Unsere Erfahrungen in Genua
EN wurde fünf Stunden von den Carabinieri festgehalten.
JA wurde von den Carabinieri geschlagen.
Dies ist unser Bericht.
Hintergrund
Wir sind zwei neuseeländische StudentInnen (Alter 20), die in den
vergangenen Monaten in Hamburg gewohnt und gearbeitet haben. In
September verlassen wir Europa, um ein Jahr lang in den Vereinigten
Staaten zu studieren. Zu Hause sind wir in der Studentenorganisation
politisch aktiv gewesen, die der Labour-Partei nahesteht. Wir reisten
mit dem Bus nach Genua zusammen mit der internationalen Organisation
ATTAC. ATTAC befürwortet Reformen, um den Markt zu demokratisieren und
versucht dieses durch gewaltfreie Demonstrationen zu erreichen. ATTAC
hatte eine Art Fest-Demonstration am Rand der "roten Zone" mit Musik,
Puppenspiel usw. geplant, sowie symbolische Störung der roten Zone
durch kleine Seifenblasen und Luftballons.
Die Ereignisse von Genua
Spät am Donnerstag kamen wir in Genua an und richteten uns im
gennzeichneten (und legalen) Zeltlager für die deutschen Aktivisten
ein, das ungefähr 7 km östlich der roten Zone lag. An Freitag früh
fuhren wir zusammen mit den anderen deutschen Aktivisten zum
Konvergenzpunkt (Stützpunkt des Genua-Sozial-Forums). Die Atmosphäre
am Konvergenzpunkt war friedlich. Von hier aus gingen die Proteste
los. Wir gingen mit dem "Globalise-Resistance"-Block (Befürworter
gewaltloser direkter Aktion), sowie mit der Bezugsgruppe, die sich im
Bus gebildet hatte. Als der Demozug in der roten Zone ankam, hielt er
am Zaun. Die Teilnehmer skandierten Sprechchöre und blieben nahe beim
Zaun. Dann wurden zu unserer Überraschung und unserem Ärger vier oder
fünf leere Plastikflaschen über den Zaun geworfen. Die Polizei
reagierte mit Tränengas und Wasserkanonen. Dann erschien die Polizei
mit Knüppeln und Schildern aus den Seitenstraßen und prügelte auf die
Demonstranten ein (wir sahen sogleich einen Demonstranten, bei dem das
Blut aus einer Kopfwunde floß). Nun fing der Protestzug an,
zurückzuweichen, und wir bewegten uns in Richtung des hinteren Teils
des Zuges. Zusammen mit zwei Hamburger StudentInnen entschieden wir
uns, die Demo zu verlassen und unseren Weg zum nahegelegenen
ATTAC-Versammlungspunkt zu finden, da dieser im Wesentlichen
gewaltlose Protest auf eine derartige Überreaktion der Polizei
getroffen war.
Als wir versuchten, zurück zur ATTAC-Stelle zu gelangen, merkten wir,
daß Carabinieri mit Knüppel alle Straßen blockiert hatte, die von
diesem Protestort wegführten. Daher gab es keine Gelegenheit, die
Demonstration zu verlassen, auch wenn man sich nicht mehr an ihr
beteiligen wollte. Uns vieren bat sich keine andere Möglichkeit, als
eine kurze Treppe in der Nähe der Polizeiwache des Stadtzentrums
hochzugehen, zu einen Aussichtspunkt, von der aus die Stadt zu sehen
war. Dort gab es einige Medienvertreter und wir könnten schwarze
Rauchwolken von ungefähr zwei Kilometern östlich sehen. Wie es sich
später herausstellte, waren dies Müllbehälter und Autos, die vom
schwarzen Block angezündet worden waren. Von hier aus konnten wir auch
die Polizeibarrieren sehen, die es uns unmöglich machten, die
Innenstadt zu verlassen.
Wir trafen dann auf eine Gruppe von fünf oder sechs anderen
TeilnehmerInnen, die ATTAC T-Shirts trugen, und bewegten uns zusammen
hin zum ATTAC-Punkt, der nur etwa 750 m entfernt lag (allerdings
unsichtbar). Auf halber Strecke, in der Piazza-Alessi, überquerten wir
den Verteilerkreis und wollten gerade in eine Seitenstraße einbiegen,
als die Carabinieri-Wagen bei voller Geschwindigkeit und mit heulenden
Sirenen in Richtung Demo rasten. Dies verstärkte unser Wunsch, zum
ATTAC- Punkt zu gelangen. Man muß betonen, dass es auf dieser
Seitenstraße, die zur ATTAC-Stelle führte, (inzwischen waren es nur
noch 200 m), keine Demonstration oder sonstigen Protest gab, sondern
nur etwa zehn bis zwanzig Menschen, die ruhig und nicht im Block die
Straße hinunterliefen.
