Call for Statements 
 Diskussion
    
zu 1. Nachdem die Linkspartei offensichtlich zunächst ebenfalls
  Neoliberalismuskritik und soziale Gerechtigkeit ganz oben auf der Agenda hat,
und das Thema im Allgemeinen dadurch mehr in die Öffentlichkeit tritt, kann
Attac zum Einen mehr Energie auf die Sichtbarmachung der Wirkungen von
„Liberalisierung“ im Konkreten verwenden, zum Anderen an der Stabilisierung
des anti-neoliberalen Netzwerkes sowohl strukturell als auch inhaltlich
arbeiten. So könnten wir uns auf Unterstützung, Bündelung und Moderation der
anti-neoliberalen Kräfte konzentrieren. (durch Wiss Beirat, AKs und
geeignete Moderatoren). Wir können weiter nach praktikablen Methoden des
demokratischen Miteinanders suchen, diese vorleben und verbreiten und mehr
Öffentlichkeit schaffen für Alternativen zu Neoliberalismus und
Kapital-Darwinismus.
zu 2. Unabhängig von Regierungsmannschaften wird sich die Schere zwischen arm
  und reich weiter öffnen. Global, kontinental, regional. Immer mehr Menschen
  werden dadurch desozialisiert und sind deshalb nur noch in Phasen
  mobilisierbar, in denen ihre existenziellen Interessen tangiert werden, denn
  diese werden mehr und mehr ihren gesamten Horizont füllen und all ihre
  Energie benötigen. Wir können erreichen, daß zumindest diese physiologischen
  Grundbedürfnisse für alle gesichert werden bzw. bleiben, wenn wir uns zum
  Anwalt derjenigen machen, die in dieser Hinsicht aktuell und potentiell
  betroffenen sind. Hierzu muß; ein aktuell bedrohtes Bedürfnis thematisiert
  und mit Aktionen begleitet werden, wobei die Betroffenen unbedingt
  mitgenommen werden müssen. (z.B. steigende Energiekosten) Es sollten aber
  auch mittelfristig prekäre Problematiken in den allgemeinen Fokus gerückt
  werden. (z.B. Zugang zu Trinkwasser für Alle). Hierfür ist eine
  arbeitsintensive Phase der fundierten Vorbereitung nötig in den
  verschiedensten Disziplinen (u.A. Wirtschaftstheorie, Soziologie,
  Psychologie, Medienwiss. etc.) und natürlich interdisziplinär. Wir können
  dabei auf die Resorcen unserer Mitglieder aber auch auf uns nahestehende
  Wissenschaftler und Praktiker zurückgreifen. Eine solche Aufgabe wäre
  gleichzeitig ein Checkup für unser Netzwerk. Wo liegen Stärken und
  Schwächen? Stimmt die Kommunikation zwischen den Gliederungen? Sind die
  Entscheidungsprozesse effektiv?
zu 3a. Unsere Partner sind dabei prinzipiell alle sozial-, gerechtigkeits-
  und nachhaltigkeits-orientierten Kräfte innerhalb und außerhalb von
  Wirtschaft und Regierung. Die wichtigsten unter ihnen sind Gewerkschaften,
  Kirchen, entsprechende Flügel der politischen Parteien sowie die
  verschiedenen Verbände (im Besonderen deren Basisgliederungen)
Wir müßten uns auf alle beziehen, die in das gesellschaftliche Abseits
  geschoben werden sollen (materiell, ideell, sozial, kulturell,
  bildungsbezogen)
Mobilisierbar sind durch alle Schichten der Bevölkerung grundsätzlich
  diejenigen, die Interesse an einer lebenswerten Zukunft haben und nicht
  ausschließlich um ihr Dasein in der Gegenwart ringen müssen (siehe auch
  zu2.). Sehr wichtig ist Mobilisierung von Medien für unsere Themen
  (Magazinsendungen wie Monitor u.Ä.) Hierzu wäre eine differenziertere
  Arbeitsteilung innerhalb Attac hilfreich, da Mobilisierung nicht nur
  themenspezifisch sondern auch
  Bevölkerungsgruppen- und sogar personenbezogen erfolgen muß. Die Frage: „Wer
  von uns macht was?“ , sollte schon im Vorfeld der von uns als realistisch
  betrachteten
  Aktivitäten klar sein einschließlich des jeweils verantwortlichen
  Personenkreises.
zu 3b. Unser Thema ist doch wohl Globalisierungskritik?! Neoliberale
  Globalisierung wirkt in jeder geografischen Clusterung und sollte von uns an
  anschaulichen Beispielen aufgezeigt werden können. Als wichtigste Unterthemen
  sehe ich: „Früchte der Wertschöfung für Alle“, „Genug Bildung für Alle“ und
  „Schutz der essenziellen Resorcen dieses Planeten für Alle“. Um unsere
  Themen in die Breite zu bringen, sollte den Aktivisten das dazu nötige
  Hintergrundmaterial zur Verfügung gestellt werden. (Theoretische Grundlagen,
  Fakten, Zahlen, Beispiele; Erfahrungen) Hierzu könnten wir den
  Wissenschaftlichen Beirat bitten, unsere entsprechenden AKs aber auch andere
  Möglichkeiten unseres Netzwerkes nutzen (Wer kann einen Beitrag zu einem
  bestimmten Thema beisteuern?) Gut war z.B. der Reader zur EU-Verfassung. Ein
  weiteres Themenfeld sollte die Entlarvung und Veröffentlichung der
  Manipulations-Praktiken der „Initiative neue soziale Marktwirtschaft“ sein,
  die damit den Neoliberalismus zum Mainstream in Deutschland erheben will.
