Reaktionen

Die Kampagne wendet sich direkt an den Lidl-Konzern und seinen Chef Dieter Schwarz. Hier gibt es Berichte und Neuigkeiten, wie der Discounter reagiert.


März/April 2006: Lidl bleibt stur
Über 12.000 Unterschriften sind inzwischen eingegangen: besorgte Kundschaft und Lidl-KritikerInnen treten für das Ende von Lidls Dumpingpraktiken ein. Doch Lidl will die Stimmen (wieder mal) nicht hören. Den vereinbarten Übergabetermin im Anschluß an die Aktionswoche ließ Lidl platzen (wir berichteten). Nun wenden wir uns mit Mahnschreiben an den Konzern (Brief vom 24.3., Brief vom 4.4.) - und werden notfalls einen Weg wählen, der unseren Protest sehr deutlich werden lässt ...
Derweil mehren sich die Postkarten in unserem Briefkasten ...


März 2006: Was heisst hier fair?
Anfang März punktet die Welt am Sonntag mit der Meldung: Bei Lidl gibt es bald Transfair-Produkte. Ein Vorhaben, das Konzernchef Gehrig im Gespräch mit uns bereits angedeutet hatte. Und doch löste die Ankündigung eine Welle von Stellungnahmen aus: Der Verein Transfair rechtfertigt sich für sein Vorgehen; andere entwicklungspolitische Gruppen, wie die Aktion 3te Welt Saar, sehen das Bündnis recht kritisch; und Lidl dementiert mal wieder (wie üblich). Ende März erscheint dann die gemeinsame Pressemitteilung von Lidl und Transfair: Es soll sie tatsächlich geben - acht Produkte, ab Juni.
Wir meinen: Faire Produkte in Lidls Regalen würden zeigen, dass der Konzern unsere Proteste hört und darauf reagiert. Und doch bleibt ein bitterer Beigeschmack: Eine faire Schokolade macht noch kein faires Unternehmen. Acht von 1.200 Produkten - Lidl, da geht noch mehr! Von einem Konzern mit einer solchen Beschäftigungs- und Beschaffungspolitik lassen wir uns nicht durch den Kakao ziehen - auch nicht durch transfairen!
Unsere ausführliche Argumentation sowie eine Sammlung von Pressemitteilungen zum Thema kann in unserer Rubrik "Hintergründe" eingesehen werden.


15. Februar 2006: Lidl rüstet auf
Lidls Image ist auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt. Also folgt Lidl dem Vorbild von Nike, Shell und Bayer und sagt sich: Ring frei! Auf in die Gegenkampagne. Einen zweistelligen Millionenbetrag will der Konzern, nach Informationen des Manager Magazins, in seinen Propagandafeldzug stecken. Ende März soll's losgehen ...
Wir sind gespannt und finden: Wenn sie das Geld die letzten Jahre schlauer angelegt hätten, wären solche Maßnahmen gar nicht erst nötig geworden. Aber so profitieren halt ein paar Werbefachleute vom eingesparten Gehalt der Beschäftigten, auch schön. Das heißt: Tun sie das wirklich? Die erste PR-Firma war Lidl letztes Jahr abgesprungen, weil sie - na? was wohl? Ja, weil sie zu sehr im Preis gedrückt wurden!


8. Februar 2006: Wie aus Beschwichtigungsanzeigen ein Skandal wurde
Lidl hatte kurz nach den schlechten Greenpeace-Testergebnissen in großen Anzeigen „seine Gutachter“ vorgestellt, die die Qualität des Obstes und Gemüses überwachten. Allerdings scheint Lidl seine Gutachter gar nicht recht zu kennen. Das Chemische Labor Piorr in Neulussheim (Rhein-Neckar-Kreis) protestierte gegen seine Namensnennung – und legte Rechtsmittel ein. Nun hat Lidl den Rechtsstreit verloren.
Als nächsten Schritt verlangt Piorr von Lidl einen Widerruf. Der Discounter soll seine Anzeigen erneut schalten, diesmal aber klarstellen, dass das Labor Piorr nie im Auftrag von Lidl gearbeitet hat. Die Kosten der ersten Anzeigenserie werden auf eine Million Euro geschätzt.