In diesem Moment näherten sich mehrere Carabinieri-Wagen, voll von
Polizei mit Knüppeln und Schildern, sowie mit je einem Polizisten mit
einer mit Plastekugeln beladen Pistole, der durch das Dach
herauszielte. Die Pistolen versetzten uns in Panik, da wir nicht
sicher sein konnten, womit sie beladen wurden, so liefen wir davon, um
uns aus der Schußlinie zu entfernen. Dabei wurden wir getrennt, daher
berichten wir im folgenden zwei verschiedene Geschichten.
Bericht von EN, weiblich, 20 Jahre alt.
Bei erster Gelegenheit lief ich rechts in eine Straße hinein, um aus der Schußlinie herauszukommen. Sie stellte sich als Sackgasse heraus. Bevor ich mich bewegen könnte, sprangen sieben Meter von der Stelle, wo ich, eine weitere Hamburger Studentin, sowie mehrere Andere in der Falle steckten, sechs bis acht Carabinieri aus ihrem Fahrzeug. Wir hoben alle unsere Hände über die Köpfe, um zu zeigen, daß wir keinen Widerstand leisteten. Das half nichts, die Carabiniere knüppelten den Mann neben mir am Kopf und schrieen mich an und bedrohten auch mich mit einem gehobenen Knüppel. Ich wurde einmal am Kopf mit der bloßen Hand geschlagen und wurde ins Carabinieri-Wagen gestoßen. Ich hatte SB zu Boden fallen gesehen. Sie wurde mit einem Knüppel auf ihrem Rücken geschlagen und wurde in den Bauch eingetreten. Sie wurde dann auch in den Wagen getrieben und nahm neben mir Platz. Überall um uns herum wurde die Prügelei fortgesetzt, fünf junge Männer wurden dann ebenfalls in den Polizeiwagen geladen. Keiner widersetzte sich, alle bluteten schon von ihren Verletzungen. Ein Carabiniero saß im Heck und benutzte seinen Knüppel, um die Männer in der hinteren Reihe regelmäßig auf den Kopf zu schlagen. Die Männer waren schon ganz unterwürfig, einer weinte. Auf beiden Seiten von SB und mir kamen die Carabinieri wiederholt auf die beiden Männer im Wagen zu und hauten sie mit ihren Knüppeln in den Bauch und auf die Nase.
Die Carabinieri schienen nicht richtig zu wissen, was sie nun mit uns tun sollten und fuhren nur ungefähr fünfzig Meter, hielten dann wieder und durchsuchten einen der Leute im Wagen. Als es so aussah, als ob der Globalise-Resistance-Block in unsere Richtung kommen würde, fuhr der Wagen eilig zur Polizeiwache Stadtzentrum. Hier wurden wir vor der Wache aus dem Polizeiwagen getrieben, wo einige Journalisten standen. Wegen der Journalisten wurden wir aber gleich wieder in den Wagen hineingeladen und fuhren dann zum Hintereingang.
Auf der Polizeiwache wurden wir in ein kleines Zimmer gebracht und wurden gezwungen, uns an eine Wand zu stellen. SB und ich auf einer Seite, die Typen auf der anderen. Die Atmosphäre war erschreckend. Es gab unzählige Polizisten und sie schienen in einer äußerst aggressiven Verfassung zu sein. SB und ich hörten, wie die Typen mit Knüppel geschlagen wurden. Dann wurden unsere Rucksäcke geleert (d.h., ausgekippt). Ich hörte ein lautes Zerschellen und sah Teile meiner Kamera durch das Zimmer fliegen. Dann wurden die anderen Kameras, Handys, Armbanduhren und so weiter gewaltsam von den Carabinieri zerstört. Wir hatten Angst, was noch auf uns zukommen würde. Dann sammelten sie unsere Dokumente. Ich hatte keinen Paß, da mein Partner JA diesen in seinem Geldgürtel um hatte. SB und mir wurde erlaubt, uns hinzusetzen und uns umzudrehen. Die Typen standen noch an der Wand. Polizei gingen mit ihren Knüppeln bedrohlich hantierend ein und aus. Die Scherben auf dem Boden wurde in eine Ecke gefegt, und alles wurde in einen Abfallsack gekehrt. Mein Schal, Kamera, Brot, Nutella, Löffel und Papiere wurden weggeworfen. Ein Zivilarzt kam nun herein, um zu sehen, ob wir medizinische Hilfe bräuchten. Die Typen wurden einer nach dem anderen behandelt.
