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Deutsche Bank: Opfer von Spekulation mit Nahrungsmitteln "selbst schuld"!

Sprecher der Deutschen Bank bestätigt dem "Zentrum für Politische Schönheit" im Interview: "Natürlich sind die selbst schuld."

In einem Film des "Zentrums für Politische Schönheit" bestätigt der Pressesprecher der Deutschen Bank, Frank Hartmann, auf die Nachfrage, ob seine Argumentation nicht auf die zynische Auffassung hinauslaufe, dass die Menschen in Afrika an ihrem Hunger selbst schuld seien: "Natürlich sind die selbst schuld!"

Die Deutsche Bank will den Film nun verbieten und hat angekündigt, mit juristischen Mitteln gegen den Film über Nahrungsmittelspekulation vorzugehen.

Attac engagiert sich gegen die preistreibende Spekulation mit Agrarrohstoffen. Im Rahmen der Bankwechselkampagne "Krötenwanderung jetzt!" fordern wir die Bürgerinnen und Bürger auf, Banken den Rücken zu kehren, die in Geschäfte mit dem Hunger verwickelt sind. Dabei ist in keine andere Bank in Deutschland so intensiv an Spekulation mit Nahrungsmitteln beteiligt wie die Deutsche Bank.

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Pressemitteilung

Berlin, 16.12.2011, 11:03 Uhr

Die Deutsche Bank droht mit rechtlichen Schritten und Schadenersatzklage gegen einen Film über Nahrungsmittelspekulationen, sollte nicht eine Passage des Pressesprechers Frank Hartmann herausgenommen werden. Der Pressesprecher wird dahingehend zusammengefasst, dass nicht die Händler von Banken, sondern die Menschen in Somalia für ihre Armut selbst verantwortlich seien. Daraufhin bestätigt Hartmann: "Natürlich sind die selbst schuld!"

Der Aussage, Menschen in Somalia seien selbst schuld, sich die überhöhten Getreidepreise nicht leisten zu können, droht nun Zensur. Die Deutsche Bank hat angekündigt, Strafantrag wegen Verletzung des § 201 StGB zu stellen und den Film per 19.12.2011 zu verbieten. Der Leiter der Rechtsabteilung der Deutschen Bank fordert mit Schreiben vom 14. Dezember 2011, "die weitere Verbreitung und Vorführung des Interviews von Herrn Hartmann in dem Film zu unterlassen." Die Deutsche Bank behauptet, der Pressesprecher habe ein "vertrauliches Hintergrundgespräch zu Ihrer persönlichen Information" geführt, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sei.

Der Kameramann des Films, Firas Sabbagh, erklärt: "Der Deutschen Bank ist peinlich, was ihr Pressesprecher gegenüber dem Zentrum für Politische Schönheit öffentlich erklärt hat. Frank Hartmann wurde darüber aufgeklärt, dass das Gespräch aufgezeichnet wird." Auch die CSR-Abteilung der Deutschen Bank, aufgescheucht von der Passage, die nicht so recht ins Bild sozialer Verantwortung passen will, bot Gespräche an. Jetzt droht die Bank, sich an der Freiheit der Kunst zu schaffen zu machen.

Die Bank war zuletzt wegen des Foodwatch-Berichts "Die Hungermacher" stark in die Kritik geraten. 2010 sollen laut Weltbank aufgrund gestiegener Nahrungsmittelpreise über 40 Millionen Menschen in die absolute Armut getrieben worden sein. Josef Ackermann erklärte einen Tag nach der Veröffentlichung des Berichts, die Sachlage zu prüfen. In einem persönlichen Brief an Foodwatch meinte Ackermann: "Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen." Laut Pressestelle der Bank war auch Ackermanns Brief nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Auch damals zeigte sich die Bank ungehalten über eine vermeintlich nichtintendierte Veröffentlichung.

Nina van Bergen vom Zentrum für Politische Schönheit (ZPS): "Die Kritik ist seit Jahren bekannt. Aber erst jetzt, als das Interesse der Öffentlichkeit an den Spekulationsgeschäften, die gegen alle ethischen und moralischen Grundsätze verstoßen, enorm zunimmt, verfällt die Bank in hektische Aktivität. Als bräuchte sie einen Bericht, um Kritik überhaupt wahrzunehmen?"

Ein Mitarbeiter der CSR-Abteilung der Deutschen Bank unterbreitete dem ZPS das Angebot, nach Prüfung der Kritik an den Spekulationsgeschäften Ende Januar "zu reden". Dazu erklärt Philipp Ruch, künstlerischer Leiter des Zentrums für Politische Schönheit: "Das scheint die übliche Masche zu sein. Es gibt nichts zu reden. Die Bank muss sofort handeln. Was haben hunderte Mitarbeiter beim Spekulationsgeschäft mit Weizen, Mais und Zucker verloren? Es geht um Millionen Menschen. Man hätte von Anfang an viel vorsichtiger sein müssen."

Kontakt
Nina van Bergen
+49-152 539 516 83