FAQ

Was meint „Globale Soziale Rechte" und was hat das mit der Kampagne zu tun?
Attac hat in den letzten Jahren zu vielen Themen gearbeitet. Schwerpunktmäßig zuletzt zu Sozialabbau, zur Welthandelsorganisation und zur EU. Alle diese Themen überschneiden sich und hängen zusammen als Phänomene neoliberaler Globalisierung.
Trotzdem ist es oft schwer, zu begründen, dass und warum Attac einen scheinbar beliebigen Bauchladen vor sich herträgt.
Eine Möglichkeit, die Kritik und die Alternativ-Diskussionen stärker zusammenzuführen, ergibt sich aus dem Themenbogen ”Globale Soziale Rechte – Leben in Würde weltweit”.
Die große positive Vision „Globaler Sozialer Rechte“ für alle wird in Veranstaltungen und Papieren, in vielen Diskussionen und Studien weitergeführt.
Und Hindernisse einer solchen Entwicklung durch peppige Kampagnen konkret angegriffen. Eine erste Kampagne will die Lidl- Kampagne sein.

Warum gerade Lidl?
Warum nicht BAYER oder Daimler Benz oder...?

Natürlich gibt es viele Konzerne, die dringend eine kritische Begleitung gebrauchen könnten. Eigentlich alle – denn sie alle profitieren von den Spielregeln der Globalisierung und gestalten sie mit. An ihnen lassen sich grundsätzliche und spezielle Logiken der kapitalistischen Gesellschaftsveränderung aufzeigen.
Die Gruppe, die jetzt die Lidl-Kampagne macht, hat sich das Phänomen der Discountierung vorgeknöpft. Es passt logisch zur Attac-Kritik am neoliberalen Gesellschaftsumbau. Unter Aldi, Lidl, Plus und Co ist Lidl ganz besonders kritikwürdig.

- kein anderer Discounter expandiert so schnell und erfolgreich in Europa – schon in 15 (?) Ländern gibt es Lidl-Filialen - kein anderer Discounter steht so sehr für Sozialdumping wie Lidl. Lidl-MitarbeiterInnen müssen mehr unbezahlte Überstunden schieben, mehr Kontrollen und Diskriminierung aushalten, mehr Maulkörbe akzeptieren als andere. - Kein anderer Discounter betreibt eine so konsequente Geheimhaltung wie Lidl. Lidl beantwortet keine Fragen zur Herkunft seiner Produkte, Lidl hat über 600 Unter-Organisationen (Stiftungen und GmbHs) gegründet, um Geschäftsberichte zu vermeiden, Steuern zu „sparen“ und betriebliche Mitbestimmung der ArbeitnehmerInnen zu verhindern.

Es passt gut, dass ver.di mit seinem „Schwarzbuch-LiDL“ die Praxis des Sozialdumpings des Unternehmens aufgedeckt hat und selbst weiter zum Konzern arbeitet. Es passt gut, dass weed eine Studie „Grenzenlos billig“ herausgegeben hat zur Ausbreitung des Discounter-Wesens und den Auswirkungen besonders auch auf Menschen und Umwelt im Süden.

Was hat das mit Attac zu tun?
Attac fragt nach den Folgen neoliberaler Globalisierung. Attac thematisiert Arbeitsbedingungen im Süden und im Norden, Sozialabbau, das Welthandels-Regime und die Facetten internationaler Finanzmärkte.
Discounter – und besonders Lidl – stehen für Sozial-, Umwelt- und Preisdumping. Während sie nach außen kommunizieren „GEIZ ist Geil“, „LIDL ist billig“, schweigen sie über die Kosten, diese Logik verursacht.
Dass sich auch noch als Trendsetter auszumachen sind, macht es für attac zusätzlich attraktiv, hier einzuhaken: denn dieses DUMPING nehmen wir nicht hin.

Wer macht die Kampagne?
Eine Gruppe von Aktiven. Sie ist offen für Dich und Euch. Zunächst angestoßen durch eine Initiative aus dem Bundesbüro arbeitet die Gruppe inzwischen selbstständig und intensiv.
Dabei sind Leute aus Attac-Gruppen, aus bundesweiten AGs und andere Interessierte.

Was hat die Kampagnengruppe vor?
Die Kampagnengruppe erarbeitet die Argumentation für die Kampagne, die konkreten Forderungen an Lidl und die Politik und bereitet Informations- und Aktionsmaterial vor.
Dann geht es darum, Interessierte zu Informieren, Öffentlichkeits- und Pressearbeit zu machen, Aktionen zu planen. Und natürlich am Ball zu bleiben, um die mobilisierte Energie wirklich zu nutzen und politischen Druck wirksam zu machen.
Wichtig ist uns die Zuspitzung. Wir wollen zwar den großen Zusammenhang rüberbringen, aber eine Kampagne wird erst dann wirksam, wenn es Beteiligungsmöglichkeiten für Viele gibt und der Druck wirklich spürbar wird.
Wir suchen gerade nach einem Lidl-Produkt das sich eignet, eine sofortige Veränderung von Lidl zu fordern – und gleichzeitig gut passt zu unserem Blick die internationale Problematik des Preis-, Umwelt- und Sozialdumpings.



