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Investitionen und Spekulation m. Agrarrohstoffen auf den Finanzmärkten

Die Investitionen in die Rohstoffmärkte („Commodity-Markets) sind deutlich gestiegen seit 2000.

Die FAO betont in ihrem „Food Outlook“ im November 2007 zunehmende Auswirkungen der Finanzmärkte auf die Rohstoffmärkte und -preise. Besonders im zweiten Halbjahr 2007 ging die Nachfrage steil nach oben.

Das kennen wir schon von den Finanzmärkten: Es ist extrem viel Geld da. Die Internet-Blase hinterließ viele suchende Anleger, die subprime-Krise setzte weitere Anleger frei. Viele orientieren sich heute auf agricultural commoditiy markets.
Die UNCTAD stellte in ihrem trade & development report 2007 fest, dass die Nachfrage nach Future-Kontrakten und Optionen auf Agrarrohstoffe um 28, 4 Prozent gestiegen sei.

Es ist allerdings schwierig, exakte Angaben zu den Auswirkungen zu machen.
Heiner Flassbeck, Chefökonom der Unctad, führt anhand des Reises aus, dass Spekulation massive Auswirkungen habe: Reis dient weder als Tierfutter noch spielt er eine Rolle in der AgroSprit Produktion.

FAO und UNCTAD bestätigen, dass Finanzinvestitionen in Commodities die Volatilität auf den Märkten erhöhen. Die aktuelle Dollarschwäche reduziert dabei einerseits den Einfluss auf den realen Preis, erhöht aber die Preise an den Finanzmärkten, um Schwäche auszugleichen.

Die Bank für Kirche und Caritas schreibt, dass die Investitionen in Rohstoffderivate wie ein Nachfrageanstieg auf den Originärmärkten wirken und maßgeblich zu den enormen Preissteigerungen beigetragen hätten. Weiter: „Erfolgreiche Rohstoff-Derivate-Spekulation schiebt sich wie ein Keil zwischen Produzenten und Konsumentenpreise. Die Konsumenten zahlen überhöhte Preise, während ein Teil der Preissteigerungen bei den Produzenten nicht als Gewinn ankommt, sondern von der Finanzbranche vereinnahmt wird.“

Banken und Fonds haben erst in der zweiten Hälfte 2007 begonnen, massiv in die Agrarrohstoffmärkte hineinzugehen, versprechen ihren Anlegern langfristig hohe Preise und starten tw. abenteuerliche Werbe-Aktionen wie die Deutsche Bank, die nicht davor zurück scheute, Brötchentüten in Bäckerein mit ihrer Werbung für Agrarfonds bekleben zu lassen.

Michael Lewis, Leiter der Abteilung Rohstoff-Research der Deutschen Bank, sagte: „Die Rallye bei Agrarrohstoffen steckt noch in den Kinderschuhen. Wir erwarten Preisanstiege bis 100 Prozent in 2008“.

Eine schillernde Figur ist Dwight Anderson. Sein Hedgefonds Ospraie ist weltweit der größte der Branche, auch wenn er die Medien mittlerweile meidet. Fotos des erfolgreichen Fondsmanagers dürfen auch nicht mehr gedruckt werden. Der milliardenschwere Fonds hat sie einfach vom Markt gekauft.

Die Nachfrage übersteigt das Angebot längst deutlich. Die Bauernstimme schreibt im Mai 2008: „Allein in Amerika sind Anlagekapazitäten für Bioethanol entstanden, die im Jahr 2006 schon bei 146 Prozent der Maisernte lagen.“

Run auf Land-Spekulationen?

Verstärkt ins Interesse der Anleger rückt auch der Handel mit dem Land. So sagte Rohstoffguru Jim Rogers in der Welt, dass die mächtigsten Unternehmer von morgen nicht  mehr in Investmentbanken, sondern auf den Bauernhöfen zu finden seien. Das ist sicher übertrieben und ignoriert die Realität in der Landwirtschaft, aber die Berenberg Bank (Sitz in der Schweiz, aber eine traditionsreiche Niederlassung in Hamburg) bietet bereits jetzt an, Land im Missisippi-Delta zu kaufen. Bisher eine Geldanlage für sehr solvente Kunden, man sollte schon 200.000 Dollar mitbringen...

Agro-Energy will bis zu 100 Millionen Euro vor allem in Ostdeutschland einsetzen. Bei Greenland Management GmbH, einer Tochter der Altira Group, sollen es sogar 150 Millionen Euro sein. Sie konzentrieren sich in erster Linie auf Äcker in osteuropäischen Staaten wie Rumänien und Bulgarien. „Wir wollen den größten europäischen Agrarbetrieb aufbauen“, ist aus diesem Hause zu hören. Welche Folgen ausländische Direktinvestitionen in Großfarmen der Entwicklungsländer haben werden, lässt sich nur ahnen: Noch weitere Konzentration auf wenige Großflächenbesitzer, verschärfte Landkonflikte, verschärfte Industrialisierung in der Produktion.