Arm und Reich als Verteilungsfrage!
Am Vorabend des Timkenfestes sprach Steffen Stierle aus Berlin in Enger zum Thema von Reichtum und Armut in unserer Zeit. Er war von der evangelischen Kirchengemeinde und der Stadt Enger eingeladen worden. Der Saal des Gemeindehauses war fast bis auf den letzten Platz besetzt. Zunächst sprach Steffen Stierle über die Verhältnisse in Europa. Hier geht es bei der Armut nicht um Verhungern und Sterben. Als arm gilt, wer in seinem Land über weniger als 60% des Medianeinkommens verfügt. Es geht also um Armsein im Verhältnis zu den Mitbürgern. Und davon sind in Europa etwa 16 bis 17 Prozent er Bevölkerung betroffen. Der Prozentsatz von etwa 16 gilt auch für Deutschland. Dabei ist zu bemerken, dass der Anstieg auf diese Zahl in den letzten Jahren recht zügig verlaufen ist. Für diesen schnellen Anstieg sind die Gesetze unter der Zielsetzung von Agenda 2010 verantwortlich. Hier sind die Hartz-IV-Problematik und die Schaffung des Niedriglohnsektors zu nennen. 51% der Arbeitslosen sind arm und auch 7% der Arbeitenden. Pauschal gilt, je länger die Arbeitslosigkeit dauert, desto größer ist die Gefahr der Armut. Natürlich gibt es auch noch etliche andere Ursachen für persönliche Armut wie die Existenz als Migrant/in, als Alleinerziehende/r, als Kinderreiche/r oder als aufgewachsen in sozial schwachen Verhältnissen. Armut bedeutet sowohl materielle Entbehrung als auch soziale Exklusion. Wer arm ist, gerät zumeist immer mehr an den Rand der Gesellschaft, hat vor allem Umgang mit anderen Armen. Nichts und niemand holt ihn aus dem Abseits heraus. Was ist nun Reichtum? Zunächst ist zu bemerken, dass es dazu keine vergleichbaren statistischen Unterlagen gibt wie zum Thema Armut. Man spricht von Menschen die sind wohlhabend, überdurchschnittlich wohlhabend und sehr wohlhabend. Reich sind Personen, die – zusätzlich zu den normalen materiellen Gütern - über ein verfügbares und kurzfristig abrufbares Geldvermögen von mindestens 500.000,- Euro verfügen. Steffen Stierle ging dann auf Reichtum und Armut weltweit ein. Die Weltbank definiert Menschen als arm, wenn sie über weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag verfügen. Armut bedeutet in verschiedenen Teilen der Welt zu hungern und zu verhungern. 37.000 Menschen verhungern täglich. Rund 1 Milliarde Menschen gelten als dauernd unterernährt. Und das geschieht, obgleich weltweit eigentlich genug Nahrungsmittel für die ganze Weltbevölkerung vorhanden ist. Die Hauptursache des Hungers in der Welt ist die ungleiche Verteilung der Nahrungsmittel. Die Strukturen des gegenwärtigen Welthandels lassen die einen im Überfluß leben und die anderen verhungern. Oligopole, Spekulation mit Nahrungsmitteln, Kriege und Überschuldung von vielen Staaten waren Stierles Stichworte. Nur in aller Kürze wurden Alternativen für den gegenwärtigen Welthandel genannt. Entschuldung, eine andere Art von Entwicklungshilfe, die globale Besteuerung von Vermögen und Unternehmensgewinnen, das Verbot von Nahrungsmittelspekulationen und die Besteuerung von Finanzmarkttransaktionen gehören zu den Vorschlägen. - Nach dem Vortrag schloß sich ein für alle Teilnehmer offenes Gespräch an. Der Vortragende gab die Empfehlung, jeder möge sich in der Kirche, in einer Gewerkschaft oder bei Attac bei dem Thema engagieren, an dem ihm am meisten liegt.(lb)