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"Kathedralen der Verschwendung des Energie-Zeitalters"

Bei den bislang größten bundesweiten Protesten gegen neue Kohlekraftwerke haben vergangenen Samstag 6.000 Menschen an den Kohlemeilern Staudinger in Hessen und Jänschwalde in Brandenburg demonstriert. Ein Erfolg, der Mut macht.

Unter dem Motto „Klima schützen - Kohle stoppen!“ forderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Politiker und die Energiekonzerne dazu auf, die Pläne für den Neubau weiterer Kohlekraftwerke aufzugeben. Höhepunkt der Demonstrationen war eine auf beiden Kundgebungen parallel stattfindende Aktion. Tausende Menschen zeigten gleichzeitig den Energiekonzernen die „Rote Karte“ für ihre klimaschädlichen Kraftwerkspläne.

Jutta Sundermann auf der Kohlekraft-Kundgebung bei StaudingerAttac-Aktivistin Jutta Sundermann zeigte bei der Kundgebung bei Staudinger mehrere Möglichkeiten auf, der Vormacht und Arroganz der vier mächtigen Energiekonzerne entgegenzuwirken:

  • Energieanbieter wechseln nach der Maßgabe: lokal und ökologisch;
  • Dauernde Proteste an noch vielen weiteren Orten, neben Staudinger und Jänschwalde z.B. auch im Wendland (siehe Attac-Aufruf);
  • Chancen nutzen: In Hessen laufen bald die Konzessionsverträge aus, mit denen sich die Kommunen an die Energieriesen binden. Die Konzerne möchten die Verträge gerne klammheimlich verlängern. Doch mit Druck von unten (wie z.B. in Kassel) können wir eine öffentliche Ausschreibung erwirken und die Debatte um sinnvolle Alternativen führen.

Sogenannte „Klimazeugen“ aus Ländern, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind, unterstrichen die Notwendigkeit, jetzt zu handeln. „Der Bau neuer Kohlekraftwerke läuft allen weltweiten Bemühungen zum Klimaschutz zuwider. Die falsche Energiepolitik in den Industrieländern zerstört schon heute die Lebensgrundlagen in unseren Ländern. Neue Kohlekraftwerke in Deutschland würden die Lage der Menschen in vielen Teilen der Welt weiter verschlimmern. Deutschland muss deshalb konsequenter als bisher seine Verantwortung für den Klimawandel übernehmen – darum sind wir hier!“ erläuterte die Klimazeugin Nurzat Abdyrosulova aus Kirgistan ihre Teilnahme an der Demonstration.

Kohlekraft-Kundgebung bei StaudingerDie beiden Demonstrationen machten die neue Qualität des Widerstands gegen Kohlekraftwerke deutlich. „Lokal gibt es schon lange Protest, dieser ist nun bundesweit angekommen.“ sagte Pfarrer Berndt von der Gemeinde Guben auf der Kundgebung in Jänschwalde. Die von der Ausweitung der Braunkohletagebaue in der Lausitz betroffenen Dörfer liegen in seinem Gemeindegebiet.

Trotz Klimawandel und dem notwendigen politischen Ziel, hierzulande die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken, wollen die Energiekonzerne mit Unterstützung der Bundesregierung 25 weitere Kohle-Großkraftwerke in Deutschland bauen. Höchste Zeit also, die Hüter dieser "Kathedralen der Verschwendung des Energie-Zeitalters" (Hubert Weiger, BUND) vom Thron zu stürzen! Jetzt heißt es: Den Stromkonzernen den Stecker ziehen!

Zu den einzelnen Demonstrationen

Am Standort Staudinger haben 5.000 Menschen den sofortigen Stopp der Planung gefordert und Eon-Chef Bernotat an sein Versprechen erinnert. Dieser hatte im Frühjahr verkündet, keine neuen Kraftwerke gegen den Willen der Bevölkerung zu bauen. Eon will bei Hanau einen neuen Meiler mit 1200 Megawatt bauen.

Am Standort Jänschwalde forderten 1.000 Menschen Vattenfall und die Landesregierung auf, die Pläne für den Neubau des Kohlekraftwerks und den damit verbundenen Ausbau der Tagebaue in der Lausitz fallen zu lassen. Rund 4.000 Menschen würden sonst ihrer Heimat beraubt. Die Volksinitiative „Keine neuen Tagebaue“ hat in Brandenburg 26.000 Unterschriften gesammelt, um die Planungen zu kippen. Jetzt wird ein Volksbegehren in Angriff genommen.