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Übersicht

Die Aktivität II.1 (Gründe zu gehen) thematisiert Gründe für Migration und nicht zuletzt Flucht. Ausgangspunkt ist die Frage, warum die Lernenden ihr Land eventuell verlassen würden. Anschließend werden in einem Rollenspiel Migrationsbiografien angedeutet, die zum Teil realen Personen entsprechen, welche in den Arbeitsblättern II.2 und II.3 vorkommen. Ein Teil der Lernenden entscheidet als fiktive Einwanderungsbehörde, ob die Personen in Deutschland bleiben dürfen. Ausgehend davon wird die tatsächliche rechtliche Situation dieser Menschen anhand eines Schaubildes "Ausländer nach Aufenthaltsstatus in Deutschland" (M1) thematisiert. Abschließend können die Lernenden zu einem persönlichen Urteil kommen, indem sie sich mit einer Initiative des Grundrechtekomitees und von Medico International (M2) auseinandersetzen, die anlässlich von 70 Jahren Grundgesetz eine Legalisierung von Menschen ohne Aufenthaltspapiere fordert.

In Arbeitsblatt II.2 (Migrationserfahrungen) berichten acht Menschen über ihre persönlichen Beweggründe für die Migration nach Deutschland (M1 bis M8). Die Texte basieren auf Interviews, die 2018 und 2019 für diese Materialien geführt wurden. Die Interviewpartner_innen haben die anonymisierten Texte jeweils autorisiert. Zu Wort kommen vier Männer zwischen 18 und 65 Jahren aus Eritrea, dem Iran, Syrien und Westafrika sowie vier Frauen zwischen 28 und 59 Jahren aus Spanien, Polen, der Türkei und dem Irak. Methodisch wird vorgeschlagen, die Interviews arbeitsteilig in Kleingruppen zu erschließen, um dann eine gemeinsame Mindmap zu erstellen. Zentrale Gesichtspunkte sind die Motive für Migration, die Hürden auf dem Weg, die Situation nach Ankunft und die Zukunftsperspektiven. Abschließend können die Lernenden persönlich Stellung nehmen und politische Forderungen formulieren, die sich für sie aus der Mindmap ergeben. Zudem regt ein Methodenkasten (Wie führe ich ein Interview?) dazu an, selbst Interviews mit Bekannten zu führen, die nach Deutschland eingewandert sind.

Das Arbeitsblatt II.3 (Fluchtursache Freihandel – das Tomatenbeispiel) thematisiert den Zusammenhang zwischen der Agrar- und Handelspolitik der EU und der Migration aus Afrika nach Europa. Dazu kann zunächst die Karikatur "8000 Tonnen Fluchtursachen" von Thomas Plaßmann (M1) analysiert werden. Anschließend wird vorgeschlagen, einen Text aus Le Monde Diplomatique (M2) zu lesen und seinen Inhalt auf einem Plakat (mit Hilfe von vorgegebenen Bildelementen) zu visualisieren. Der Text schildert den Fall eines Mannes, dessen Produktion von Tomaten in Ghana durch europäische Konserven ruiniert wurde und der nun ohne Papiere als Tomatenpflücker in Italien arbeitet. Abschließend werden die Lernenden angeregt, politische Vorschläge aus den geschilderten Zusammenhängen zu entwickeln und deren Umsetzungschancen zu diskutieren.

In Arbeitsblatt II.4 (Arbeit in der europäischen Landwirtschaft) wird das Thema der meist migrantischen Arbeitskräfte in europäischen Agrarbetrieben fortgesetzt. Die Lerngruppe wird angeregt, sich in die Rolle einer vom EU-Parlament einberufenen Arbeitsgruppe zu versetzen, die einen Bericht zu den Arbeitsbedingungen in europäischen Landwirtschaftsbetrieben verfassen soll. Dazu werden fünf Untergruppen gebildet, die sich mit je einem Artikel befassen und die geschilderten Arbeitsbedingungen auf Verstöße gegen die ILO-Kernarbeitsnomen prüfen. Als Arbeitsgrundlage dienen ein Infotext zu den ILO-Kernarbeitsnormen, ein Deutschlandfunk-Interview mit dem Ethnologen Gilles Reckinger (M1) zu afrikanischen Erntehelfern in Süditalien, ein Artikel des Recherchezentrums CORRECTIV (M2) zur Situation nordafrikanischer Erdbeerpflückerinnen in Spanien, ein taz-Artikel (M3) zur Tomatenernte in Italien, ein Text des Journalisten Bernd Kramer (M4) zu osteuropäischen Erntehelfer_innen in Deutschland sowie schließlich ein Artikel der Frankfurter Rundschau (M5) zu den Arbeitskräften osteuropäischer Subunternehmen in der deutschen Geflügelbranche.

