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Diskussionsbeitrag zu Bewältigung der Corona-Wirtschaftskrise

In der Folge der Corona-Krise ist mit einer erheblichen Wirtschaftskrise zu rechnen. Es werden nach und nach fast alle Bereiche der Wirtschaft betroffen sein. Es müssen deshalb ganz schnell einige grundsätzliche Entscheidungen gefällt werden, um eine wirklich ganz große Krise mit vielen Insolvenzen zu vermeiden.

Mit diesem Artikel möchte ich eine Diskussion anstoßen, wie die völlig neue Situation am ehesten ohne eine langanhaltende Krise gemeistert werden kann.

Was sich jetzt schon abzeichnet:

  1. Den Fluggesellschaften und der gesamten Touristikbranche brechen die Einnahmen weg.
  2. Unternehmen werden ihre Produktion drosseln müssen, damit weniger Arbeitskräfte gleichzeitig an ihren Arbeitsplätzen sein müssen.
  3. Da Ladengeschäfte (außer Geschäfte für den täglichen Bedarf und Apotheken) per Dekret schließen müssen, wird auch der Konsum vorübergehend einbrechen.
  4. Gaststätten müssen ihre Öffnungszeiten reduzieren oder ganz schließen.
  5. Wegen der allgemeinen Verunsicherung werden auch ganz wenige größere Anschaffungen getätigt werden, die meisten Autofirmen haben ihre Bänder bereits angehalten.
  6. Wegen des Verbots von Veranstaltungen sind alle Kulturschaffenden ohne eine feste Anstellung extrem stark betroffen, und den Kultureinrichtungen fehlen die Einnahmen.
  7. Auch den Messegesellschaften fehlen die Einnahmen und die Messeeinrichtungsbetriebe sind arbeitslos.

Die einzigen Branchen, die weiterhin relativ stabil bleiben werden, sind die Landwirtschaft, die Nahrungsmittelindustrie, der Lebensmittelhandel, Bäckereien und Metzgereien, die Baubranche und das Handwerk. Und boomen wird natürlich das Gesundheitswesen.

In der Summe bedeutet das, dass die Wirtschaftstätigkeit ganz erheblich zurückgehen wird, es muss mit einer vorübergehenden Reduktion von einem Drittel oder sogar noch erheblich mehr gerechnet werden. Wenn diese Situation länger als 2 Monate andauert, und das ist zu befürchten, dann wird dies zu ganz gravierenden wirtschaftlichen Problemen führen, sowohl bei Unternehmen, wie auch bei privaten Haushalten.

Das größte Problem für Unternehmen und für private Haushalte sind die Bezahlung von Fixkosten. Bei Unternehmen sind dies die Lohn- und die Kapitalkosten; der größte „Brocken“ für die privaten Haushalte sind die Mieten, bzw. die Bezahlung von Zins und Tilgung für das Wohneigentum.

In der aktuellen Situation muss darauf geachtet werden, dass aufgrund der außergewöhnlichen Situation nach Möglichkeit niemand völlig zahlungsunfähig wird. Das wird nur gelingen, wenn alle, die auf einen Teil ihrer Einkommen verzichten können, einen angemessenen Beitrag zur Krisenbewältigung leisten. Dazu wird nachfolgend ein Vorschlag zur Diskussion gestellt.

Die dringendste Maßnahme

Da die großen KapitalbesitzerInnen nur einen sehr geringen Teil ihrer Kapitaleinnahmen zur Begleichung ihres Lebensunterhaltes benötigen, haben sie die Möglichkeit, zumindest auf einen Teil ihrer Kapitaleinkünfte zu verzichten. Ein Teil der Kapitaleinnahmen dient allerdings auch zur Finanzierung der Renten und die Banken benötigen die Kapitaleinnahmen auch zur Finanzierung der Mitarbeitergehälter. Aus diesen Gründen kann die Zahlung der Kreditzinsen nicht ganz ausgesetzt werden.

Es wird folgender Kompromiss vorgeschlagen: Um Insolvenzen weitestgehend zu vermeiden, muss per Gesetz oder Dekret erlassen werden, dass während der Zeit der akuten Krise alle Zinszahlungen für Kredite oder für Darlehen von Gesellschaftern und die fälligen Rückzahlungen, sowie die Mieten, sowohl für Unternehmen, wie auch für private Haushalte, zu einem Drittel erlassen werden, ein weiteres Drittel wird gestundet, bis die Krise ganz überwunden ist und sich die Wirtschaft wieder erholt hat und die Zahlungsfähigkeit der Schuldner wieder gegeben ist. Für das dritte Drittel sind individuelle Lösungen der Vertragspartner zu vereinbaren.

Es muss gesetzlich geregelt werden, dass aufgrund von Zahlungsproblemen niemand einen Kredit- oder Mietvertrag kündigen darf.

Weitere wichtige Maßnahmen

Wenn es sich abzeichnet, dass die Krise länger als 2 Monate andauert, werden folgende zusätzliche Maßnahmen vorgeschlagen:

  1. Alle von der Krise betroffenen, die nicht durch eine Arbeitslosenversicherung abgesichert sind, erhalten ein Grundeinkommen, das ihnen erlaubt, die Krise menschenwürdig zu überstehen.
  2. Um die Finanzierung dieser Hilfszahlungen zu erleichtern, werden die Gehälter der Angestellten im öffentlichen Dienst und der Beamten während der Krisenzeit um 10 % (bei mittleren Einkommen) und bis zu 25 % (bei höheren Gehältern) gekürzt.
  3. Auch die Renten- und Pensionszahlungen werden in entsprechender Weise gekürzt. Diese Maßnahme führt nicht zu einer unbilligen Härte, da ja auch die Mieten und Kreditlasten reduziert werden.
  4. Die Unternehmen haben die Möglichkeit mit Kurzarbeitergeld die Lohnkosten erheblich zu senken, es kann aber auch eine Arbeitszeitverkürzung erwogen werden. Dies gilt auch für Banken, die damit die Einnahmelücke reduzieren können.
  5. Es sollte erwogen werden, die Aktienbörse bis zur Überwindung der Krise ganz zu schließen.

Was wir aus der Krise lernen können

  1. Wir werden erkennen, dass selbst eine solch extreme Situation, wie sie jetzt durch das Corona-Virus entstanden ist, gemeistert werden kann, wenn wir vernünftig und solidarisch miteinander umgehen und alle ihren Beitrag zur Krisenbewältigung einbringen.
  2. Wir werden lernen, dass das Leben auch dann weitergeht, wenn die Wirtschaft sogar schrumpft.
  3. Damit bekommen wir den Kopf frei, um uns zu überlegen, wie wir die Klimakrise meistern können.
  4. Wir können erkennen, welche Gefahren durch die grenzenlose Globalisierung und unsere „Reisewut“ entstehen und die Handelspolitik und unser Verhalten grundsätzlich ändern.

Dazu eine Begebenheit aus dem Jahr 1969: Meine Frau und ich haben während unseres 1 ½-jährigen USA-Aufenthalts eine Reise in die Indianerreservate des Westens gemacht. Dort sagte uns ein Navajo-Indianer: Wenn alle Menschen die gleiche Sprache sprechen, dann kommt das Ende der Menschheit.


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