Wer trägt die höchsten Steuer- und Abgabenlasten?
Die Steuer- und Abgabenlast ist in Deutschland extrem ungerecht verteilt. Eine Geringverdiener*in, die für den Mindestlohn arbeitet, erhält rund 20.000 Euro Arbeitnehmer-Bruttoeinkommen im Jahr. Einschließlich der Sozialversicherungsbeiträge des Arbeitgebers sind das 24.000 Euro Arbeitgeberbrutto. Davon gehen 8000 Euro an die Sozialversicherungen. Von den restlichen 16.000 Euro zahlt die Geringverdiener*in rund 1100 Euro Einkommensteuer und ungefähr 2700 Euro Verbrauchsteuern (etwa 18 Prozent Mehrwert-, Kfz-, Energie-, Alkohol-, Tabak- und andere Steuern nach Berechnungen der Böckler-Stiftung). Vom Arbeitgeberbrutto von 24.000 Euro sind das insgesamt rund 11.800 Euro oder 49 Prozent Abgaben an den Staat.
Eine gutverdienende Einzelperson mit 50.000 Euro Bruttoeinkommen zahlt insgesamt 20.000 Euro an Sozialversicherungsbeiträgen und 11.000 Euro Steuern. Vom Arbeitgeberbrutto von 60.000 Euro sind das dann insgesamt 31.000 Euro oder 52 Prozent Abgaben an den Staat – dazu kommen dann noch ca. 10 Prozent Verbrauchssteuern.
Die reichste Frau Deutschlands, Susanne Klatten (geborene Quandt), besitzt je nach Schätzungen 25 bis 30 Milliarden Euro. Ihre größte Beteiligung ist ihr 21-Prozent-Anteil an BMW. Ihr Vermögen wuchs im Durchschnitt der letzten zehn Jahre jährlich um über zwei MIlliarden Euro. Wenn sie für ihren privaten Lebensunterhalt drei Million Euro ausgegeben hat, die sie sich samt Abgeltungssteuer dafür hat auszahlen lassen, dann lag ihre Einkommensteuer bei einer Million Euro. Das klingt viel – weil uns bei diesen Summen schon mal das Gefühl für die Zahlen verloren geht. Tatsächlich sind das – man glaubt es kaum – nur 0,5 Prozent Abgaben an den Staat.
Würde man aber die Unternehmensteuer hinzurechnen, die ihre Unternehmen auf die Gewinne gezahlt haben, lag ihre Abgabenquote immer noch weit unter 20 Prozent. Setzt man die Steuern von BMW im Jahre 2022 in Relation zum Beteiligungsergebnis, dann kommt man auf eine Unternehmensteuerquote von etwa 21 Prozent. Allerdings ist der Wert des Konzerns im Schnitt der letzten 20 Jahre um durchschnittlich 10 Prozent jährlich gestiegen. Diese Wertsteigerungen sind erheblich größer als die in der Firma einbehaltenen versteuerten Gewinne. Würde man diese mitberücksichtigen, dann liegt die Steuerquote auf das Einkommen mit Wertsteigerungen sogar deutlich unter 15 Prozent.
Die Milliardärin zahlt also weniger als ein Drittel der Quote einer Arbeitnehmer*in. Kurios ist auch: Wenn eine normale Arbeitnehmer*in ein paar Aktien von BMW besitzt, dann zahlt sie auf ihre Dividende 25 Prozent Abgeltungssteuer, Frau Klatten dagegen weniger als 1 Prozent, solange sie ihre Aktien nicht verkauft. Und das tun Milliardärsfamilien in der Regel über Generationen nicht.