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Positivkriterien

Bessere Banken sind möglich!

Auch in der Bankenlandschaft gibt es viele Grautöne und es ist gar nicht so einfach, sich einen Überblick zu verschaffen. Wir haben viel recherchiert und bieten kompakte Infos an, die die Entscheidung für eine bessere Bank und den Wechsel erleichtern! Im Laufe der Kampagne wird diese Wissensdatenbank weiter ausgebaut - es lohnt sich also, immer mal wieder vorbeizuschauen. Nach der ernüchternden Untersuchung über die Praxis der Privatbanken geht es nun um die Alternativen. Es macht einen Unterschied, wo Dein Erspartes liegt! Auf dieser Seite erläutern wir Mindestanforderungen für ein gerechtes und nachhaltiges Finanzwesen und Leitplanken für die eigene Bankenwahl:

Demokratie hört nicht beim Wahlzettel auf!

Geld ist Macht, und Banken machen Politik mit unserem Geld. Doch wie können wir sicherstellen, dass diese Politik in unserem Sinne ist? Das Bankenwesen ist zu einflussreich, um es privatem Gewinnstreben zu überlassen.

Nur demokratische Kontrolle und Mitspracherechte können verhindern, dass ein Konzern gegen den Rest der Gesellschaft arbeitet. Die privaten Großbanken sind als Aktiengesellschaften organisiert, d.h. die Stimmenzahl der Anteilseigner ist proportional zur Höhe des angelegten Kapitals. Das Mitspracherecht wächst mit dem angelegten Kapital. Großaktionäre können also eine wesentliche Kontrolle über das Institut ausüben. Kunden haben kein Mitspracherecht, kleine Anteilseigner können kaum Einfluss auf den Entscheidungsprozess nehmen. Die Alternativbanken haben unterschiedliche Rechtsformen. Die Genossenschaftsbanken unter ihnen sind die GLS-Bank und die Ethikbank. Letztere hat als Tochter der Eisenberger Volksbank vor allem regionale Genossenschaftsmitglieder; die GLS-GenossInnen stammen aus dem ganzen Bundesgebiet. Die Triodos Bank ist eine Aktiengesellschaft, die als einzigen Aktionär eine Stiftung hat. In der Stiftung gibt es eine Begrenzung der Stimmenhäufung auf 1000 Stimmen und eine Mengenbegrenzung beim Erwerb von Anteilscheinen, um die direkte Abhängigkeit von einem einzelnen Großinvestor zu verhindern. Die Umweltbank ist eine AG mit jährlichen Hauptversammlungen. Die rund 7000 AktionärInnen sind Privatpersonen.

Fazit

Die vier Alternativbanken (weitere Informationen) sind deutlich demokratischer als die Privatbanken, auch wenn die konkrete Ausgestaltung der Mitspracherechte stark variiert. Auch bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken spielt demokratische Mitsprache durchaus eine Rolle: Bei Genossenschaften hat jedes Mitglied eine Stimme, unabhängig von seinem Kapitalanteil. Und Sparkassen werden zumindest insofern demokratisch kontrolliert, als in ihren Verwaltungsräten (vergleichbar mit Aufsichtsräten) kommunale Politiker oder von ihnen bestimmte „fachkompetente“ Bürger sitzen; mehr dazu auf der <link aktuell bankwechsel bank-wechseln sparkassen-und-genossenschafts-banken _blank external-link-new-window-arrow external link in new>Seite zu Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

Regionale Entwicklung stärken!

Ein dezentrales Bankwesen bietet wichtige Chancen. Sowohl in der Unterstützung lokaler Kultur- und Sozialprojekte als auch in der Kreditvergabe für die Menschen vor Ort, für Häuslebauende und UnternehmerInnen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind die wichtigsten Arbeitgeber vor Ort. Sie sind oftmals intensiv eingebunden in die regionale Entwicklung.

