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Top-Ökonom_innen fordern Finanztransaktionssteuer

Offener Brief an die Regierungen in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien,

Österreich, Griechenland, Slowenien, Belgien, Portugal und der Slowakei

Mehr als 250 renommierte Wirtschaftswissenschaftler_innen fordern die Einführung der Finanztransaktionssteuer (FTS). Wenige Tage vor dem entscheidenden Treffen der europäischen Finanzminister_innen am 10. Oktober appellieren sie in einem offenen Brief an die beteiligten Regierungen, die Steuer nach jahrelangen Verhandlungen endlich zu beschließen.

Der Brief wird auch von deutschen Top-Ökonom_innen mitgezeichnet, darunter Rudolf Hickel, Gustav Horn, Achim Truger, Lorenz Jarass, Karl-Georg Zinn, Frank Hechtner und Dorothea Schäfer.

Er richtet sich an die Regierungschefs und Finanzminister_innen der zehn europäischen Staaten, die seit 2013 über die Einführung der Finanztransaktionsteuer verhandeln, eine Einigung in den vergangenen Monaten jedoch immer wieder verschoben haben. Diese Gruppe besteht aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Österreich, Griechenland, Slowenien, Belgien, Portugal und der Slowakei.
In ihrem Brief betonen die Ökonom_innen die Notwendigkeit einer Finanztransaktionssteuer, um Finanzspekulation einzudämmen, die Finanzmärkte zu stabilisieren und mit den Einnahmen dringende nationale und internationale Aufgaben zu finanzieren.

Detlev von Larcher, Koordinator der deutschen Kampagne "Steuer gegen Armut", kommentiert: "Einer Einigung am 10. Oktober steht aus technischer Sicht nichts mehr im Weg und weitere Verzögerungen sind nicht nachvollziehbar. Die Finanzminister und ihre Regierungen müssen sich am Montag klar zur FTS bekennen und sie endgültig beschließen."

Pia Schwertner, Koordinatorin der FTS-Kampagne von Oxfam Deutschland, ergänzt: "Die Einführung der Finanztransaktionssteuer ist überfällig. Sie würde dringend benötigtes Geld einbringen, um weltweit Gesundheit und Bildung und den internationalen Klimaschutz zu finanzieren. Das Zögern und Zaudern muss ein Ende haben. Die Regierungen der zehn beteiligten Staaten müssen endlich Verantwortung für die Herausforderungen übernehmen, vor denen die Welt steht."

Einführung kostet nur einen Bruchteil der zu erwartenden Einnahmen

Zwei der verhandelnden Staaten hatten vor einigen Monaten noch einmal neue Einwände erhoben: Belgien forderte weitgehende Ausnahmen bei Derivaten auf Staatsanleihen und Slowenien befürchtete im Vergleich zu den Steuereinnahmen unverhältnismäßig hohe Kosten der Einführung. Zur Klärung dieser Fragen wurden zwei Arbeitsgruppen gebildet, deren Ergebnisse nun vorliegen. Die Mehrkosten für belgische Staatsanleihen betragen bei einer Besteuerung durch die FTS demnach maximal 60 Millionen Euro in zehn Jahren - also sechs Millionen pro Jahr. Angesichts der Einnahmeerwartungen von mehreren Hundert Millionen Euro ist das eine zu vernachlässigende Größenordnung. Die Kosten der Einführung für Slowenien werden auf eine Million Euro geschätzt, gegenüber den Einnahme-erwartungen von 100 Millionen Euro, also gerade einmal ein Prozent.