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"Geierfonds" greifen nach Argentinien

Den Hedgefonds das Handwerk legen

Foto: <a href="http://www.flickr.com/people/34120957@N04" target="_blank">Alex Proimos</a>

Argentinien schlittert Richtung Staatsbankrott, weil ein US-Gericht zwei Hedgefonds Recht gab, ihren tausendfachen Gewinn durch Staatsanleihen einzufordern. Die Hedgefonds wissen, dass sie ein ganzes Land damit extrem unter Druck setzen.

Hedgefonds hatten nach Argentiniens Staatsbankrott 2001 Staatsanleihen zu Schleuderpreisen erworben und sich dem Schuldenschnitt für Argentinien, der nach zähen Verhandlungen 2005 mit über 90 Prozent der Gläubiger ausgehandelt worden war, nicht angeschlossen. Weil die Anleihen nach US-Recht ausgegeben worden waren, ist es möglich, dass ein US-Gericht nun die Geschicke von Argentinien mitlenkt.

Seit 2005 klagen die so genannten "Vulture funds" (Geierfonds) vor US-Gerichten gegen Argentinien und fordern die volle Rückzahlung der Anleihen mit der unsäglichen Rendite von 1.600 Prozent. Vergangene Woche hatte nun ein US-Gericht entschieden, dass Argentinien über eine Milliarde US-Dollar an die Fonds NML Capital und Aurelius zu zahlen habe.

Wenn Argentinien dem nachkäme, wäre das Land aufgrund von Vertragsklauseln aber verpflichtet, einem Großteil seiner weiteren Gläubiger dieselben Konditionen einzuräumen. Dabei geht es um Hunderte Milliarden, die Argentinien nicht bezahlen könnte. Die Schuldenschnittvereinbarungen von 2005 und 2010 wären obsolet, Argentinien wäre bankrott.

Es ist ungeheuerlich, dass Hedgefonds ein ganzes Land dermaßen in Bedrängnis bringen können. Sollten sich die Geierfonds tatsächlich durchsetzen, besteht die Gefahr, dass Anleger zukünftig Schuldenumstrukturierungen von in Finanzierungsnot geratenen Staaten nicht mehr mittragen. "Der Fall Argentinien zeigt, dass die Regeln bzw. Nicht-Regeln auf den Finanzmärkten unerträglich sind. Jedes Land, das eine Vereinbarung zur Schuldenneustrukturierung unterschreibt, muss nun davon ausgehen, dass es dennoch durch Gläubiger zur Zahlung der vollen Schuldenlast gezwungen werden könnte. Damit wären Schuldenabkommen nicht mehr möglich“, so Kerstin Sack von der bundesweiten Attac-AG Lateinamerika.

Attac fordert seit langem, Hedgefonds zu verbieten, da sie keinen volkswirtschaftlichen Nutzen haben. Das Argument, Hedgefonds hätten die Funktion, Risiken zu übernehmen, greift nicht, da es sich um nichts anderes als Spekulationsrisiken handelt, die nur eingegangen werden, um Maximalprofite zu erzielen. Argentinien zeigt deutlich, wie Hedgefonds eine Volkswirtschaft destabilisieren können.