Lidl-Aktionen Attac Bamberg

6 AktivistInnen, 5 Stunden Aktionsdauer, fast 2.000 verteilte Flyer und unendlich viel Aufmerksamkeit
– unsere Bilanz eines Samstages in der Bamberger Innenstadt


"Den Samstag vor dem 3. Advent haben wir uns für die 3. Aktionseinheit während der Lidl-Kampagne unserer Bamberger Attac-Gruppe auserwählt und das nicht zufällig: Am 10. Dezember 2005 jährte sich zum ersten Mal die Veröffentlichung des Verdi-Schwarzbuches. Dieser Sammlung von Erfahrungsberichten zum alltäglichen Lidl-Horror war der Auslöser des bis heute anhaltenden medialen Interesses. Der zweite wichtige Anlass war der Tag der Menschenrechte, der sich natürlich ebenso perfekt anbot, die miserablen Arbeitsbedingungen und fehlende Mitbestimmungs- und Organisationsrechte der Beschäftigten anzuprangern.

Während die beiden ersten Aktionen jeweils zeitgleich vor den beiden Bamberger Lidl-Filialen als reine Infomaterial-Verteilaktionen konzipiert waren und wir dabei Ende Oktober noch Spätsommerwärme genossen, Ende November dagegen sibirische Eiseskälte ertragen mussten, fassten wir die taktische Entscheidung, zukünftig die Filialen zu „verschonen“ und stärker die Öffentlichkeit zu suchen und das Thema „Lidl“ dorthin zu tragen.

Präsentation Lidl-Tüten
(Nur das Thema paßt nicht in die Idylle .... Klick aufs Bild = Vergrößern)

Wo kann das zielführender realisiert werden als in der Bamberger Innenstadt zur Vorweihnachtszeit. Bei herrlichem Sonnenschein und entsprechend trockenem Wetter trafen wir uns gegen 10 Uhr an einem Cafe in einer Seitenstraße und teilten das motivierte AktivistInnen-Personal (jeweils 3 Frauen/Männer) in 3 Gruppen ein. Drei Personen wurden in Ganzkörper-Lidl-Tüten (3 Motiven: Stoppt Preis-, Umwelt- & Sozialdumping) verpackt und ihnen jeweils ein/e MaterialverteilerIn an die Seite gestellt. Schon während der Ankleidung wurden viele PassantInnen aufmerksam und verfolgten unser Treiben sichtbar interessiert und belustigt.

Nachdem die Routen durch die Einkaufszone und den angrenzenden Bauern- sowie Weihnachtsmarkt koordiniert wurden, machten sich die Teams auf den Weg ins Getümmel und erregten erstaunte Aufmerksamkeit der Innenstadtbesucher. Dies war wohl hauptsächlich auf den Überraschungseffekt der Aktionsform, die wenig in Bamberg anzutreffen ist, zurückzuführen. Menschliche Transparente sind kreativ und in der Deutlichkeit der Lidl-Tüten wohl selbsterklärend, dachten wir zu mindestens. Einige wollten von uns die aktuellen Montagsangebote haben und waren dann ganz überrascht, dass wir kein Lidl-Marketingteam waren und sie mit „Problematischem“ zu Lidl konfrontiert wurden.

Lidl-Tüten am Grünen Markt
(Lidl-Aufklärung im Menschengewimmel. Klick aufs Bild = Vergrößern)

Unsere Aktion war bis 12 Uhr geplant, doch diese anvisierten 2 Stunden vergingen (zu) schnell und dankenswerter Weise völlig problemlos. Dank der sichtbaren Thematisierung unseres Anliegens wurden wir ohne Anstrengung hunderte der bekannten attac-Lidl-Angebotsblätter an interessierte PassantInnen los und beschlossen unser komplettes Material unter die Leute zu bringen und die Aktion noch etwas auszudehnen und noch nicht zu beenden. Nach einer kurzen Glühweinpause, die wir inmitten des Trubels automatisch als Blickfang mit unserer menschlichen Dekorierung nutzen konnten, marschierten die Teams wieder los und hatten in der mittlerweile dicht gefüllten Bamberger Innenstadt so ihre Probleme beim hindurchzukommen durch die Menschenmassen. Um weiterhin die Wirkung der Tüten nutzen zu können, positionierten wir uns beim Karstadt-Haupteingang direkt am Rande des PassantInnenstrom und wurden wieder sichtbar und somit auch interessant.