Direkter Kontakt in der Kommune und eine gewisse Kontrolle durch die VerbraucherInnen sind weitere wichtige Vorteile. Doch die wachsende Kapitalkonzentration auf den Finanzmärkten bringt die KMU europaweit zunehmend in Finanzierungsschwierigkeiten. Unter der Kreditklemme leiden gerade auch Unternehmen, die sich bemühen, sozial und ökologisch verträglich zu wirtschaften. Traditionell und von ihrem Selbstverständnis her sehen es die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken als ihre Aufgabe, die lokale Wirtschaft zu stärken. Allerdings haben viele von ihnen in den vergangenen Jahren ihr Geschäftsgebaren zunehmend dem der Privatbanken angepasst. Genau hinschauen ist also angesagt.

Die Alternativbanken arbeiten auf nationaler oder internationaler Ebene und sind überwiegend als Direktbanken organisiert. Insofern kann formell nicht davon gesprochen werden, dass sie gezielt in ihre lokale Gemeinschaft investierten. Da sie aber gezielt soziale und ökologische Projekte und Unternehmen unterstützen, stärken sie wichtige Ansätze für alternative, nachhaltige und dezentrale Strukturen.

Gläserne Wolkenkratzer sind kein Zeichen von Transparenz!

Ein eindeutiges Kriterium für eine kleinkunden- und öffentlichkeitsfreundliche Bank ist die Transparenz, besonders im sensiblen Geschäftsfeld der Kapitalverwendung. Die wichtigste gesetzlich vorgegebene Informationsquelle ist der Geschäftsbericht, der die Bilanz und sonstige Angaben zur Geschäftsentwicklung enthält, sowie der Offenlegungsbericht.

Seit 2005 ist es für international tätige Banken Pflicht, die Bilanzrechnung nach international anerkannten Standards (IFRS) anzufertigen. Für Banken existieren trotzdem viele Möglichkeiten, Informationen zu verdecken. Ein Beispiel dafür ist die Verlagerung von Risikoinvestments auf Tochtergesellschaften. Außerdem ist allein die Komplexität der Bankenbilanz für alle nicht kaufmännisch gebildeten Personen, also die große Mehrheit, eine Hürde für sich. Zudem übernehmen Bankenbilanzen die Struktur der Unternehmensbilanz, obwohl diese zur Beschreibung der Bankenabläufe ungeeignet ist.

Wer die Geschäftsabläufe einer Bank verfolgen will, muss die Bilanz neu zusammenstellen und weitere Informationsquellen nutzen. Zu den innovativen Instrumenten gehört, dass die Banken ihre Mittelverwendung veröffentlichen und die Bilanz auf soziale und ökologische Parameter ausweiten – von Informationen, wie sie ihr Kapital auf dem Finanz- und Realmarkt sowie den am stärksten unterstützten wirtschaftlichen Sektoren verteilt haben bis hin zur Offenlegung, welche einzelnen Projekte sie finanzieren. Den Kleinanlegern ermöglicht dieses Instrument einen „ethischen“ Konsum auch im Finanzsektor; sie können die Bank und Anlageform wählen, die am besten zu ihren Wertvorstellungen passt. Pioniere in diesem Bereich sind die Alternativbanken. 

Sehr große Transparenz in dieser Hinsicht hat die GLS Bank erreicht: Über die Website, das Banken-Journal und den Jahresbericht werden alle Investitionen am Kapitalmarkt und alle vergebenen Kredite – samt Empfängern, Kreditzweck und -höhe – veröffentlicht. Sie verfasst außerdem einen sozialen Geschäftsbericht, der das Unternehmen aus einer sozial-ökologischen Perspektive abbildet.

Auch die Triodos Bank veröffentlicht auf der Internetseite zu allen Krediten sowohl den Kreditzweck und -nehmer; die Summe wird zum Schutz der Privatsphäre allerdings nicht verraten. Der Geschäftsbericht enthält Informationen zum Einfluss des Unternehmens aus sozialer und ökologischer Perspektive.

