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Geschichte der G8
1975 - Der erste Weltwirtschaftsgipfel Der damalige französische Präsident Valéry Giscard d'Estaing und der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt luden 1975 zum ersten Weltwirtschaftsgipfel ins Schloss von Rambouillet ein. Die Runde bestand am Anfang aus den sechs Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und den USA. Kanada kam erst ein Jahr später zum 2’ten Gipfel dazu, aus G6 wurden die G7.
Was
aber war der Grund, dass sich die Regierungschefs der mächtigsten
westlichen Industriestaaten trafen? Nun
es war einiges passiert: Die USA hatte gerade den Vietnamkrieg
verloren, die so genannte dritte Welt nutzte Ihren blockfreien Status
im kalten Krieg, um im Welthandelssystem Einfluss zu gewinnen und die
Auswirkungen der Ölkrise waren noch nicht verdaut. Die Ölkrise
wird vielen noch ein Begriff sein: Ein rasanter Anstieg des
Ölpreises, Fahrverbote an Sonntagen und vor allem die
Erkenntnis, wie abhängig der Westen von den Ölimporten,
gerade aus dem Nahen Osten ist. Noch
wesentlich bedeutender aber war das Ende des Bretton-Woods-System.
Der Begriff beschreibt die damalige internationale Finanzordnung
fester Wechselkurse (siehe Exkurs). Insgesamt
traten also in der Weltwirtschaft und im internationalen Finanzwesen
große Unsicherheiten auf, die zu einer starken Rezession in den
westlichen Industriestaaten führten. Die Ereignisse entzogen
sich dabei der Kontrolle einzelner Nationalstaaten. Und da damals
noch der Wille bestand, mit politischer Lenkung gesellschaftliche
Ziele und Leitbilder umzusetzen, d.h. den Markt zu regulieren, war
eine Absprache zwischen den Staaten notwendig. Das ganze sollte den
Charakter eines Clubs haben, damit die Herren der Welt einmal
zwanglos und unverbindlich über die Probleme der Zeit reden
konnten. Im Angesicht der geschichtlichen Ereignisse ein zumindest
nachvollziehbares Unterfangen, auch wenn der Zugang zum Club von
Anfang an sehr selektiv war. Die
Treffen fanden dann bis heute jedes Jahr statt. Seit 1977 ist auch
die EU mit 2 Vertretern anwesend, diese haben aber offiziell nur einen
Beobachterstatus. ![]() 1979 – Der Aufstieg des Neoliberalismus Ab 1979 änderte sich dann langsam die Politik der G7. Ein Resultat der veränderten Politik der einzelnen Staaten (Thatcher 1979, Reagan 1980, Kohl 1982). Stichwort: Soziale Marktwirtschaft gegen Neoliberalismus. War die Politik der G7 bisher darauf ausgerichtet den politischen Einfluss auf Weltwirtschaft und Finanzwelt zu sichern und lenkend einzugreifen, ging es nun darum, den Rückzug des Staates einzuleiten. Das Bestreben der G8 war, die Ideologie des Neoliberalismus umzusetzen, mit den drei Forderungen: Privatisierung, Deregulierung, Liberalisierung. Das ganze beschleunigte sich dann nach dem Zusammenbruch des Ostblockes Ende der 80’er Jahre. Und, die Entwicklung, alle Bereiche des Lebens daran zu messen, ob sie gewinnbringend vermarktbar sind, hält unvermindert an. Mit der Politik der G8 sind die Weltbank, der IWF und die WTO eng verknüpft. Über die zum Teil katastrophalen Folgen dieser Politik, die fälschlicherweise im Sprachgebrauch oft mit Globalisierung gleichgesetzt wird, gibt es an anderer Stelle ausführliche Berichte. Korrekterweise, müsste von einer bestimmten Art der ökonomischen Globalisierung geredet werden. Oder, vielleicht besser von einer darwinistisch ökonomischen Globalisierung. Eine bestimmte Art globaler Ökonomie, die eben in sozialer, kultureller, ökologischer sowie ökonomischer Nachhaltigkeit und Vielfalt keinen Gewinn sieht.
