Börsen-Crash: Es ist Zeit, das Casino zu schließen
Angesichts der jüngsten Pleiten und Beinahepleiten an der Wall Street
fordert das globalisierungskritische Netzwerk Attac die
Bundesregierung auf, endlich einen Systemwechsel im Finanzsystem
einzuleiten. "Das System freier Finanzmärkte ist mit den Ereignissen
der letzten Tage endgültig im Chaos versunken", sagte Detlev von
Larcher, Finanzmarktexperte im bundesweiten Koordinierungskreis von
Attac. "Die USA und die Europäische Union müssen endlich erkennen,
dass hilfloses Herumdoktern, gepaart mit dem Ruf nach Transparenz und
Selbstverpflichtung, zu wenig sind. Die Banken haben mit ihrer
Zockerei den Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems riskiert - und
die Politik hat tatenlos zugeschaut. Damit muss Schluss sein. Es ist
Zeit, das Casino zu schließen."
Attac fordert einen Finanzmarkt-TÜV, der über die Zulassung neuer
Finanzprodukte entscheidet. Hochspekulative und in ihrem Risiko
undurchschaubare Finanzprodukte wie etwa Hedgefonds müssten verboten
werden. Zudem verlangen die Globalisierungkritker die Stärkung der
nationalen Aufsichtsbehörden und eine verbesserte internationale
Kooperation zwischen den Behörden, deutlich verschärfte
Eigenkapitalvorschriften für Banken, die Stärkung des öffentlichen und
genossenschaftlichen Bankenwesens, die Besteuerung jeglicher
Finanztransaktionen sowie die progressive Besteuerung von
Kapitaleinkommen. Einen entsprechenden Forderungskatalog haben elf
europäische Attac-Organisationen bereits im Sommer vorgelegt.
"Die Krise bedroht die internationale Wirtschaft. Bereits jetzt sind
Tausende von Bankangestellten, die keinen Einfluss auf das
Geschäftsgebaren hatten, ebenso betroffen wie die amerikanischen
Ruheständler, deren Altersvorsorge verloren geht. Der zu erwartende
massive Einbruch der Realwirtschaft kann Hunderttausende von
Arbeitsplätzen kosten", sagte Detlev von Larcher. Ein Konkurs mehrerer
US-Banken und -Versicherungen würde darüber hinaus einen erheblichen
Anteil der Devisenreserven der asiatischen Zentralbanken verbrennen,
die diese in den USA angelegt haben. Sollte China aufhören, den Wert
des Dollars zu stützen, würde ihm laut Attac der freie Fall und damit
ein globaler Währungskollaps drohen - mit verheerenden Folgen für
Millionen von Menschen.
Detlev von Larcher: "Die Alternativen liegen auf dem Tisch. Jetzt ist
es an der Politik, endlich die Konsequenzen aus dem neoliberalen
Desaster zu ziehen und die Finanzmärkte gründlich zu reorganisieren."
Für Rückfragen:
- Detlev von Larcher, Attac-Koordinierungskreis, Tel. 0421 - 89 43 11 oder 0160 - 9370 8007
- Stephan Schilling, Attac-Koordinierungskreis, Tel. 0176 - 1002 0016