  Die Arbeit und der damit verbundene wachsende Einfluß dieser Meinungsmacher,
  denen erhebliche finanzielle Resorcen zur Verfügung stehen, darf von uns
  keinesfalls unterschätzt oder gar ignoriert werden.
zu 4. Unsere Stärke ist unsere Vielfalt! Darin liegt eine hohe
  Integrationskraft. Wir haben Zugang zu Menschen aller politischen Strömungen
  diesseits vom rechten Rand. Wir haben Zugang zu Menschen verschiedenster
  Ethnien,
  Kulturkreise und Religionen. Wir können uns einlassen auf Menschen
  verschiedenster sozialer und intelektueller Ebenen. Diesalles unabhägig von
  ihrem Alter, ihrem Geschlecht und ihrer Stellung zum „Markt“. Wir müßten
  also ein riesiges Aktivierungspotential besitzen. Die Fragen sind: Was ist
  der gemeinsame Nenner all dieser Menschen mit dem es sich freisetzen läßt?
  (siehe zu 2.) Wofür läßt es sich freisetzen? Wie kann eine solche
  Aktivierung praktisch vonstattengehen? Will und kann Attac an der Spitze
  einer daraus entstehenden Bewegung stehen, sodaß man auf uns hört?
Impliziert die Fragestellung, daß man auf uns hören soll? Wenn ja, müssen wir
  unsere gegenwärtige Struktur hinterfragen. Dann müßte mehr System in unser
  Netz. Das Netz bräuchte zuverlässige, von innen und außen erreichbare
  Schnittstellen vor Ort, was jedoch die regionalen Gruppen nicht
  kontinuierlich leisten(können?). Mit einer solchen Aufgabe ist ein (wenn
überhaupt vorhanden) einzelner Öffentlichkeitsarbeiter überfordert. Dazu
  wären Kommunikations-AKs in den Regionalgruppen nötig.
Wenn man auf uns hören soll, müssen wir lauter werden! Wir bräuchten nicht
  nur Stimmen außerhalb sondern auch innerhalb der Parlamente. Dazu müßten
  entweder Attaccies in die Parlamente oder Parlamentarier zu Attac. Für
  Medienpräsenz wären „laute“ Bilder gut, d.h.spektakuläre Aktionen a la
  Greenpeace, denn solche Bilder „schaffen“ es in Tagesschau u.Ä Im Sommerloch
  reichen vielleicht auch banalere Störungen hierfür aus. Die Aktions-AG wird
  das wissen.
Damit wir gehört werden, müssen unsere Sprecher in die Medien, d.h.die Namen
  der Ko-Kreis-Mitglieder gehören in die Öffentlichkeit, damit die
  „Quasseltanten “ beim TV und die anderen Medienvertreter wissen, an wen sie
  sich wenden können. (oder brauchen wir einen separaten Sprecherpool ,um
  eingebrannte Denkmuster der Journalisten zu bedienen?).
zu 5. Als Anti-Neoliberalisten sollte unsere Haltung zu Politik generell
  darin bestehen, für das Primat von demokratisch legitimierter Politik vor
  der Wirtschaft einzutreten. Die Wirtschaft ist für uns Menschen da und nicht
  umgekehrt. Erst recht ist Wirtschaft als Selbstzweck irrelevant. Nur wenn
  ein staatsführendes Gremium wesentliche Gestaltungsmöglichkeiten in Händen
  hält, hat Staat einen Sinn. Gegenwärtig wird die demokratische Gesellschaft
  durch „
  Deregulierung“ sprich Selbstentmachtung des Staates konterkariert. Wir
  sollten also parteiübergreifend diejenigen Politiker unterstützen, die sich
  der
  Entstaatlichung entgegenstellen. Wir sollten die Parlamentarier so oft es
  geht an ihre Pflichten als gewählte Repräsentanten der Bevölkerung erinnern,
  auch wenn das Widerstand gegen Lobbys und Parteidiktatur bedeutet. Bei
  diesem Widerstand (so sie ihn denn leisten) müssen wir den entsprechenden
  Personen zur Seite stehen.
zu 6. Wir sollten die Kommunikation innerhalb des Netzes stärken. Vorstellbar
  sind hierzu Kommunikations-AKs sowohl bei Attac D als auch in den
  Regionalgruppen, deren Aufgabe im Halten der Verbindung zueinander und zu
  verbündeten Gruppen bzw. Personen besteht.
Wilfried Dunst
Attac Halle


