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Milchpreis: Goldener Aasgeier 2016 an ALDI verliehen

Preisdumping stoppen, Mengen reduzieren

Am heutigen Freitag bekam Aldi-Süd vor seiner Konzernzentrale die Wut von Milchbauern und Verbraucher_innen zu spüren. Ein Vertreter des Discounters sollte für das massive Milchpreisdumping Aldis einen "goldenen Aasgeier" verliehen bekommen sowie einen offenen Brief von Aktion Agrar, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Attac entgegennehmen. Der Lebensmittelriese wollte jedoch niemanden empfangen und weigerte sich auch, einen offenen Brief entgegenzunehmen. Dieser landete schließlich im Firmenbriefkasten.

Die Organisationen verlangen von Aldi, die Billigangebote der Molkereien zurückzuweisen und diese stattdessen aufzufordern, kurzfristig einen Bonus zur Mengenbremse einzuführen. "Wir müssen runter vom Zuviel an Milch, das den Preis nach unten drückt. ALDI muss seinen Teil der Verantwortung dazu wahrnehmen. Erhöhen Sie den Milchpreis und stellen Sie den Mehrerlös vollständig für einen Milchfonds bereit, der den Höfen zu Gute kommt, die ihre Milchmenge reduzieren und damit einen aktiven Beitrag zur Lösung der Krise leisten," heißt es in dem offenen Brief.

Hanni Gramann vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis kritisiert: "Aldi behauptet, es ginge darum, Kunden einen Preisvorteil weiterzugeben. Aber dieser vermeintliche Vorteil hat katastrophale Folgen: Höfesterben, die weitere Industrialisierung der Kuhställe und noch mehr Druck auf Wasser, Artenvielfalt und Klima. Die Zahl der Kühe auf den Weiden wird dramatisch zurückgehen, während immer mehr Tiere in der billigstmöglichen Produktion in Megaställen landen. Wir brauchen auch in der Landwirtschaft eine kritische Diskussion über Freihandel und Wachstumsdogma."

Bernd Schmitz von der AbL in Nordrhein-Westfalen erklärt: "46 Cent für einen Liter Trinkmilch sind eine Farce. Der Hartdiscounter hat zudem ohne Not auch noch die Preise für Bio-Milch gesenkt. Aldi ist Profi im Preisdrücken und profitiert jetzt auch noch von dem Exportwahn der Molkereien. Den Aasgeier verdient das Unternehmen, weil es damit vielen bäuerlichen Betrieben jede Hoffnung nimmt und versucht, von der Krise zu profitieren."

Die Aktion fand kurz vor dem für Montag angekündigten Milchgipfel in Berlin statt. Jutta Sundermann von Aktion Agrar: "Aus Berlin darf es kein neues 'Weiter so!' geben. Über Jahre warben die Agrarpolitik und die großen Molkereien für mehr Weltmarkt. Jetzt haben wir zu viel Milch, die die Höfe ruiniert. Sie wird zum Billig-Exportprodukt Milchpulver und zerstört so auch noch landwirtschaftliche Perspektiven in anderen Ländern. Die Mengen müssen runter."