1. Februar 2006: Lidl macht auf Qualität
Unsere Kampagne(n) erzielen Wirkung! Und wie: Ein Fünftel seines gesamten Sortiments soll künftig das Bio-Siegel tragen, läßt Lidl verlauten. Und damit nicht genug: Lidl brüstet sich damit, schrittweise ein Qualitätssicherungssystem für Obst und Gemüse einführen und nur noch zertifizierte Zulieferer akzeptieren zu wollen. Nachzulesen in Lidls Presseerklärung oder z. B. in der Financial Times.
Unsere Meinung: Bioobst und -gemüse sind ein Schritt in die richtige Richtung: Für mehr Umweltschutz und Lebensmittelqualität. Dennoch ist Öko nur die halbe Miete: Was wir auch wollen, ist das faire Produkt. Damit im Biomarkt nicht dasselbe passiert, was die konventionellen Bauern jetzt schon stöhnen läßt.
Auch das Qualitätssicherungssystem ist eine gute Sache, aber natürlich überfällig. Interessant sind dabei die gewählten Zertifikate: Das QS-System der "Qualitäts- und Sicherheits-GmbH" in Bonn ist ein Kind der Lebensmittelwirtschaft und damit alles andere als neutral. Foodwatch hat ein umfangreiches Dossier über die zahlreichen Unstimmigkeiten der Prüfer angelegt. Auch der Standard für die Frischware (EurepGAP) hält unseren Bedingungen bei weitem nicht Stand: Er zielt vor allem auf die Qualität des Produkts, nicht die der Produktion. Zudem vollzieht Lidl damit lediglich nach, was Aldi, Metro oder Edeka schon längst eingeführt haben.


Januar 2006: Lidl sucht Nachwuchs
Bunte TV-Spots mit Fußball-WM-Assoziationen sollen 1000 Azubis bringen (kaum zu toppen: Der Kommentar im Verdi-Lidl-Blog). Gleichzeitig schaltet Lidl unter dem Titel „Testen Sie uns!“ großformatige Werbeanzeigen, um zukünftiges Führungspersonal für sich zu gewinnen. Junge AkademikerInnen mit (oder ohne) Lidl-philie werden zum Konzert nach München oder zum Fußballspiel nach Hamburg geladen – und zum „gegenseitigen Kennenlernen“. Seltsam: Andere Unternehmen haben das nicht nötig ...


9. Januar 2006: Lidl sucht sich professionelle Hilfe
Auch das gab es bei Lidl vorher nicht: Einen Pressesprecher. Wozu auch, wenn Intransparenz zum Geschäftsmodell gehört? Nun scheint der öffentliche Druck jedoch zu groß geworden zu sein, so das Handelsblatt vom 2.01.2006. Es bleibt abzuwarten, ob Herr Oberle mehr berichten darf als unser bisheriger Kontakt Frau Bott: "Dazu darf ich nichts sagen" ... lautete ihre Antwort vor der Konzernzentrale. Wir wünschen ihm auf jeden Fall einen guten Start und werden zusehen, dass er ordentlich Arbeit bekommt ...


Mitte Dezember 2005: Rechtzeitig zum Fest fairer Kaffee bei Lidl
Das gab es bei Lidl noch nie: Fairer Kaffee als Aktionsware. Der Kaffee im Plastiktopf trägt das Fair Trade Siegel und ist wohl ein weiterer Versuchsballon des Unternehmens, wie mit der Kritik umzugehen ist. Wir sind gespannt und hoffen sehr, dass es nicht bei wenigen Tagen Fair Trade auf dem Wühltisch bleibt!


Dezember 2005: Lidl unter Druck: Proteste zeigen erste Wirkung
Diese Woche (6.12.) kam der Lidl-Vorstand zu einem Gespräch mit Attac, AbL und BanaFair nach Frankfurt. Themen des Gesprächs waren unter anderem die gerechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen von Bananenarbeitern in Ecuador, von Milchbauern in Deutschland und den Lidl-MitarbeiterInnen.
Während Lidl bei einigen Fragen weitere Diskussionen anbot und mögliche Veränderungen in Aussicht stellte, wurden anderen Forderungen, etwa nach mehr Transparenz bezüglich der verschachtelten Firmenstruktur oder gewerkschaftlichen Betriebsräten, entschieden zurückgewiesen. Die Proteste werden also fortgesetzt! Hier die Presseerklärung


