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Deutsche Bank will weiterhin mit Nahrungsmittelpreisen spekulieren

Ackermann-Zusage nach der Weihnachtszeit offensichtlich nicht mehr gültig

Wie die Nichtregierungsorganisation Foodwatch mitteilt, fühlt sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nicht mehr an seine Zusage von Mitte Oktober gebunden, bis Ende Januar über einen Ausstieg aus der Spekulation mit Nahrungsmittelpreisen zu entscheiden. "Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen", hatte Ackermann damals großspurig verkündet. Nun ist nur noch von einer groß angelegten "Studie" die Rede, die die Deutsche Bank "zum Thema Handel mit Agrarrohstoffen und Hunger" erstellen will. Und zwar "in den kommenden Monaten". Von einer Entscheidung über den Rückzug möchte nach dem Ende der Weihnachtszeit keine Vertreterin und kein Vertreter der Deutschen Bank mehr reden.

Laut Sabine Miltner, Verantwortliche für den Bereich Nachhaltigkeit innerhalb der Deutschen Bank, braucht das Finanzinstitut "eine umfassende Studie", um die eigenen Aktivitäten im Rohstoffsektor beurteilen zu können. Wiederholte Nachfragen von Foodwatch-Leiter Thilo Bode wurden im Januar nicht mehr beantwortet. Die Bank lasse sich nicht unter Druck setzen, so Miltner. "Im Auftrag von Herrn Dr. Ackermann" bitte sie Herrn Bode, "von weiteren Schreiben abzusehen". Dialogbereitschaft sieht anders aus.

Angefangen hatte die Auseinandersetzung mit dem problematischen Engagement der Deutschen Bank auf dem Rohstoffsektor Mitte Oktober mit dem von Foodwatch beauftragten Bericht des Journalisten Harald Schumann "Die Hungermacher". In dem 70seitigen Dokument zeigte Schumann, wie Investmentbanken, Versicherungen, Pensionsfonds und Stiftungen mit Wetten auf die Preise von Mais, Weizen und anderen Nahrungsmittel die Preise hochtreiben. Der Bericht zeigt unter anderem, dass keine andere Bank in Deutschland so intensiv an Spekulation mit Nahrungsmitteln beteiligt ist wie die Deutsche Bank.

Foodwatch begleitete die Veröffentlichung des Berichts mit einer Unterschriftensammlung, die die Deutsche Bank auffordert, eine effektive Regulierung zu unterstützen und aus der Nahrungsmittelgeschäft auszusteigen. Mehr als 60.000 Menschen haben diese Aufforderung bisher unterschrieben.

Erst Mitte Dezember war die Deutsche Bank erneut mit dem Thema in die Schlagzeilen gekommen, nachdem ihr Specher Frank Hartmann in einem Telefoninterview auf Nachfrage geäußert hatte, die Opfer der Spekulation mit Nahrungsmitteln seien "selbst schuld". In den folgenden Wochen wurde die Facebook-Seite der Deutschen Bank mit Hunderten kritischer Kommentare überschwemmt.

Attac engagiert sich gegen die preistreibende Spekulation mit Agrarrohstoffen. Im Rahmen der Bankwechselkampagne "Krötenwanderung jetzt!" fordern wir die Bürgerinnen und Bürger auf, Banken den Rücken zu kehren, die in Geschäfte mit dem Hunger verwickelt sind. Auf den Webseiten der Bankwechselkampagne sind ausführliche Informationen zur Nahrungsmittelspekulation und die Verwicklung zahlreicher Banken nachzulesen.