G8 2007 in Heiligendamm

ChristInnen: Auf zum G8-Treffen nach Heiligendamm!


Jedes Jahr treffen sich die Mächtigen zu geheimen Absprachen über Weltwirtschaft und -politik. Sie setzen damit Imperialismus und Kolonialismus fort und entziehen sich jeglicher demokratischen Kontrolle.

Vom 6.-8. Juni 2007 wird das Treffen an der deutschen Ostseeküste in Heiligendamm stattfinden. Seit Jahren sucht sich der Club der Reichen nun schon Stätten aus, die leicht abzuriegeln sind, denn es regt sich Protest: Seit den 1980er Jahren und verstärkt wieder seit Seattle 1998 protestieren Hunderttausende von Menschen gegen die Kungelei der Eliten und setzen sich ein für eine Welt, in der alle ein würdiges Leben führen können: dagegen, dass Zigtausende täglich an Hunger sterben; für eine gerechte Verteilung der Reichtümer unserer Erde und für basisdemokratische Gesellschaften.

Wir – ChristInnen aus ganz verschiedenen Ländern der Erde, aber vor allem aus dem sogenannten ‚Süden’, wo sich die tödliche Logik der neoliberalen Globalisierung am deutlichsten zeigt, der aber zur Zeit auch ein Erstarken der Basisbewegungen, der Selbstorganisierung und des Protests gegen diese Logik erlebt – wir fordern euch auf: Seid solidarisch! Solidarisch mit der wachsenden Zahl von Menschen, die bei uns und bei euch auf der Schattenseite stehen, die Arbeit, ihr Zuhause, ihre Gesundheit oder ihr Leben verlieren, weil sie für die Profitmaximierung überflüssig sind oder ihr im Wege stehen.

Der Kern der jüdischen und christlichen Traditionen ist die Würde jedes Menschen. Trotz der Herrschaftsgeschichte besonders des Christentums hat auch dieses immer wieder widerständige und aufständische Menschen und Gruppen hervorgebracht. In diesen folgen ChristInnen einem Menschen nach, der die Tische der Geldwechsler und Opfertierhändler im Tempel umgestoßen hat, der der römischen Herrschaft Widerstand entgegengesetzt und der eine radikale Alternative gelebt hat. Sie glauben an einen Gott, der Sklaven und Sklavinnen befreit. Der Ort dieser Gläubigen ist der Protest, die Blockade und die Demonstration, die Verkündigung: Dieses System, das über Leichen geht, muss und wird ein Ende haben! Und dies nicht nur in Heiligendamm, sondern auch im Alltag, in der täglichen Arbeit an Hoffnung und Widerstand. Wer sich auf diese Tradition bezieht, muss sich an den Protesten gegen die neoliberale Globalisierung beteiligen. Wir rufen daher alle ChristInnen in Deutschland auf: Setzt euch in euren Gemeinden dafür ein, dass das Leben der Menschen am Rand der Gesellschaften und das Thema Gerechtigkeit wieder ins Zentrum des Glaubens rücken und die gesellschaftlichen Verhältnisse eine bedeutende Rolle spielen. Baut Gruppen auf, die die gesellschaftliche Situation reflektieren und Widerstand denk- und lebbar machen! Beteiligt euch aktiv an Protesten, zum Beispiel gegen den G8-Gipfel, der nächstes Jahr vor eurer Haustür stattfindet! Bezieht eindeutig Position gegen die Politik der Reichen und Mächtigen, die – zum Beispiel durch die G8 – ihre Interessen durchsetzen, und sich dabei auch noch ‚Freiheit’ und ‚Demokratie’ auf die Fahnen schreiben. Denn es besteht immer die Gefahr, dass Teile der sozialen Bewegungen und der kirchlichen Organisationen mit Schuldenerlass- oder ähnlichen Versprechungen vereinnahmt werden.

Wir fordern euch auf: Lasst das nicht geschehen! Setzt den G8, diesem großen Symbol der Macht, transnationale Solidarität entgegen! Geht Bündnisse ein mit den globalisierungs- und kapitalismuskritischen Gruppen! Macht dem G8-Club deutlich: Sie sind durch nichts und niemanden legitimiert! Was wir wollen, ist eine Welt, in der alle leben können! Die selbsternannten LenkerInnen der Welt in Politik und Wirtschaft: „Sollen sie doch alle verschwinden!“ – „¡Que se vayan todos!“, wie die argentinischen Compañer@s sagen. Auf nach Heiligendamm!