Anfang Dezember 2005: Lidl im Greenpeace-Stress
Greenpeace verlieh am 1.12. Lidl einen unangenehmen Preis: Der Discounter teilt sich mit der Kette Real die zweifelhafte Ehre, die am meisten pestizid-belasteten Obst- und Gemüsesorten anzubieten. Lidl bemühte sich sehr öffentlich und schnell um Schadensbegrenzung. Die Greenpeace-Aktivisten wurden empfangen und zum Gespräch eingeladen. In allen Lidl-Filialen gab es Informationen und auch auf der Lidl-Homepage drückte der Konzern seine Verwunderung aus und betonte, man kümmere sich um unbelastete Ware. Schon wenige Tage später schaltete Lidl große Anzeigen und nannte Lebensmittel-Labors, die die Ware überprüften. Dumm für Lidl: Eines der genannten Institute ergriff Rechtsmittel gegen die Nennung als Lidl-Kontrolleur.


Ende November 2005: Post von Lidl!
LiDL geht erstmals auf unsere Kritik ein – mit einem Brief an Attac. Lest unsere Antworten zu den im Brief geäußerten „Argumenten“.


31. Oktober 2005: Lidl in den Koalitionsverhandlungen
Die Kritik am Preisdumping der Discounter ist bis zu den Ohren der Politik vorgedrungen. Der Spiegel meldet, dass die Verhandlungsgruppe für die große Koalition unter Seehofer Maßnahmen zum Eindämmen des Dumpings beschlossen hat. Lebensmittel sollen nicht mehr unter Einkaufspreis verramscht werden dürfen. Attac lobt per Presseinfo und mahnt: das ist erst der erste Schritt! Her muss eine konsequente Dumping-Bekämpfung. Und die Bundesregierung darf nicht weiter dem Export von Dumping-Konzernen Vorschub leisten, wie sie es derzeit im Rahmen der WTO-GATS-Verhandlungen tut! (siehe auch in der Rubrik Presse)


September/Oktober 2005 - Kampf in Calw
Am 1. Oktober schloß Lidl die Filiale in Calw. Trotz richterlichem Verbot. Denn in den letzten Septembertagen hatte das Arbeitsgericht Pforzheim die Schließung der Filiale per einstweiliger Verfügung gestoppt. Zuerst müsse Lidl mit den Beschäftigten verhandeln (um einen Interessensausgleich entsprechend § 112 des Betriebsverfassungsgesetzes). Dennoch ließ Lidl die Schlösser der Filiale in der Nacht zum 1. Oktober austauschen und Schilder am Eingang verkündeten: geschlossen! Das Gericht verhängte ein Ordnungsgeld in sechsstelliger Höhe.


September/Oktober 2005 - „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“
Dieser Ausspruch entstammt zwar dem Mittelalter, ist aber leider bis heute von großer Bedeutung. Lidl gehört zu den Werbekönigen, kaum eine Zeitung kann es sich leisten, die ganzseitigen, vierfarbigen und regelmäßigen Anzeigen zu gefährden. So kam es dass einer Journalistin der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) fristlos gekündigt wurde. Sie war eingeladen worden ins Lidl-Zentrallager Bietigheim (Baden-Württemberg) und hatte kritische Anmerkungen zu den Arbeitsbedingungen in ihren Artikel aufgenommen. Die Attac-Lidl-Kampagne rief dazu auf, Protestmails an den Chefredakteur zu schreiben – und viele andere Organisationen taten das gleiche. In der zweiten Oktoberwoche gab die BNN klein bei: die Journalistin wurde wieder eingestellt. Der Protest war zu laut geworden.


September 2005 - LiDL zu Reaktionen gezwungen
Lidl schreibt sämtliche TeilnehmerInnen der Postkartenaktion der Gewerkschaft ver.di an. Beilage des Briefes: Ein Schreiben der Belegschaft der Münchener Filiale, in der der Initiatorin einer Betriebsratswahl gekündigt wurde. Lidls Werbeabteilung hat es an den Münchener Oberbürgermeister Christian Ude adressiert, der den ver.di-Protest unterstützt. Der lässt sich jedoch nicht irre machen und informiert am 29. September im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung über seine Motivation, die Forderung nach unbehinderten Betriebsratswahlen weiterhin mit zu tragen.
Die Süddeutsche veröffentlicht am 21. September eine Recherche über die Bekämpfung von Betriebsräten - eine Unsitte, die in immer mehr Unternehmen um sich greift und mittlerweile auch durch Bildungsangebote (wie werde ich unliebsame Betriebsrats-Aktive los) gefördert wird.


