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Wie entsteht Geld?

Wer einen Kredit von der Bank bekommt, erzeugt Geld, bemerkt aber wahrscheinlich gar nicht, was da passiert. Schauen wir uns das an einem Beispiel an: Max geht zu seiner Bank und beantragt einen Kredit von 250.000 € für einen Hauskauf. Die Bank kennt das Einkommen von Max, bewertet seine Kreditwürdigkeit und entscheidet, man könne sich bei der Rückzahlung des Darlehens auf ihn verlassen. Zur Sicherheit wird eine Hypothek über die Kreditsumme eingetragen. Das sieht sehr sicher aus: Max hat ein gutes Einkommen und verpfändet das Haus, das er kaufen will.

Max und die Bank unterzeichnen den Darlehensvertrag. Max verspricht, die 250.000 € zuzüglich Zinsen in den nächsten zehn Jahren nach einem vereinbarten Zins- und Tilgungsplan zurückzuzahlen. Die Bank verspricht im Gegenzug, ihm 250.000 € gutzuschreiben. Nach der Unterzeichnung trägt die Bank ihre Forderung in das laufende Buch ein. Sie geht damit in ihre Bilanz ein (wie eine Bankbilanz aufgebaut ist, erklären wir hier). Außerdem bucht sie den Darlehensbetrag auf das Konto von Max. In der Buchhaltung spricht man von einer „Bilanzverlängerung“, da sich sowohl die Aktiv- als auch die Passivseite um 250.000 € erhöhen. Nun kann Max die Immobilie bezahlen. Wenn Max ebenfalls bilanzierte, hätte er auch eine ausgeglichene Bilanz und diese ebenfalls um 250.000 € verlängert (siehe Abbildung).

 

Bilanzen von Max und seiner Bank

Zu beachten ist, dass die Bank ihre Bilanz erweitert hat. Sie hat nur einige Zahlen zu einem Datensatz in ihrer Datenbank hinzugefügt, in dem festgehalten wird, dass sie eine Verbindlichkeit gegenüber Max und auch einen Vermögenswert in Form von Max' Rückzahlungsverpflichtung seines Darlehens hat. Dies ist der Prozess der Kreditgewährung. Die Zahl, die die Hausbank in Max' Konto eingetippt hat, kann er für die Bezahlung des Hauses verwenden und sie fungiert somit als Geld.

Der Entstehungsprozess des Bankengeldes – des Geldes, das die Allgemeinheit verwendet – ist so einfach oder kompliziert wie der Abschluss eines Kreditvertrags zwischen Kunde und Bank. Neues Geld entsteht durch die daraus folgenden Buchungen. Die neuen „Einlagen“ schaffen neue, zusätzliche Kaufkraft (Geld). Diese Kaufkraft musste nicht aus Ersparnissen anderer eingesammelt werden. Die oben dargestellten Buchungsvorgänge beeinflussen keine anderen Konten. Die Vorstellung, Banken müssten das Spargeld der Bürger*innen sammeln, um damit Kredite zu finanzieren, trifft nicht zu. Das Sparvolumen begrenzt die Kreditvergabe nicht. Solange Kunden die Bank um einen Kredit bitten und die Bank sie als leistungsfähige Rückzahler einstuft, steht einer Kreditvergabe nichts im Wege.

Die Banken sind auf der sicheren Seite: Verbunden mit dem Kreditvertrag ist immer die Übertragung von Vermögensansprüchen in Höhe des Kredites. Da sich Vermögenswerte auch ändern können, geben die Banken Kredite auch nicht bis zum vollen Vermögenswert aus, sondern halten einen Sicherheitsabstand ein. Je höher der Kredit, bezogen auf den Vermögenswert, um so höher der Zinssatz, den die Bank verlangt. Denn mit der Kredithöhe steigt das Risiko, dass der Vermögenswert bei Krisen dann unter die Höhe des Kredits sinkt. Damit riskiert die Bank, bei Zahlungsverzug des Kreditnehmers und der anschließenden Veräußerung des Vermögenswertes einen Verlust einzufahren. Das wäre in unserem Beispiel der unwahrscheinliche Fall, dass Max arbeitslos wird und seinen Kredit nicht mehr zurückzahlen kann, während gleichzeitig die Preise für Wohnhäuser so weit einbrechen, dass die Bank mit dem Verkauf des Hauses, die Restschulden von Max nicht einnehmen kann.

Mit einem Kreditvertrag entsteht also Geld aus dem Nichts, sogenanntes „Fiat-Geld“. Dieses Geld ist aber nicht nichts, sondern immer durch den Anspruch auf einen Vermögenswert, den sich die Bank bei der Kreditvergabe übertragen lässt, gesichert.

Hier könnt ihr lesen, wie es mit den 250.000 Euro auf dem Konto von Max weitergeht und warum die Banken eine Zentralbank brauchen.

Und wenn ihr ganz genau wissen wollt, wie das mit dem Geld heutzutage funktioniert, dann besorgt euch den Attac-Basistext 58, aus dem die Texte hier entnommen sind.