Berlin, 19. 09. 02
Dr. Dietmar Bartsch, MdB
Bundesgeschäftsführer der PDS
An Attac Schwerin
Sehr verehrte Damen und Herren,
bitte entschuldigen Sie, dass in der Endphase des Wahlkampfes ich
nicht sofort dazu gekommen bin Ihnen zu antworten und meine Antwort
auch etwas knapp ausfällt. Ich halte das Thema aber für so wichtig,
dass ich gern bereit bin, mit Ihnen nach der Wahl noch einmal in
Gedankenaustausch zu treten.
Zur bevorstehenden Liberalisierung des Dienstleistungshandels im
Rahmen der GATS-Verhandlungen meinen wir : die Leistungen der
öffentlichen Daseinsvorsorge (Bildung, Kultur, Gesundheit, Wasser
etc.) sind ein gesellschaftliches Gut und keine Ware!
Eine weitere Liberalisierung unter dem Druck von Profitinteressen
lehnen wir ab. Zur bevorstehenden Zerschlagung des solidarischen
Gesundheitssystems und den Repressionen auf dem Arbeitsmarkt werden
wir Widerstand formulieren.
Demokratieabbau und Krieg sind keine Mittel für uns, um ein friedliches Leben miteinander zu gestalten und die Probleme zu lösen.
Die PDS hat vor Johannesburg von der Bundesregierung gefordert eine Vorreiterrolle im Umwelt- und Klimaschutz sowie in der Entwicklungszusammenarbeit einzunehmen.
Konkret haben wir gefordert :
zur Finanzierung globaler öffentlicher Güter eine
Devisentransaktionssteuer (Tobin-Steuer) zunächst in allen G-7 und
EU-Staaten sowie in der Schweiz, China und Australien zu erheben und
sukzessive international durchzusetzen, sich im Rahmen einer
ökologischen Finanzreform für einen radikalen Umbau der
Subventionssysteme in den Industrieländern einzusetzen, alle Umwelt-
und regionale Märkte zerstörenden protektionistischen Maßnahmen,
insbesondere im Agrarbereich abzuschaffen und die deutsche staatliche
Außenwirtschaftspolitik nach sozial-ökologischen und
entwicklungspolitischen Kriterien auszurichten, sich für ein
Moratorium und eine Revision des Übereinkommens über handelsbezogene
Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums (TRIPS) und der
Verhandlungen über das allgemeine Abkommen über den Handel mit
Dienstleistungen (GATS) unter UN-Führung einzusetzen, eine
tiefgreifende Reform der Welthandelsorganisation (WTO) zu beginnen,
ein Maßnahmenpaket zum Schutz und Ausbau öffentlicher Güter vorzulegen
und dementsprechend die Fragen Wettbewerb, Direktinvestitionen im
UN-Rahmen zu behandeln, die Deregulierungs- und Privatisierungspolitik
zu stoppen, sowie die internationalen Umwelt-, Klima- und
Artenschutzvereinbarungen in allen Handelsabkommen konsequent zu
berücksichtigen, für die Bekämpfung übertragbarer Krankheiten in den
Entwicklungsländern, insbesondere für HIV/AIDS, Tuberkulose und
Malaria zusätzliche Mittel bereit- zustellen, um den Teufelskreis von
Krankheit und Armut zu durchbrechen.
Mit freundlichen Grüßen
D. Bartsch
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