Das Arbeitsblatt II.5 (Migrationspolitik und gesellschaftliche Interessen) thematisiert die verschiedenen migrationspolitischen Interessen anhand der aktuellen Diskussion um das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das zunächst in einem Autorentext (M1) erläutert wird. Anschließend wird vorgeschlagen eine Talkshow durchzuführen. Zur Vorbereitung stehen Rollenkarten und kurze Stellungnahmen der folgenden Organisationen zur Verfügung: Flüchtlingsrat (M2), Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (M3), Verband binationaler Familien (M4), Deutscher Gewerkschaftsbund (M5) und Diakonie Deutschland (M6). Im Anschluss an die Talkshow wird vorgeschlagen, die Auswirkungen des geplanten Gesetzes aus der Sicht einer_s Geflüchteten aus dem Arbeitsblatt II.4 (Migrationserfahrungen) zu beurteilen und abschließend persönlich zur Frage Stellung zu nehmen, ob ein allgemeines Einwanderungsgesetz sinnvoller wäre als die Konzentration auf Fachkräfte.
Im zweiten Teil wird die allgemeine Debatte um den Fachkräftemangel genauer in den Blick genommen. Dazu gibt es einen Text aus dem Bereich Arbeitsmarktpolitik des DGB Bundesvorstandes (M7) und einen Kommentar aus der Süddeutschen Zeitung (M8). Es wird vorgeschlagen, die Informationen aus den Texten paarweise zusammenzutragen und zu diskutieren, welche Vorschläge dazu beitragen könnten, dass Deutsche und Menschen, die nach Deutschland migriert sind, unter besseren Bedingungen arbeiten können. Zudem werden die Folgen der Abwanderung von Fachkräften in den entsprechenden Ländern in den Blick genommen. Dazu gibt es einen Text von Birgit Garbe-Emden (M9), die an einer entsprechenden Studie zu Osteuropa mitgearbeitet hat.
Abschließend können die bisherigen Ergebnisse in Auseinandersetzung mit einem Interview mit dem Migrationsforscher Fabian Georgi (M10) auf ein theoretisches Niveau gehoben werden. Dazu wird vorgeschlagen mit der Kugellager-Methode zu arbeiten.

Das letzte Arbeitsblatt II.6 (Migration in volkswirtschaftlicher Perspektive) wirft einen makroökonomischen Blick auf die Kosten der Aufnahme von Geflüchteten, die infolge des Sommers der Migration 2015 heiß diskutiert wurden. Als Material stehen Auszüge aus dem Memorandum 2016 der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (M1) und aus dem Jahresgutachten 2016/17 der sogenannten Wirtschaftsweisen (M2) zur Verfügung, die zunächst mit Hilfe einer Tabelle (M3) verglichen werden können. Anschließend wird vorgeschlagen die drei Interessengruppen Gewerkschaft, Arbeitgeber und Flüchtlingsrat zu bilden und aus diesen Rollen heraus eine kurze Stellungnahme zu den beiden Expertenpapieren zu verfassen. Danach kann anhand eines Artikels aus dem Tagesspiegel (M4) und wiederum mit Hilfe der Tabelle M3 die tatsächliche Entwicklung des Jahres 2016 mit den beiden Gutachten verglichen werden. Abschließend wird vorgeschlagen, die bisherigen Erkenntnisse im Zusammenhang mit einem Text aus der Zeitschrift Luxemburg (M5) zu diskutieren, der dafür plädiert, die lokale Aufnahme von Geflüchteten konsequent mit dem Ausbau öffentlicher Infrastrukturen für alle Einwohner_innen einer Kommune zu verknüpfen.