Zu keinem Zeitpunkt sagte man uns, was die Situation sei, ob wir verhaftet seien, und so weiter. Ungefähr zwanzig Minuten später hörten wir einen Aufruhr im Korridor - Schreie und der Laut eines Knüppels, der auf etwas traf. Ein Typ, wahrscheinlich nicht älter als siebzehn, wurde ins Zimmer getrieben und in die Ecke geschmissen. Ein Polizist mit seinem Knüppel ging auf ihn los und prügelte ihn mehrmals auf den Kopf, obwohl dieser junge Mann in der Ecke kauerte und vor Angst winselte.
Einige Minuten später wurden wir alle, die ursprünglich zusammen im Wagen gewesen waren, zum Hintereingang der Wache herausgetrieben und in Polizeiautos geladen. Hier saßen wir mindestens noch zehn Minuten. Wir hatten Angst, weil die Polizisten, die vorbei gingen, uns durchs Fenster aggressiv anschrieen. Wir fuhren dann mit hoher Geschwindigkeit von der Wache zum Vorort Bolzaneto, wo eine Carabinieri-Kaserne in ein Gefängnis umfunktioniert worden war. Als wir durch das Tor fuhren, sahen wir etwa hundert Männer mit Plastehandschuhen und eine ganze Chirurgiemannschaft. Wir erschraken und wunderten uns, was sie wohl mit uns vor hatten. SB und ich wurden in eine Zelle geführt und mussten an die Wand mit den Händen an der Wand stehen. Wir wurden wieder von einer Beamtin durchsucht, wobei sie auch unter unseren BHs suchte. Uns wurde nicht erlaubt, uns hinzusetzen, sondern wir mußten weiter an der Wand stehen bleiben, mit den Händen an der Wand. Nach etwa einer halben Stunde wurde ich in ein anderes Zimmer gebracht, um meine Identität festzustellen. Fingerabdrücke, Fotos und Netzhautprüfung wurden durchgeführt, über eine Datenbank konnten sie dann feststellen, daß ich die war, die ich zu sein behauptete und daß ich nicht vorbestraft war. Ich wurde dann zurück in meine Zelle geführt. Ich bat dann, auf die Toilette gehen zu dürfen und es wurde mir erlaubt. Als ich zurück in die Zelle kam war SB nicht mehr da. Sie wurde etwas später hereingeführt, nachdem auch sie die Fingerabdrücke und so weiter durchgemacht hatte. Wir baten wieder um einen Anwalt, was aber abgelehnt wurde mit der Begründung "Sie brauchen keinen." Wir fragten, ob wir in Haft seien und erhielten keine Antwort. Ich bat, JA verständigen zu können, aber auch das wurde abgelehnt.
Uns wurde schließlich erlaubt, uns hinzusetzen. SB verlangte, mit dem Arzt zu sprechen, weil sie ihre Medikamente finden mußte, (sie leidet an Herzinsuffizienz). Der Polizeiarzt hatte dafür kein Verständnis. Als wir in unserer Zelle saßen, sahen wir, wie andere Demonstranten vorbeigeführt wurden. Einige wurden geschlagen, als sie durch das Korridor geführt wurden, die meisten von ihnen waren auf irgendeiner Weise verletzt. Ein junger Mann wurde durch das Korridor getrieben und dabei immer wieder mit einem Knüppel auf den Kopf geschlagen. Die Laute waren unerträglich.