Als uns kurz vor 15 Uhr das Material endgültig ausgegangen war, realisierten wir erst, dass während der knapp fünf Stunden mit sechs beteiligten AktivistInnen knapp 2.000 Flyer verteilt wurden und somit unserer ganzer lokaler Materialbestand aufgebraucht und wichtiger noch, auch tatsächlich unters interessierte „Volk“ gebracht wurde.

Ein Fazit der Aktion fällt sehr leicht, da mit ihr Spaß und Abwechslung verbunden waren. Es gab eine Vielzahl von sehr interessierten und aufgeschlossenen Gesprächen mit teils sehr sensibilisierten Gesprächspartnern beiden Geschlechts (z.B. über regionale Wirtschaftskreisläufe). Dabei konnten wir als Aufhänger die im Laufe der Woche veröffentlichten Ergebnisse der Obst- und Gemüseschadstoffbelastung nutzen, bei denen ja Lidl erwartet schlecht abgeschnitten hatte. Konfrontiert wurden wir hauptsächlich mit drei kontroversen Fragen: 1. Warum nur Lidl, sind die anderen Discounter nicht genauso schlimm? 2. Was kann man konkret tun, welche Alternativen hat der Konsument und 3. Wie kann für Menschen mit schmalem Geldbeutel eine auf Teilhabe ausgerichtet Versorgung mit Dingen des alltäglichen Lebens sichergestellt werden?

Bamberger Kampagnenteam
(Und noch mal die ganze Frau- und Mannschaft. Klick aufs Bild = Vergrößern)

Abschließend gebührt den beteiligten AktivistInnen (Sandra, Karen, Susanne, Gerhard, Christian und André) ein großes Lob für das Durchhaltevermögen und die Einsatzbereitschaft. Besonderer Dank gilt Christian von der Hochschulgruppe „Eine Welt Aktion“, der die zukünftig angestrebte Kooperation mit attac-Bamberg gleich aktiv „vorlebte“. Aber auch insbesondere für unsere eigenen Gruppen-Interessen war dieser Aktionstag ein großer Erfolg, wird doch Attac lokal nur bekannt und wahrnehmbar durch öffentliche Sichtbarkeit und attraktiv durch eine lebendige Aktionsorientierung – beiden Kriterien haben wir wohl entsprochen!"



Gute Resonanz auf direkte Ansprache
In Bamberg brachten Attacies vor gleich zwei Lidl-Märkten KundInnen die Kampagnen-Forderungen nahe.

Hier der Bericht eines Mitwirkenden:
Auch in Bamberg "schnupperten" wir im Rahmen der Lidl-Kampagne mal wieder Aktionsluft. Am Freitag, den 7.10., haben wir zeitgleich (16-18 Uhr) mit zwei Teams aus je drei Aktiven die beiden Bamberger Lidl-Märkte (einer davon mit Betriebsrat) "unsicher" gemacht. Dort verteilten wir an die KäuferInnenschaft Flyer und Einkaufswagenchips - gut 500 innerhalb von 2 Stunden. Bei beiden Märkten hat man uns auf dem Parkplatz des Lidl-Geländes in Ruhe gelassen (kein Platzverweis), obwohl jeweils die FilialleiterInnen "Kenntnis" von der Aktion hatten. Immerhin hatten wir uns direkt im Eingangs-/Ausgangsbereich auf dem Lidl-Gelände positioniert.

Lidl-Kampagnenauto
(Ein echtes Lidl-Kampagnenauto .... Klick aufs Bild = Vergrößern)

Markteingang mit Auto
(... unübersehbar vor dem Eingang plaziert. Klick aufs Bild = Vergrößern)

Link zur Homepage der Bamberger Attac-Gruppe.


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