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Die Krisen stecken im System - feministisch streiken weltweit! Aufruf der bundesweiten FemStreik-Bündnisse zum 8. März 2023

Ni una menos – nicht eine Einzige weniger! Mit diesem Slogan gegen patriarchale Gewalt und Femizide hat 2015 die feministische Streikbewegung Argentiniens die Welt entflammt. In wenigen Jahren wuchs diese Bewegung. Der Slogan „Jin Jiyan Azadi“ (Frauen Leben Freiheit) der revolutionären kurdischen Bewegung hallt aktuell in der ganzen Welt wider. Von Abya Yala Lateinamerika über Rojava (Nord-Ost-Syrien) und Teheran bis nach Europa stehen Frauen und Queers/Frauen, Lesben, inter, trans und nichtbinäre Menschen auf und rebellieren. Gemeinsam kämpfen sie für eine Gesellschaft, die ihnen ein gutes Leben ermöglicht.

Die gesellschaftlichen Widersprüche spitzen sich massiv zu: Weltweit finden kriegerische Auseinandersetzungen im Interesse der Herrschenden statt und ein Ende der Klimazerstörung ist auch nicht in Sicht. Auch die Wirtschaftskrise trifft uns Lohnabhängige hart: Die Inflation ist in Deutschland bereits auf eine Rekordhöhe von über 10% gestiegen und die Preise für Lebensmittel gehen steil nach oben. Mehr als zwei Millionen Menschen müssen hierzulande Essensspenden von der Tafel holen. Die Preise für Gas haben sich zeitweise verdreifacht. Und auf der anderen Seite fahren Konzerne dicke Profite ein und werden auch noch staatlich subventioniert (Gaskonzerne). Es findet eine spürbare Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben statt.

Es hat System, dass sich diese Krise auf Frauen und Queers/FLINTA härter auswirkt: Von niedrigen Löhnen sind statistisch nachgewiesen vor allem Frauen und Queers/FLINTA betroffen. Viele von uns arbeiten gerade mal für den Mindestlohn oder nicht viel mehr - im Alter wartet auf uns die Armut. Altersarmut ist weiblich! Einsparungen im sozialstaatlichen Bereich werden vor allem für Frauen und Queers/FLINTA ein Problem werden, denn diese sind auf diese Angebote besonders angewiesen. Und gerade gegen die insbesondere in Krisen erstarkende Rechte wird es darum gehen müssen, schon erkämpfte Errungenschaften zu verteidigen. Hinzu kommt die Ausbeutung und Unterdrückung im Privaten: Wir leisten einen Großteil der unbezahlten Haus- und Sorgearbeit. Und Gewalt gegen Frauen und Queers/FLINTA steigt seit Jahren.
All das sind wichtige Gründe, am 8. März, dem internationalen feministischen Kampftag / Frauenkampftag / Kampftag für Frauen und Queers auf die Straße zu gehen.
Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst: Gemeinsam feministisch streiken!

Konkret werden unsere Kämpfe zum Beispiel in Tarifrunden. 2023 wird in der Tarifrunde des öffentlichen Dienstes um Geld verhandelt, welches die Beschäftigten dringend benötigen. Auch in der Pflege wird es wieder Arbeitskämpfe geben. Gerade in Krisenzeiten sind diese Kämpfe besonders wichtig, um Existenzen zu sichern. Es geht um die Situation der Beschäftigten, um vernünftige Arbeitsbedingungen und Entlohnung, insbesondere in den unteren Lohngruppen. Die Mitarbeitenden in der Pflege und im Öffentlichen Dienst stemmen die staatliche Daseinsfürsorge: Von der Abfallwirtschaft, über die öffentliche Verwaltung bis hin zu den Kindertagesstätten. Alles Tätigkeiten, die für ein menschliches Leben in dieser Gesellschaft wichtig sind.

Außerdem: Viele Frauen und Queers/FLINTA sind im Öffentlichen Dienst beschäftigt. Es sind insbesondere die historisch „weiblichen“ Berufe, wie im Sozial- und Erziehungsdienst, in der Pflege oder in der Reinigung, die prekär bezahlt werden oder in denen die Arbeitsbedingungen schlecht und die Anerkennung gering sind.

Während der Staat Gaskonzerne subventioniert und das Militär mit 100 Milliarden aufrüstet, droht der weitere Abbau sozialer Dienstleistungen und gesellschaftlich organisierter Sorgearbeit. Wenn öffentliche Betreuungsmöglichkeiten wegfallen, dann nimmt die unbezahlte Care-Arbeit zu, die meist auf den Schultern von Frauen und Queers/FLINTA lastet.

Die kapitalistische Gesellschaft hat kein Interesse ein gutes Leben für alle zu organisieren und dient rein der Profitmaximierung einiger weniger. Um sich die Reproduktionsarbeit nichts kosten zu lassen ist sie auf die systematische Ausbeutung und Unterdrückung von uns allen angewiesen und wird das Patriarchat nicht freiwillig aufgeben. Deshalb ist unser antipatriarchaler Kampf auch antikapitalistisch. Dafür ist es wichtig, Arbeits- und feministische/Frauenkämpfe miteinander zu verbinden. Wir sind doppelt so mächtig, wenn wir uns zusammenschließen und gemeinsam streiken – gegen die Arbeitsausbeutung in unterbezahlten klassischen „Frauenberufen“, Arbeitsausbeutung und Unterbezahlung und gegen die unbezahlte Sorgearbeit, die wir täglich und im Übermaß leisten. Wir wollen ein gutes Leben, das wir uns auch leisten können, wir wollen kollektive und gemeinschaftliche Daseinsfürsorge sowie mehr selbstbestimmte Zeit.

Mit dem feministischen Streik hin zum guten Leben

Eine bessere Gesellschaft können wir uns nur selbst erkämpfen. Schließen wir uns zusammen, um der kapitalistischen Vereinzelung, Krieg und Krise die Stirn zu bieten und zu zeigen, dass wir viele sind! Schließen wir uns zusammen, um uns gegen die herrschenden Verhältnisse zur Wehr zu setzen und ökonomischen sowie gesellschaftlichen Druck aufzubauen.

Wir kämpfen für mehr als bessere Löhne. Wir kämpfen solidarisch mit den vielfältigen internationalen Bewegungen für ein gutes Leben in Rojava, Teheran und Argentinien. Gegen patriarchale Gewalt und für eine Veränderung hin zu einer Gesellschaft, in der gegenseitige Fürsorge und eine bedarfsorientierte und demokratische Produktionsweise im Mittelpunkt stehen. Die Welt, in der wir leben möchten, wird nur ohne Kapitalismus zu haben sein, und die Abschaffung dieser Wirtschaftsweise ist ohne Frauen und Queers/FLINTA nicht zu machen. Wir kämpfen für eine solidarische Gesellschaft, in der wir ein selbstbestimmtes und sicheres Leben führen können. Eine Gesellschaft, in der die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen der Geschichte angehört.

Die Krisen stecken im System - feministisch streiken weltweit!