ErstunterzeichnerInnen:

Prof. Dr. Alberto Moreira, Katholische Universität Goiânia, Brasilien * Prof. Dr. Franz Hinkelammert, Departamento Ecuménico de Investigaciones (DEI), Costa Rica * Prof. Dr. Elsa Tamez, Universidad Biblica Latinoamericana, Costa Rica * Boniface Mabanza, Theologe, Dem. Rep. Kongo * Prof. Dr. Sebastian Kuthukallunkal, OFM Cap, Institute of Philosophy and Religion, Eluru, Indien * Cyriac Vazhayil, OFM Cap, Institute of Philosophy and Religion, Eluru, Indien * Leonardo Boff, Befreiungstheologe, Brasilien * Bischof Pedro Casaldáliga, Brasilien * Francois Hourtart, Centre tricontinental (Cetri), Belgien * Giulio Girardi, Italien/Nicaragua/Cuba * Romi Márcia Bencke, Theologin, Pfarrerin der Lutherischen Kirche Brasilien, Mitarbeiterin des CECA (Centro ecuménico de evangelização, capacitação e assesoria), Brasilien * Sônia Gomes Mota, Pfarrerin der Vereinten Presbyterianischen Kirche, Mitarbeiterin des CECA * Graciela Patricia Cornáglia, Historikerin, Mitglied der röm.- katholischen Kirche, Mitarbeiterin des CECA, Brasilien * Elisabete Trampusch, Mitglied der Evangelisch-lutherischen Kirche in Brasilien, Mitarbeiterin des CECA, Brasilien* Sandra Vial, Anwältin, Mitglied der röm.-kath. Kirche, Mitarbeiterin des CECA, Brasilien * Maribel Lindenauer, Mitglied der Evangelisch-lutherischen Kirche in Brasilien, Mitarbeiterin des CECA, Brasilien * José Zamorra, für das Foro Ignacio Ellacuria, Spanien * Joel Suarez, für das Centro Memorial Martin Luther King, Cuba * Prof. Dr. Jon Sobrino SJ, UCA, El Salvador * Maria Pilar Aquino, Mexiko/USA * Francisco de Aquino, Brasilien * Prof Dr. Marcella Althaus-Reid, School of Divinity, Universität Edinburgh, Schottland * Virginia Inacio dos Santos, Theologin und Pfarrerin der Methodistischen Kirche, Angola * José E. Conde Masdiaz, Theologe, Kuba * Loida Sardiñas, Profesora de la Universidad Nacional (UNA) y la Universidad Biblica Latinoamericana (UBL) de Costa Rica, zur Zeit an der Missionakademie der Universität Hamburg* Prof. Dr. Graciela Chamorro, UNIVERSIDADE FEDERAL DA GRANDE DOURADOS - UFGD (MATO GROSSO DO SUL -Brasilien) * Prof. Dr. Luiz Carlos Susin, Permanent Secretariat of the world Forum on Theology and liberation, Brasilien * Dr. Cecilia Clegg, Centre for Theology and Public Issuses (CTPI), Schottland * Prof. Dr. Mario I. Aguilar, Centre for the Study of Religion and Politics, St. Andrews, Schottland * Revd. Mario Ribas, Brasilien/Südafrika * Dr. Gemma Cruz-Chia, Theologin, Philippinen * Prof. Dr. Gabriele Dietrich, Indien * Dr. Manuel Ossa, Chile * Prof. Dr. Elisabeth Schüssler Fiorenza, USA * Dr. Mary E. Hunt, Co-director, WATER (Women’s Alliance for Theology, Ethics and Ritual) * Frei Carlos Mesters, Membro do Conselho Nacional do CEBI, Brasilien * Edmilson Schinelo, Secretário Executivo Centro de Estudos Bíblicos (CEBI), Brasilien * Lucia Weiler, CEBI, Brasilien

Zum Aufruf mit aktueller UnterzeichnerInnenliste

Der Aufruf wird in Deutschland koordiniert vom Institut für Theologie und Politik in Münster in Zusammenarbeit mit Pax Christi - Kommission Weltwirtschaft, Ökologie und soziale Gerechtigkeit, dem Ökumenischen Netz Rhein-Mosel-Saar, Kairos Europa und INKOTA-Netzwerk e.V.

Powered By Website Baker
Seite zuletzt geändert am: 29.01.2007, 17:46 von Kay Schulze - Impressum