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Die große Liberalisierung des Agrarmarktes

In den letzten dreißig Jahren fand ein grundlegender Wandel der Agrarmärkte unter dem Druck der „Liberalisierung“ statt. Die Strukturanpassungsprogramme des IWF und die Kredite der Weltbank haben ihren Teil dazu beigetragen. Die Handlungsspielräume der Regierungen sind durch die internationalen Abkommen der Welthandelsorganisation drastisch beschränkt.

Ihnen ist es kaum noch erlaubt, Bauern durch Stützungen zu fördern – die Farmer sind dem Markt weitestgehend ausgeliefert.

Das hat die Position der transnationale Konzerne extrem gestärkt. Größter Händler mit Agrarrohstoffen weltweit ist Cargill. Der Gigant mit Sitz in Genf schrieb schon 2001 in einer Selbstdarstellung: „Wir sind das Mehl in Ihrem Brot, der Weizen in ihren Nudeln, der Mais in Ihren Tortillas. Wir sind das Öl in Ihrem Salat-Dressing, die Baumwolle in ihrer Kleidung ..." (das Original-Zitat ist noch länger).

Auch Saatgut stammt weit über der Hälfte von nur noch zehn Agrarkonzernen.
Die Gentechnik trägt wesentlich zu der Konzentration bei: Der Agrarkonzern Monsanto verkauft weltweit 90% des Gentech-Saatgutes, aber auch aus Deutschland gibt es wichtige Anbieter: Die KWS verkauft gentechnisch manipulierte Zuckerrüben, Bayer Crop Science ist wichtigster Konkurrent von Monsanto mit einem Saatgut-Gift-Paket und BASF steht mit seiner Stärkekartoffel Amflora kurz vor der Anbaugenehmigung in Europa.  

Viele kleinere Akteure wurden verdrängt. Radikal gewandelt hat sich auch die Struktur des Lebensmittelhandels. Lidl, Aldi, Edeka können Weltmarktpreise mitbestimmen und drücken die Preise heftig zu Lasten der ErzeugerInnen.

Entwicklungs-Analyst Duncan Green: “Die Konzentration der Konzerne ist der signifikanteste Wandel im globalen Rohstoffmarkt und es ist anzunehmen, dass sie an Bedeutung und Ausmaß noch zunehmen wird.”

Noch vor zehn Jahren sprachen Politiker leichtfertig von der Aufgabe öffentlicher Vorratshaltung. Sie argumentierten mit deregulierten Märkten, die Preisstabilität mit sich bringen würden.

Tun sie nicht. Vorratshaltung ist für Konzerne nicht sehr attraktiv, sie ist nämlich teuer, es handelt sich um verderbliche Ware, das gefällt Aktionären nicht. Und: Spekulanten freuen sich ja gerade über Volatilität!