Drei weitere Frauen wurden zu uns ins Gefängnis geschickt. Eine Frau hatte einen gebrochenen Arm. Sie war beim NGO-Protest gewesen, ungefähr 3 km von der roten Zone entfernt, wo sich hungerstreikende Nonnen und Gruppen wie Oxfam aufhielten. Sie sagte, daß die Polizei mit Knüppeln gekommen sei, und versucht habe, ihren Kopf mit dem Arm vor der Wucht des Knüppels zu schützen, wobei es gebrochen worden sei. Sie habe zunächst der Verhaftung entgehen können und sei in ein Krankenhaus gebracht worden, wo sie geröntgt worden sei und man ihr gesagt habe, sie müsse operiert werden. Im Krankenhaus die Polizei sie abgeholt und ins Gefängnis gebracht, trotz der Notwendigkeit einer medizinischen Behandlung. Noch eine Frau in unserer Zelle litt an einer Gehirnerschütterung, nachdem sie immer wieder auf den Kopf geknüppelt worden war. Sie war am NGO-Protest gewesen und hatte sich ebenfalls im Krankenhaus aufgehalten. Die dritte Frau, eine Italienerin, war in einer Kneipe verhaftet worden. Die Polizei hatte Tränengas in die Kneipe gesprüht, und sie auf die Nase geknüppelt. Die Frau mit der Gehirnerschütterung und die Frau mit dem gebrochenen Arm baten, mit dem Polizeiarzt zu sprechen. Er erzählte der Frau mit der Gehirnerschütterung durch die Zellentür, daß er nichts für sie tun würde, bis sie erbräche. Mit der Frau mit dem gebrochenen Arm wollte er gar nicht erst sprechen.
Zwei Stunden waren verstrichen und ich mußte wieder auf die Toilette. Ich bat danach und es wurde mir zunächst deswegen verweigert, weil ich ja schon vor zwei Stunden da gewesen sei. Ich bat wieder darum, und es wurde mir schließlich erlaubt. Diesmal ließ man die Tür auf und beobachtete mich beim urinieren.
Wir konnten weder einen Anwalt noch irgendeine Information darüber bekommen, warum wir festgehalten wurden. Etwas später wurde SB aus der Zelle gerufen. Dann wurde ich gerufen. Man legte mir vier Dokumente auf Italienisch vor und sagte mir, daß ich befreit würde, wenn ich sie unterschriebe. Ich bat um eine Übersetzung, und ein Polizist gab mir eine flüchtige Darstellung dessen, was angeblich dort stand. Ohne viel Alternative unterschrieb ich das Dokument (ich habe eine Kopie) und wurde befreit. Insgesamt wurde ich knapp fünf Stunden festgehalten. SB wartete außerhalb des Gefängnistors auf mich. Ich war in Schwierigkeiten. JA hatte meinen Paß und mein Geld. Ich hatte dieses der Polizei erklärt, und sie hatten gesagt "das ist Ihr Problem." Ein etwas sympathischerer Polizist hatte mir gesagt, es gäbe Chaos in Genua, es habe Tode gegeben, wir sollten die Stadt sofort verlassen. SB hatte etwas Geld, und wir gingen zur nächsten Bushaltestelle, von wo aus wir mit einem Bus und dann mit Zügen nach Mailand fuhren. Unsere Versuche, Kontakt mit JA oder anderen im deutschen Zeltlager aufzunehmen waren 24 Stunden lang erfolglos, wir saßen ohne genügendes Geld fest, ich ohne Paß, SB ohne Medikamente.
Ich möchte betonen, daß es unmöglich war, uns mit den Mitgliedern des schwarzen Blocks zu verwechseln. Ich bin 160 cm groß, wiege 50 kg und bin von zierlicher Statur. Ich hatte mein langes schwarzes Haar in einem Pferdeschwanz gebunden und trug ein weißes T-Shirt und eine graue Hose. SB ist von ähnlicher Statur und hat blonde Haare. Die anderen Leute in unserem Polizeiwagen waren alle etwas übergewichtige Männer, die in Shorts und T-Shirts gekleidet waren. Keiner trug eine Maske oder war ganz schwarz gekleidet.
Auch die anderen Leute, die zur Polizeiwache bzw. ins Gefängnis gebracht wurden, sahen nicht wie Mitglieder des schwarzen Blocks aus. Die meisten waren wie wir gekleidet.
