zu Uranmunition von W. Eisenberg (HF)
Der beschlossene Atomausstieg betrifft nur die Strom produzierenden AKWs, nicht aber andere Nuklearanlagen. Die Urananreicherungsfabrik Urenco in Gronau beispielsweise hat eine unbefristete Betriebsgenehmigung und baut zur Zeit ihre Produktionskapazität sogar noch aus. Das wird dazu führen, dass in Deutschland auch dann noch Kernbrennstoff hergestellt wird, wenn hierzulande gar keiner mehr gebraucht wird. Urenco exportiert sein Produkt, das angereicherte Uran, in alle Welt, z.B. auch nach Japan.
Bei der Urananreicherung wird der spaltbare Uran-235-Anteil des Natururans von 0,7 % auf ca. 5 % angereichert. Als Abfall bleiben Unmengen von abgereichertem Uran übrig, das fast nur aus U-238 besteht (97,3 % im Natururan, 97,8 % im abgereicherten Uran, englisch: depleted uranium, DU). Für jede Tonne (1 t = 1000 kg) angereichertes Uran fallen 7 t DU an. Auf dem Gronauer Fabrikgelände lagern 38.000 t unter freiem Himmel, bald sollen es 60.000 t sein.
DU ist die dichteste Substanz auf der Erde, es ist 1,7 mal dichter als Blei. Deshalb ist die Rüstungsindustrie sehr an diesem billigen Abfallstoff interessiert. DU- Hartkerngeschosse dringen durch Panzerstahl und Bunkerwände, deshalb spricht man von panzer- und bunkerbrechenden Waffen. Im Inneren eines getroffenen Panzers entzündet sich das auf über 3000 Grad Celsius erhitzte Uran selbst, es entsteht ein Uranoxid-Aerosol mit Partikelgrößen im Nanobereich (1 Nanometer = 1 Milliardstel Meter). Dieser feine Uranstaub verteilt sich großräumig mit dem Wind. Menschen atmen die Partikel ein oder nehmen sie mit Wasser und Nahrung auf. Im Körper ist Uran ein starkes Gift: Als Schwermetall wirkt es „chemotoxisch“, als radioaktives Element „radiotoxisch“. Nierenversagen, Minderung der Abwehrkräfte, Leukämie, Krebs, schwere genetische Schäden mit angeborenen Fehlbildungen sind die wichtigsten Folgen. DU wurde massenhaft im Irak, auf dem Balkan, in Afghanistan, wahrscheinlich auch in Libyen eingesetzt. Die betroffenen Regionen sind wegen der unvorstellbar langen Halbwertzeit des DU (4,47 Milliarden Jahre !) „auf ewig“ verseucht, die Zivilbevölkerung leidet. Der Einsatz dieses Giftes ist ein Verbrechen an den nachfolgenden Generationen. DU muss geächtet werden.
Übrigens sind die bei Soldaten beschriebenen Golfkriegs- und Balkan-Syndrome die typischen DU-Folgekrankheiten.
Ob in der Senne irgendwann DU-Munition getestet wurde, ist nicht sicher, aber durchaus denkbar.
< Winfrid Eisenberg, Dr. med., Kinderarzt, IPPNW-Arbeitskreis Atomenergie Herford, d. 11.10.2012