Berlin, den 27.01.03
Ihr Schreiben vom 14. Januar 2003 zum Thema GATS-Verhandlungen
Sehr geehrter Herr Fritz,
wie viele Menschen aus Gewerkschaften, Kirchen und Nichtregierungsorganisationen
teilen wir Ihre Besorgnis über die laufenden Verhandlungen
zum allgemeinen Dienstleistungsabkommen GATS in der Welthandelsorganisation
(WTO).
Diese Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen, so dass der Deutsche
Bundestag auf Inhalt und Richtungen der Verhandlungen Einfluss nehmen
kann und zwar sowohl auf die Position der Bundesregierung im Ministerrat
der Europäischen Union wie auf die Position des Europäischen
Parlaments.
Unsere Position als SPD-Fraktion ist, Bereiche der hoheitlich erstellten
Dienstleistungsabkommen wie die angesprochene Bildung, Wasser, Gesundheit
wie auch die sogenannte öffentliche Daseinsvorsorge von den
GATS-Verhandlungen auszunehmen und darüber hinaus keine Verpflichtungen
einzugehen, die EU-Recht unterlaufen oder das Recht der Nationalstaaten
auf national höherwertige Standards und Normen einschränken.
Allerdings gibt es in den einzelnen Mitgliederstaaten der WTO aber
auch innerhalb der Europäischen Union sehr unterschiedliche
Definitionen dessen, was "in Ausübung hoheitlicher Gewalt"
erbracht wird und damit vom GATS-Abkommen ausgenommen werden soll.
Dies betrifft zum Beispiel in der Bundesrepublik nicht nur Wasserversorgung,
Bildung oder Gesundheit, die seit langer Zeit von privaten Institutionen
und Unternehmen, allerdings nach staatlichen Vorgaben, angeboten
werden. Deswegen sind wir hier auch für eine genaue Klärung,
um gegebenenfalls die möglichen Ausnahmen in Anspruch nehmen
zu können.
Die von Ihnen erwähnten Ergebnisse und Handlungsempfehlungen
der Enquete-Kommission "Globalisierung der Weltwirtschaft -
Herausforderungen und Antworten" bilden für die SPD-Fraktion
eine wichtige Richtschnur.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Aussagen ein wenig von Ihrer
Beunruhigung nehmen kann und verbleibe mit freundlichen Grüßen
und besten Wünschen für das Neue Jahr
Klaus-Uwe Benneter, MdB
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