Bericht von JA
Ich sah ein Polizeifahrzeug mit einem Polizisten obendrauf. Alle liefen aus Angst vor dem Gewehr davon. Ich lief hinter den anderen Leuten in eine Auffahrt. Dabei wurde ich von EN getrennt, und hielt an, um nach ihr zu rufen. Ich hörte 2 Pistolenschüsse, (es wurde mir später von einem Augenzeugen bestätigt, daß es sich um Gummigeschosse handelte). Ich drehte mich um und sah einen Polizisten, der auf mich zulief und schrie. Ich wusste nicht genau, was ich tun sollte und hob die Hände und legte mich dann mit dem Gesicht auf den Boden hin, um zu verdeutlichen, dass ich keinen Widerstand leisten wollte. Ich wurde dann mit einem Knüppel auf den Rücken geschlagen. Vor Schock stand ich auf und lief in die Ecke der Auffahrt, eine Sackgasse, wo die anderen gegen eine Betonwand zusammengedrängt wurden. Außer mir waren es dort 5-7 Leute. Zwei Polizisten schlugen uns mit Knüppeln, ich bekam wenigstens 2 Knüppelschläge auf dem Kopf und zahlreiche andere Schläge auf anderen Körperteilen. Die anderen erfuhren alle eine ähnliche Behandlung. Zu keinem Zeitpunkt leistete irgendeiner Widerstand. Die beiden Polizisten wendeten sich einem weiteren Mann zu, der in der gegenüberliegenden Ecke zusammengezogen lag. Obwohl er keinen Widerstand leistete wurde er gleichzeitig von beiden Offizieren etwa eine Minute lang geschlagen. Leute weinten, und jemand winselte "bitte." Dies schien einen von den Offizieren wütend zu machen, der den Schrei "bitte" nachäffte, und uns dann seine Pistole zeigte und uns anschrie. Die zwei Polizisten schlugen uns dann wieder, ich wurde in den Hintern getreten. Die Polizisten gingen dann weiter, und wir machten uns auf den Weg zum ATTAC Konvergenzpunkt. Es war weniger als 100 Meter entfernt.
Es ist zu mir unvorstellbar, daß einer dieser Leute als gewaltsamen Demonstranten hätte verkannt werden können. Mehrere trugen weiße ATTAC-T-Shirt, die eine klar pazifistische Gruppe ist. Ein anderer trug einen weißen T-Shirt und Jeans, und ich trug ein kurzärmliges Hemd und Shorts. Niemand trug eine Maske oder sonst etwas von der üblichen Uniform des schwarzen Blocks.
Menschenrechtsverletzungen
Der Punkt, den wir in dieser Darstellung hervorheben wollen, ist die ernste Verletzung von Grundrechten, die in Genua stattfand. In unserem Fall waren dies die folgenden Rechten:
- Bewegungsfreiheit
- Freiheit der politischen Meinungsäußerung
- Freiheit vor willkürlicher Festnahme
- Rechte der Menschenwürde (z.B., der Zwischenfall in der Toilette, Verletzungen)
-
Recht auf medizinische Behandlung (die Verweigerung medizinischer Behandlung für Leute im Gefängnis, z.B. gebrochener Arm, Gehirnerschütterung).
Unserer Meinung nach wurden in Genua die Aktivitäten des schwarzen Blocks benutzt, um die polizeiliche Unterdrückung eines breiten Spektrums friedlicher Demonstranten zu rechtfertigen. In den Medien konnte dann jedeR FestgenommeneR bzw. VerletzteR als Mitglied des schwarzen Blocks dargestellt werden. In die meisten Fällen waren diejenige, die festgenommen bzw. angegriffen wurden, friedliche Demonstranten. Die Gewalt war in unserem Fall völlig unprovoziert, kein Widerstand wurde geleistet, sie war völlig einseitig.
Wir bestreiten auch die offiziellen Zahlen der Polizei über verletzte und verhaftete Menschen. Es gab weit mehr Verletzungen, die meisten wurden aus Angst vor einer Festnahme im Krankenhaus nie aktenkundig. JA hat gewartet, bis er wieder in Hamburg war, um eine medizinische Behandlung zu suchen, SB ebenso. Wir schätzen, das Tausende von Leuten so wie EN festgenommen wurden.
Die Ereignisse von Genua waren ein grausame Erfahrung für uns. Die Rücksichtslosigkeit gegenüber Menschenrechte und die eklatante polizeiliche Brutalität standen im eklatanten Widerspruch zu den Grundsätzen, die eine demokratische Nation schätzen sollte.
EN & JA
Den Kontakt zu den beiden Autorinnen stellt das Attac-Büro auf Nachfrage, auch von JournalistInnen, gerne her.
Übersetzung: Phill Hill und Barbara Merlau
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