September 2005 - Lidl setzt auf Druck und "Vertrauensleute"
Der Discounter scheint nach dem Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“ zu agieren: Während jeder Versuch, Betriebsräte zu wählen, hart bekämpft wird, erhalten die MitarbeiterInnen Telefonnummern, wohin sie sich im Sorgenfall wenden können und werden darauf hingewiesen, dass sie keine Gewerkschaften bräuchten.
Filial-Leitungen wurden inzwischen geschult, wie sie auf kritische Fragen antworten sollen. Gleichzeitig nimmt das Unternehmen Kontakt zu UnterstützerInnen der ver.di-Kampagne auf, um sie von seiner Sicht zu überzeugen.
Offensichtlich wurde bereits Druck auf kritische Berichterstatter ausgeübt (was Lidl nicht schwer fällt, da der Konzern mit seinen (nahezu) flächendeckenden großen 4-farb-Anzeigen unverzichtbarer Anzeigenkunde ist).


August 2005 - Lidl bereitet "Öko-Mäntelchen" vor
In der ersten Augustwoche gibt es erstmals Ökoprodukte bei Lidl. Die zunehmende Kritik an Lidl und die steigende Nachfrage nach Ökoprodukten sind für den Discounter Anlass, einen Testballon zu starten: Eine ganze Palette haltbarer Ökoprodukte liegt eine Woche lang auf den Aktionswaren-Wühltischen. Schnell sind die Waren ausverkauft. Die VerkäuferInnen erfahren nicht, ob weitere folgen werden. Aber das „grüne Mäntelchen“ und die Nachfrage sind für Lidl attraktiv: Ende August kündigt das Unternehmen an, eine Übernahme ins feste Sortiment zu prüfen.
Der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Adalbert Kienle, warnt jedoch: „Wenn die sich ständig unterbietenden Discounter versuchen, mit ihrer Preispolitik den Bio-Markt zu erschließen, geraten auch ökologische Hersteller unter Preisdruck. Bei zu niedrigen Preisen lässt sich der ökologische Mindeststandard nicht mehr bezahlen. Einige Molkereien mussten sogar wieder auf konventionelle Produktion umstellen, um wirtschaftlich überleben zu können.“
Siehe auch Artikel im Tagesspiegel vom 23.08.05: "Bio verkauft sich gut".


Ende Juli 2005 - Lidl kündigt Schließung zweier Filialen mit Betriebsräten an
Fast gleichzeitig erfuhren die Beschäftigten in Lidl-Filialen in Calw und Bamberg, dass ihre angeblich unrentablen Filialen geschlossen werden sollten. Schon auf den ersten Blick auffällig: betroffen sind damit gleich zwei von den acht Filialen, die überhaupt einen Betriebsrat haben – von 2.600 Filialen in der Bundesrepublik! In beiden Filialen hatten die Mitarbeiter gegen die schlechten Arbeitsbedingungen protestiert. Die Begründung vom Konzern für die Schließung lautet: Unrentabel – Zahlen über den Betrieb bekommen die Betriebsräte jedoch nicht. So ist es fast unmöglich, gegen die Politik von Lidl auf der ökonomisch-sachlichen Ebene zu argumentieren. Es wird Zeit, dass hier Transparenz geschaffen wird!


Ende Juli 2005 - Lidl kündigt Münchener Betriebsratsinitiatorin
Ende Juli 2005 wird der Lidl-Beschäftigten Andrea Krätzner fristlos gekündigt. Sie hatte eine Betriebsratswahl in ihrer Lidl-Filiale in München organisiert. Die Filialleitung versuchte daraufhin, ihr eine Kassendifferenz unterzuschieben und den folgenden Konflikt zum Kündigungsgrund erklärt. Es gibt inzwischen einen Solifonds und viele böse Briefe an das Unternehmen.


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