Die EthikBank hat eine eigene Seite "Gläserne Bank" eingerichtet, auf der sie Höhe und Zweck ihrer Kredite sowie alle am Kapitalmarkt geführten Wertpapiere und Beteiligungen veröffentlicht. 

Bei der Umweltbank erfährt man, wie das Kapital auf die unterschiedlichen Umweltbereiche (Bauen, Energie, etc.) verteilt ist, jedoch nichts über die einzelnen finanzierten Projekte. Außerdem verfasst sie einen ausführlichen Umweltbericht.

Die meisten anderen Banken, gleich ob Privatbanken, Sparkassen oder Genossenschaftsbanken, veröffentlichen lediglich den jährlichen Geschäftsbericht. Bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken muss das allerdings nicht für immer so bleiben: Dank ihrer kommunalen Einbindung beziehungsweise demokratischer Struktur sind sie deutlich empfänglicher für öffentlichen Druck als Privatbanken.

Klarer Ausschluss von ethisch bedenklichen Investitionen!

Ethische Banken unterscheiden sich von normalen Finanzinstituten, weil sie zur Ausführung des Bankengeschäfts – und zwar sowohl für die Kreditvergabe als auch für die Anlage von Geldern in Wertpapiere – neben den ökonomischen auch ethische Kriterien berücksichtigen. Bei der Investitionsentscheidung setzen ethische Banken auf zwei Instrumente: Positiv- und Negativkriterien.

Zu den Ausschlusskriterien gehören – je nach Bank – Geschäftsbeziehungen mit Diktatoren und korrupten Regimes, mit der Rüstungs- und Atomindustrie,
Unterstützung von Drogengeschäften, Prostitution, Glücksspiel, der Tabakindustrie und mehr. Zur Bewilligung eines Kredits legen ethische Banken besonders viel Wert auf den Kreditzweck, bei Investitionen am Finanzmarkt ist das Profil des Unternehmens entscheidend, d.h. was es herstellt und wie nachhaltig das Unternehmen ist. Von sozialen Krediten profitieren Alters- und Pflegeheime, Behinderteneinrichtungen, freie Schulen und kulturelle Projekte. Bei ökologischen Krediten wird hauptsächlich in erneuerbare Energien, ökologische Landwirtschaft und Bausanierung  investiert.

Die ethischen Banken bedienen sich bei der Beurteilungen von möglichen Geschäftspartnern mehrerer Rating-Agenturen, die sich im Bereich Nachhaltigkeit spezialisiert haben. Das sind in der Bundesrepublik die Agenturen oekom in München, imug in Hannover und Sustainalytics in Frankfurt. Auf deren Websiten finden sich einige wertvolle Informationen für interessierte Menschen.

Exkurs: Ein bisschen Öko von der Großbank?

Ethische Kapitalanlagen am Finanzmarkt werden nicht nur von alternativen Banken angeboten. Auch private Großbanken bieten solche Investitionsmöglichkeiten über eigene oder über unabhängige nachhaltige Fonds an. Unterschiedliche und zum Teil fragwürdige Kriterien zur Beurteilung von Unternehmen werden herangezogen, zahlreiche Rating-Agenturen und ethische Fonds stehen zur Wahl. Als Ergebnis tauchen 29 von 30 DAX-Unternehmen in ethischen Fonds auf. Gründe dafür sind z.T. der „Best in Class“ Ansatz, bei dem der Beste einer Branche als nachhaltig gilt, und die Gewichtung der Daten, bei der die Corporate Social Responsibility und die vom Konzern selbst veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichte stärker berücksichtigt werden als die durch die Geschäftstätigkeit angerichteten Schäden. So war z.B. der Ölkonzern BP vor der Katastrophe im Golf von Mexico im Dow Jones Sustainability Index vertreten.


Mitunter bedienen sich selbst ethische Banken dieser Logik. So hält die GLS-Bank Aktien des Autokonzerns Renault, da er im Rating unter den Autoherstellern als “Best in Class” gekrönt wurde.