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ZEIT-Plagiat mit Journalisten-Preis prämiert

Das Redaktionsteam des ZEIT-Plagiats von Attac hat den Medienprojektpreis der Otto-Brenner-Stiftung erhalten. Besonders gewürdigt wurde die "überzeugende politische Botschaft".

Das Redaktionsteam des ZEIT-Plagiats von Attac erhält den Medienprojektpreis der Otto-Brenner-Stiftung. Aktivistinnen und Aktivisten des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac hatten im März dieses Jahres eine gefälschte Ausgabe der ZEIT erstellt und in mehr als 90 Städten verteilt. "Am Ende des Tunnels" lautete die Schlagzeile auf dem Titelblatt, als Erscheinungsdatum war der 1. Mai 2010 angeben. "Wir haben die Zeit weitergedreht und die Nachrichten verfasst, die wir morgen lesen wollen – nicht über ein fernes Paradies, sondern über eine Welt, wie sie in naher Zukunft denkbar wäre, würden zentrale Vorschläge der globalisierungskritischen Bewegung umgesetzt", so die Attac-ZEIT-Redakteurin Jutta Sundermann. Sowohl das Redaktionsteam als auch die – teilweise prominenten – Autorinnen und Autoren der Attac-ZEIT arbeiteten ehrenamtlich. Die Zeitung erschien in einer Auflage von 350.000 Exemplaren. Den größten Teil brachten Attac-Aktivisten selbst unter die Menschen, zudem lag das Plagiat der Tageszeitung Taz bei.

Titelseite Zeit-PlagiatDie Attac-ZEIT fand enormen Anklang in der Öffentlichkeit und den Medien, zahlreiche Menschen traten kurz nach ihrem Erscheinen dem globalisierungskritischen Netzwerk bei.

Der ZEIT-Verlag verzichtete auf eine Klage. Chefredakteur Giovanni di Lorenzo lobte sogar öffentlich die hohe Qualität der Fälschung und revanchierte sich mit einer Einladung: Im Mai übernahmen Jutta Sundermann und Fabian Scheidler, ebenfalls Redakteur der Attac-ZEIT, die Blattkritik beim Original in Hamburg.

Mit dem Otto-Brenner-Preis für Kritischen Journalismus werden journalistische Arbeiten prämiert, die das Motto der Ausschreibung "Gründliche Recherchen statt bestellter Wahrheiten" herausragend umgesetzt haben. Der Jury gehören Sonia Mikich, Harald Schumann, Professor Volker Lilienthal, Professor Thomas Leif, Heribert Prantl und Berthold Huber an. Die Jury würdigte neben der professionellen Fälschung der bekannten Wochenzeitung vor allem die überzeugende politische Botschaft der ZEIT-Ausgabe von Attac, die deutlich macht: "Es gibt Wege aus der Krise, eine gerechte Welt muss nicht Fiktion bleiben."

Attac freut sich über den Preis besonders, weil er ein Projekt auszeichnet, das in einer utopiearmen Zeit Mut macht, über den engen Gesichtskreis der Tagespolitik hinauszudenken und den Horizont zu öffnen.

Die Preisverleihung findet am 17. November 2009 in Berlin statt.