Wie wollt Ihr Lidl angreifen ohne Menschen mit wenig Geld vor den Kopf zu stoßen?
Wir klagen niemanden an, der oder die gezwungen ist, mit wenig Geld über die Runden zu kommen.. Unsere Kampagne weist aber auf einen Teufelskreis hin: Billig kommt letztlich alle teuer zu stehen. Uns ist es wichtig, die KonsumentInnen nicht anzugreifen, ebenso wenig wie die MitarbeiterInnen von Lidl.
Es geht vielmehr darum, sie als KonsumentInnen und politische Subjekte ernst zu nehmen und zu kritischen Fragen zu ermuntern. Wir glauben, dass wir viele dafür gewinnen können, für Verbesserungen der eigenen Situation und der Menschen weit über ihren Bekanntenkreis hinaus kritische Fragen zu stellen und unsere Forderungen mitzutragen.


Was können wir dabei tun?
Die Kampagne kann stark und wirksam werden, wenn viele mitmachen. Zunächst einmal ist das einfach möglich, denn in fast jedem größeren Ort findet sich eine Lidl-Filiale, die als Aktionsort in Frage kommt.
Es wird bald sowohl bundesweite Materialien geben, die es einfacher machen, vor Ort eine Aktion zu entwickeln.
Und es gibt viele Möglichkeiten, eigene Schwerpunkte zu setzen. So beteiligen sich z.B. schon einige Gruppen an der Recherche und finden heraus, welche seltsam verschleierten Wege die Billig-Ware so hinter sich bringt. Wenn in Eurer Nähe ein Lager oder ein „Hersteller“ von LIDL zu finden ist, ist es möglich, eigene Kritik und Forderungen dazu zu entwickeln. In einigen Städten konnten KritikerInnen nachweisen, dass LIDL sich durch herausnehmbare Lagerwände größere Verkaufsflächen erschummelt hat (es gibt meistens vor der Baugenehmigung strenge Flächenbegrenzungen für Verkaufsflächen).
Es wird einie Aktionsideen von Bundesebene geben – und viele Möglichkeiten, eigene auszuhecken. Je mehr gute Ideen umgesetzt werden, desto besser.


Was kostet das – und wer bezahlt?
Eine bundesweite Kampagne ist nie ganz billig. Nur nach den Kosten zu fragen, verkürzt aber natürlich. Denn eine Kampagne bringt auch was: sie spitzt eine konkrete politische Auseinandersetzung zu. Sie kann Erfolg haben – und warum, wenn nicht deshalb gibt es Attac? Eine Kampagne eröffnet Mitmachmöglichkeiten und bringt Öffentlichkeitswirkung – und nicht zuletzt auch Spenden und neue Mitglieder.
Die Kampagnengruppe macht ihren Finanzplan öffentlich und hat schon um Mittel aus dem „Topf für Unvorhergesehenes“ gebeten.
Zusätzlich bemüht sie sich um „Drittmittel“. Ein Antrag an die Bewegungsstiftung ist z.B. schon gestellt.
Allein ein bundesweites Vorbereitungstreffen kostet bis zu 500 Euro an Fahrtkosten Und wenn wir 20.000 farbige Postkarten drucken, will die Druckerei 600 Euro sehen. Wir wollen Aktionsmaterial erstellen und verleihen. Es gibt Einkaufswagenchips und "das Plagiat" usw usf.
Als Unterstützung der Kampagne haben wir zum 1. September Kay eingestellt. 4 Monate ist er dabei, eher auf „Selbstausbeuter-Basis“ – dennoch kommen in vier Monaten 4000 Euro zusammen.


Wie viel ver.di gehört zur Kampagen-Planung?
Ver.di organisiert seit ihrer Veröffentlichung des „Schwarz-Buch LIDL“ eine Kampagne für mehr Mitbestimmung der LIDL-MitarbeiterInnen. Betriebsräte sollen in möglichst vielen Filialen initiiert werden.
Die Attac-Kamapgne ist eigenständig – aber bewusst am gleichen Konzern dran. Wir nutzen die Öffentlichkeitsarbeit und die tolle Vorrecherche, die ver.di geleistet hat und leistet. Wir stehen in Kontakt mit den CampaignerInnen bei ver.di. In vielen Städten wird sich eine Zusammenarbeit zwischen lokalen ver.di und attac-Gruppen anbieten. Wir setzen darauf, dass sich gemeinsam mehr Druck aufbauen, mehr Staub aufwirbeln lässt.
Dennoch hat die attac-Kampagne einen anderen Fokus:
Wir benennen internationale Zusammenhänge, die gesamte Wertschöpfungskette und die typische Globalisierungslogik: zentral dabei ist, dass LIDL eine Trendsetterrolle hat beim Preis-, Umwelt- und Sozialdumping bei Handel und Herstellung von Lebensmitteln und vielen Dingen des täglichen Gebrauchs.
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