Die Haifischinsel als Gedenkort

Die Haifischinsel, ein felsiges Gelände im Hafen von Lüderitz an der südlichen Küste Namibias, war 1905-1907 Schauplatz eines Konzentrationslagers, in dem Tausende Ovaherero und Nama an den Folgen von Zwangsarbeit, Hunger und Vernachlässigung zu Tode kamen. Heute befindet sich auf der Haifischinsel ein von Gemeinschaften der Ovaherero und Nama errichteter Gedenkstein.
Am 12. April 2025 wird an diesem Ort an den Überfall der deutschen „Schutztruppe“ auf die Siedlung Hornkranz im Bergland Zentralnamibias am 12. April 1893 erinnert. Der Überfall erfolgte im tiefsten Frieden und hatte zum Ziel, den Nama-Führer Hendrik Witbooi und seine Gefolgsleute zur Anerkennung der deutschen Souveränität über die Region zu zwingen. Witbooi hatte dies als einziger der traditionellen Führer in Zentral- und Südnamibia verweigert, mit klarsichtigen Einschätzungen der Folgen eines solchen Schrittes für die Afrikaner:innen. Beim Überfall auf Hornkranz wurden etwa 70 Frauen und Kinder getötet und nahezu 100 in Gefangenschaft nach Windhoek geführt; die Mehrheit der männlichen Kämpfer konnten entkommen und führten noch über ein Jahr lang einen Guerilla-Krieg fort. Heute wird an diesem Tag an das erste große Kolonialverbrechen der Deutschen in Namibia erinnert.
Prof. Dr. Reinhart Kößler
Das Gedenken an diesem Ort ist allerdings gefährdet durch die Pläne, den Hafen massiv auszubauen. Dadurch würden weitere Gräber zugebaut und angemessenes Gedenken durch den Industrielärm unmöglich.
Präsidentin fehlte Presseerklärung nach dem "Genocide Walk"
In einer aktuellen Pressemitteilung der Landless Movement Party (LMP) wird auf die Absage zur Teilnahme an dem "Genocide Walk" seitens der Präsidentin und der Vizepräsidentin Namibias eingegangen und die Entschlossenheit der Beteiligten hervorgehoben, den Kampf fortzusetzen, bis in den Verhandlungen mit Deutschland eine Einigung für wiederherstellende Gerechtigkeit erreicht ist. Hier zur Pressemitteilung
Hintergrund ist die seit längerem andauernde Auseinandersetzung um ein Abkommen zwischen Deutschland und Namibia zum Umgang mit den Kolonialverbrechen. Charlotte Wiedemann schreibt dazu in Le Monde Diplomatique: "Deutschland verweigert bis heute eine Anerkennung juristischer Folgen des Genozids (1904–1908) sowie direkte Gespräche mit den beiden repräsentativen Verbänden der Opfernachfahren, der Nama Traditional Leaders Assocation und der Ovaherero Traditional Authority, über deren Forderung nach Reparationen. Stattdessen wird seit 2015 mit der namibischen Regierung hinter verschlossen Türen über eine „Joint Declaration“ verhandelt , derzufolge 1,1 Milliarden Euro, über 30 Jahre verteilt, in regionale Entwicklungsprojekte fließen sollen. Obwohl gegen dieses Vorgehen seit 2023 eine Klage der Opferverbände beim Obersten Gericht Namibias anhängig ist, hat die soeben neu gewählte Regierung in Windhoek der Declaration zugestimmt." Der ganzen Beitrag