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TTIP-Studie: Rund 600.000 mehr Arbeitslose in Europa

Einkommensverluste bis zu 5.000 Euro pro Person

Das geplante Freihandelsabkommen TTIP würde in Europa rund 600.000 Arbeitsplätze kosten und – je nach Land – zu Einkommensverlusten von 165 bis zu 5.000 Euro pro Person und Jahr führen. Auch Steuereinnahmen und Bruttoinlandsprodukte würden erheblich schrumpfen. Diese Ergebnisse errechnet eine aktuelle Studie der Tufts University in Massachusetts. Die Studie basiert auf den Modellen und Datengrundlagen der Vereinten Nationen (United Nations Global Policy Model, GPM).

"Die Studie belegt, dass TTIP nicht nur ein Angriff auf soziale Standards, Arbeitsrechte, Umweltschutz, nachhaltige Landwirtschaft und Demokratie ist. Die Mehrheit der Menschen würde mit TTIP zugleich einen Verlust an Wohlstand hinnehmen müssen", warnt Roland Süß, Mitglied der Attac-Kampagne "TTIP in die Tonne!".

Die bisher von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Studien, die ein Wachstum von 0,05 Prozent pro Jahr errechnen, basieren auf unrealistischen Annahmen. Die verwendeten Modelle stammen aus den 1980er und 1990er Jahren und gehen davon aus, dass "wettbewerbsfähige" Wirtschaftssektoren, die von einer Marktöffnung profitieren, alle entstanden Verluste in den anderen schrumpfenden Sektoren kompensieren würden. Dies würde auch für verlorene Arbeitsplätze gelten: So lange die Löhne nur niedrig genug seien, würde jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer in einem andern Sektor eine neue Stelle finden.

"Allein die Erfahrungen der letzten Jahre in Europa zeigen die Absurdität der Annahme, dass niedrigere Löhne mehr Arbeitsplätze schaffen. Wirtschaftssektoren, die einem plötzlich verschärften internationalen Wettbewerb mit ungleichen Bedingungen ausgesetzt sind, schrumpfen weitaus schneller, als dies von anderen Sektoren aufgefangen werden kann. Zudem können steigende Löhne im Exportsektor den Verlust an Binnennachfrage nicht ausgleichen, weil dann die Löhne in der Mehrzahl der Sektoren sinken. Gerade vor dem Hintergrund der europäischen Kürzungspolitik und einer seit Jahren sinkenden Binnennachfrage würde ein weiterer Druck auf Löhne die Rezession in Europa vertiefen", sagt Roland Süß.

Die von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Studien berücksichtigen zudem die Wechselwirkungen mit "unbeteiligten" Ländern auf die veränderte Situation am Weltmarkt nicht. So ist eine Abnahme des Handels in anderen Ländern und aus anderen Ländern nicht abgebildet. Wie bereits Erfahrungen mit ähnlichen Abkommen wie NAFTA zwischen den USA, Kanada und Mexiko oder dem Mercosur in Südamerika zeigen, sind diese Folgen von Freihandelsverträgen aber durchaus zu erwarten.