1989 - Russlands zögerliche Aufnahme, G7+1 Bereits 1989, also mitten in den Wirren des Zerfalls des Ostblockes, bemühte sich Michael Gorbatschow um die Teilnahme der damals noch Sowjetunion am G8 Gipfel. 1991 wurde er als Gast geladen und ab 1992 wurden die ersten Schritte für eine Integration, nun Russlands, umgesetzt. Im Anschluss an den eigentlichen Gipfel fanden separate Treffen, mit den G7 statt. Diese Treffen wurden als G7+1 bekannt. 1997 wurde Russland dann als (fast) vollwertiges Clubmitglied aufgenommen und richtete 2006 den G8-Gipfel in St. Petersburg aus. Bis heue nimmt Russland nicht an den Treffen der Finanzminister und Zentralbankchefs teil. Letzteres verdeutlicht die Sonderrolle, die Russland auch heute noch zukommt. Das Land ist wirtschaftlich nicht mit den anderen G8-Staaten zu vergleichen und wurde auf Grund seines geopolitischen Einflusses und der besonderen Bedeutung für die Stabilität Europas mit ins Boot geholt. Ziel war sicherlich auch, die Transformation Russlands hin zu einer „westlichen Demokratie“ zu fördern. Mit der neuen politischen Ausrichtung Russlands unter Vladimir Putin und dem sich zuspitzenden globalen Wettkampf um Ressourcen (z.B. Irakkrieg), haben sich die Differenzen innerhalb der G8 und besonders zwischen den USA und Russland verstärkt.
2000 - G8, im letzten Jahrtausend stehen geblieben Mit dem Beginn des 21’ten Jahrhunderts wurden die globalen Institutionen ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit gestellt. Der Aufstieg der globalisierungskritischen Bewegung führte zu einer Delegitimierung von WTO, IWF, Weltbank und eben auch der G8. Obwohl die Entscheidungen dieser illegitimen global Players von dem überwiegenden Teil der globalen Zivilgesellschaft abgelehnt werden und zudem die negativen Auswirkungen, inzwischen nicht nur in der „Dritten Welt“, direkt erfahrbar sind, halten die neoliberalen Ideologen an ihren alten Konzepten fest. Dem Verlust des Ansehens versucht die G8 durch Imagepflege zu begegnen. Der Name Weltwirtschaftsgipfel wurde offiziell zugunsten des weniger anmaßend klingenden G8-Gipfels abgelegt. In der Öffentlichkeitsarbeit wird versucht ein positives Bild zu erzeugen. Der „historische Schuldenerlass“ von Gleneagels ist ein Beispiel, für die erfolgreiche Werbekampagne der G8. Im Jahre 2000 wurde die Outreach-Initiative gestartet. D.h. zu Themen, die auch andere Länder betreffen, können nun einige der Betroffenen eingeladen werden. Mit der Betonung auf „können“ und der klaren Trennung, dass diese Länder nicht an den eigentlichen Gesprächen teilnehmen. George würde sagen ein „goody“. Die Outreach Initiative sollte aber nicht nur als Imagekampagne gesehen werden, sondern auch als ein zögerlicher Versuch, die G8 strukturell an die neuen geopolitischen Verhältnisse anzupassen. Mit dem Beginn des 21’ten Jahrhunderts hat sich nicht nur die öffentliche Wahrnehmung der G8 verändert, es haben sich auch die Machtverhältnisse in der Welt zu ungunsten der G8 verschoben. Der Aufstieg Chinas und des asiatischen Raumes, Indien, Brasilien und der anhaltende Linksruck Südamerikas, zeigen den Beginn einer neuen multipolaren Weltordnung.
Für die Beurteilung der geschichtlichen Entwicklung der G8 sind zwei Punkte hervorzuheben: ![]()
Das die G8 aus der Geschichte Nichts gelernt haben, wer gibt schon gerne Fehler zu, ist bei wichtigen Entscheidungen, die uns Alle betreffen nicht zu akzeptieren. Deshalb fahren wir nach Heiligendamm, um der G8 den Spiegel vorzuhalten!
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