Berlin, den 8. März 2005
Sehr geehrter Herr Reinhard,
vielen Dank für Ihren Brief vom 16. Februar 2005, in dem Sie die Kritik von attac an dem Entwurf
einer EU-Dienstleistungsrichtlinie deutlich machen.
Sie wissen, dass sowohl die Bundesregierung als auch die SPD ebenso wie die Gewerkschaften den Entwurf
dieser Dienstleistungsrichtlinie bereits für völlig inakzeptabel erklärt haben. Erst
gestern haben Bundeskanzler Schröder und der französische Präsident Chirac noch einmal erklärt:
Wir gehen eigentlich davon aus, dass die Dienstleistungsrichtlinie - jedenfalls so, wie Sie von Herrn
Bolkestein, dem Vorgänger des jetzt zuständigen Kommissars, konzipiert worden ist - wirklich
auf gar keinen Fall Geltung bekommen kann. Uns wäre es am liebsten, man änderte den Entwurf
nicht nur, sondern formulierte einen neuen oder veränderte ihn jedenfalls so durchgreifend,
dass von der ursprünglichen Richtlinie nicht die Dinge übrig bleiben, die die Menschen
in unseren Ländern besonders betreffen und die sie auch in Angst und Schrecken versetzen."
Auch in der SPD-Bundestagsfraktion wird bereits seit Monaten intensiv über diesen Entwurf beraten
und eine weitgehende Anlehnung des jetzigen Entwurfs zeichnet sich mehr als deutlich ab. Insofern
geht Ihr Vorwurf, dass hier ein „schwerwiegender Beschluss ohne jede ernsthafte öffentliche Debatte\'
durchgeboxt werden soll, völlig ins Leere.
Wir gehen insofern davon aus, dass wir in Kürze tatsächlich einen völlig neuen Entwurf
auf den Tisch bekommen werden oder aber einen völlig überarbeiteten. Da ich inhaltlich nicht
auf diese neuen Entwürfe eingehen kann, weil ich sie noch nicht kenne, bleibt mir für den
Moment zu betonen, dass ich mich freue, dass auch attac sich nun intensiv in die Diskussion über
diesen Richtlinienentwurf einmischen will.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Kelber
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