Alternative Energiegenossenschaft im Kreis HF in Sicht

Zuerst für die Nichtleser das Wichtigste: es gibt eine E-Mail-Kontaktstelle für Fragen und Ideen:
info@energiegenossenschaft-herford.de
Es ist soweit – der erste Schritt zu einer Energiegenossenschaft in Herford ist gemacht! Vorbilder von Bürgersolar- und Windkraftanlagen gibt es schon in Hiddenhausen, Vlotho und Rödinghausen.
Aus Leopoldshöhe gab es jetzt weitere Informationen über Vor- und Nachteile einer Genossenschaft als Organisationsform. Offen blieb, ob es eine eigene Herforder Genossenschaft geben soll oder nicht gleich, statt einer Kooperation, ein Beitritt in Leopoldshöhe nützlicher für alle ist. Regionale Vernetzungen, auch ins Lipperland, stehen sowieso weiter an.
Über einige Grundsätze war man sich auch schnell einig: die Einlagen sollen kleinteilig sein, ca. 250-500 Euro, die Beteiligungsrechte sind an die Mitgliedschaft, nicht an die Höhe der Anteile gebunden. Renditeerwartungen stehen nicht im Mittelpunkt, aber sind nach heutigen Einspeisungsvergütungen mit etwa 2-5 Prozent gedacht, sie können auch in neue Projekte investiert werden.
Ein Vorschlag mit Pfiff: statt Geldeinlage, die Möglichkeit sein Dach, seinen Acker, seinen Bach oder Berggipfel als Anteil einzubringen.... Ideen gibt es noch viele, um eine Genossenschaft von ihren Ursprüngen her zu denken, als spannende Selbstorganisation und direkter demokratischer Teilhabe an der sozial-räumlichen Gestaltung.
Alternative Energien eignen sich hervorragend, um kleinräumig produziert zu werden, sie schaffen Unabhängigkeit von anonymen Märkten und außerdem rechnen sich die Solaranlage, das Windrad, evtl. auch Wasserprojekte eben heute schon, wenn man die eigene Stromrechnung als Vergleich heranzieht.
Und sicherlich ist es angesichts der schwankenden, undurchsichtigen Finanzmärkte manchem Kleinsparer lieber, in überschaubare Anlagen zu investieren - auch als Mieter -, wo man weiß, wozu das eigene Geld seinen Weg zur „Vermehrung“ nimmt! Darüber hinaus ist jedes Bürgerprojekt vor Ort zugleich ein Druckmittel, das sich als direkte Interessensvertretung mit einer politischen Vision aufbaut
"Atomausstieg und Klimaschutz selber machen"
Das ist die Antwort aus dem Anti-Atom-Bündnis Herford auf die Unzulänglichkeiten von Wirtschaft und Politik, unsere Lebensgrundlagen auf dem Planeten zu sichern und gegenüber der Macht der Energiekonzerne eine regionale Souveränität aufzubauen, sowohl was die Stromerzeugung als auch den Vertrieb und eine Netztechnik betrifft, die auf den Vorrang regionale Einspeisungssteuerung ausgerichtet werden muss.
Die Stadtwerke wurden dabei ebenfalls als wichtige Säulen mit im Boot gesehen. Genau da bestand aber auch, aus den Erfahrungen vergangener Privatisierungssünden, egal ob aus Sparzwängen oder neoliberalem Politikverständnis heraus, eine berechtigte Skepsis gegenüber den kommunalpolitischen Akteuren, denn schließlich hatten wir mal ein funktionierendes EMR (Elektrizitätswerke Minden-Ravensberg mit Teleos als Tochter!), allerdings auch mit einer kommunalpolitischen Mehrheit für den Bau des AKW-Grohnde!
Ein erster Test in Richtung Re-Kommunalisierung der Güter öffentlicher Daseinsvorsorge wird sein, ob die Gemeinden die in den nächsten Jahren auslaufenden Konzessionen der Stromnetze wieder in kommunale Hand übernehmen werden.
Regional soviel wie möglich – Großtechnologien soviel wie nötig
Sowohl das Ausstiegsszenario aus der Kernenergie, wie auch die energiepolitische Förderpraxis der Bundesregierungen tragen die Handschrift der Interessen der großen Energiekonzerne und sind darauf ausgerichtet, sowohl ihre nationale Marktführerschaft und damit Preissetzungsmacht zu bedienen, wie auch im beidseitigen imperialen Interesse weltweit zu operieren. Dem entsprechend war und ist die Laufzeitverlängerung der AKW „berechnet“, um mit den Gewinnen von heute, nicht etwa die Kosten der Kerntechnologie für ihre Nachsorge in den nächsten Jahrhunderten abzusichern, sondern die großtechnologische Umgestaltung auf die erneuerbaren Energien zu stemmen und damit als Markt in der Hand zu behalten. Vorzugsweise staatlich gefördert, wogegen die Mittel bei der Solar– und Windenergie runter gefahren wurden. Der Bürger zahlt über versteckte Steuern und wird die energetische Erneuerung der Bausubstanz zu tragen haben – wenn es nicht eine sozial-ökologische Bewegung geben wird, die hier andere Akzente setzt mit Schwerpunkten der Regionalförderung für die alternativen Energien, sowie Plus- und Niedrigenergiesiedlungen und Gewerbeflächen und vieles mehr, was es noch zu entwickeln und auszuprobieren gilt.
Atomausstieg durchsetzen und Klimawandel stoppen verweist aber auch auf grundsätzliche Fragestellungen.
Wie viel Wachstum und welche Waren und Dienste brauchen wir für ein gutes Leben für Alle?
Wer entscheidet darüber und wie werden sie unter sozial-ökologischen Kriterien produziert? Was muss sich dafür an unserer Produktionsweise und der Politik grundlegend ändern?
Unbequeme Fragen, die aber mit jeder Krisenentwicklung aktueller werden und nach Lösungen drängen.
Vorab Information dazu:
Attac plant für die nächste Zeit Themenabende unter dem Titel „Herforder Zukunftswerkstadt“. Die startet:
Donnerstag, 6. Oktober 2011, um 19.30 im HudL
„Kann der Kapitalismus die aktuellen Probleme lösen?"
mit Prof. Herbert Schui
Mitbegründer der Memorandum Gruppe für alternative Wirtschaftspolitik und im wissenschaftlichen Beirat von Attac
(hb)