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Pressemitteilung von Attac Deutschland zum Gender Pay Gap

Lohnunterschiede zwischen Geschlechtern widerlegen neoliberale Logik

Frauen von unsozialer Krisenpolitik besonders betroffen

Frankfurt am Main, 8.09.09

Die Löhne der Arbeitnehmer in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren deutlich schlechter entwickelt als in den meisten EU-Ländern. Auch bei den Gehaltsunterschieden zwischen Männern und Frauen zählt die Bundesrepublik zu den Schlusslichtern in Europa, wie aus einem gerade veröffentlichten EU-Bericht zur europäischen Einkommensentwicklung hervorgeht. Dazu erklärt das globalisierungskritische Netzwerk Attac:

"Die immer größer werdende Schere zwischen Lohn- und Kapitaleinkommen wird zu Recht mittlerweile auch in der breiten Öffentlichkeit als eine der Hauptursachen der aktuellen Krise benannt. Eine der sichtbarsten Ungleichheiten, der Unterschied der Löhne zwischen Männern und Frauen, fällt in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings oftmals hinten runter", stellte Marlene Werfl von der Attac-Projektgruppe "Frauenkompetenz in der Finanzkrise" fest.

Die drastischen Einkommens- und Vermögensunterschiede hätten zur Folge, dass von den liberalisierten Finanzmärkten vor allem Männer profitiert haben. "Die Opfer der Krise dagegen sind in erster Linie Kinder und Alleinerziehende – und das sind meistens Frauen", sagte Marlene Werfl. Zur Bewältigung der Krisenkosten diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die von den liberalisierten Finanzmärkten profitiert haben, bedeute daher auch ein Mehr an Geschlechtergerechtigkeit.

Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, wie sie – allen Dementis aus Berlin zum Trotz – derzeit diskutiert wird, würde vor allem einkommensschwache Haushalte und damit besonders Frauen treffen. Dasselbe gelte für einen Abbau sozialer Infrastruktur. Attac fordert, den Spitzensatz der Einkommensteuer zu erhöhen, eine Sonderabgabe auf hohe Vermögen sowie eine ordentliche Erbschaftssteuer zu erheben, die Vermögensteuer wiederzubeleben und eine Steuer auf Finanztransaktionen einzuführen. Zudem gelte es, alle Maßnahmen zur Konjunkturbelebung einem Umverteilungs-Check zu unterziehen. "Umverteilung von oben nach unten bedeutet auch Umverteilung zwischen den Geschlechtern", sagte Marlene Werfl.

Nicht nur die Finanzkrise, auch die anhaltende Ungleichheit zwischen Frauen und Männern konterkariere das marktliberale Paradigma. Marlene Werfl: "Allein die Tatsache, dass Frauen oft besser ausgebildet sind und trotzdem durchschnittlich deutlich weniger als Männer verdienen, führt die neoliberale Logik, dass sich die 'Besten' durchsetzen, ad absurdum."

Die Attac-Projektgruppe "Frauenkompetenz in der Finanzkrise" will Frauen zur Einmischung in Fragen der Finanz- und Wirtschaftspolitik ermutigen und der unterschiedlichen Betroffenheit der Geschlechter mehr Beachtung verschaffen.

 

Für Rückfragen:

  • Marlene Werfl, Attac-Projektgruppe "Frauenkompetenz in der Finanzkrise", Tel. (0781) 33 114
  • Deborah Ruggieri, Gender-AG von Attac, Tel. (0163) 783 9800

Artikel und Vorträge

Es sind einige Artikel zu dem Thema Frauen und Finanzkrise erschienen. Diese lassen sich jedoch sehr stark anhand des Inhaltes unterscheiden.

Im Herbst 2008 haben amerikanische Frauenverbände einen Brief an Präsident Barack Obama verfaßt. Inhalt des Briefes war die mangelnde Berücksichtigung des Geschlechteraspektes bei den Konjunkturpakteten. Daraufhin haben sich auch deutsche Medien des Themas angenommen.

Der Tenor in der allgemeinen Presse benannte bisher eher biologistische Gründen für den Ausbruch der Finanzkrise (die Hormone sind schuld!) oder vertrat die Meinung, dass Frauen die besseren Führungskräfte seien und auch eher vorsichtiger mit Geld umgehen würden.

Artikel aus der allgemeinen Presse zu dem Thema

Die Krise hat unterschiedliche Auswirkungen auf die jeweiligen Länder. In Amerika beispielsweise lässt sich als eines der Ergenisse festhalten, dass afroamerikanische Frauen bevorzugt mit Suprime Krediten von den BankenvertreterInnen angesprochen wurden und diese dementsprechend jetzt auch härter von der Krise betroffen sind.

 

Aber auch in der gehobenen Mittelschicht oder sogar Oberschichten bewegt sich etwas, wie der Bericht von n-TV vom 23.09.09 "Hausfrauen gehen auf Jobsuche" zeigt.

Die Frauen und Mädchen in den sogenannten "Entwicklungsländern" trifft es unlängst härter. Hier lassen sich Veränderungen beobachten, die sich mit dem decken, was auch als Ergebnis der Asienkrise zu bemerken war. Als erstes werden die Mädchen von der Schule genommen und müssen versuchen Geld hinzuzuverdienen. Der Verkauf des eigenen Körpers ist oftmals der letzte Ausweg und die Kindersterblichkeit steigt.

Pressemitteilung von Plan International im september 09:"Mädchentag 2009: Finanzkrise trifft vor allem Mädchen / Kinderhilfswerk Plan fordert mehr Unterstützung für Mädchen in Entwicklungsländern"

Bereits im Februar 09 warnte Unicef vor einer Zunahme der sozialen Ungleichheit und verweist auf eine Studie der Weltbank, wonach die Kindersterblichkeit durch die Krise ansteigt. Mehr hier

Auch die Welthungerhilfe hat in einem Dossier zur Finanzkrise auf den Anstieg der Hungernden und der Zunahme von Kindersterblichkeit verwiesen. Mehr...

In der deutschen Presselandschaft kursierten auch die Annahmen, dass Frauen jetzt quasi als die neuen Trümmerfrauen die Dinge neu ordnen könnten. So auch ein Kommentar in der TAZ vom 23.03.09.

Ein Artikel mit der Überschrift:"Frauen sind die Verlierer der Finanzkrise" erschien am 23.12.2008 in der Welt. In Portal der WAZ Mediengruppe erschien im Februar 09 ein Artikel zu dem gleichen Thema:"Frauen sind die Hauptopfer der Krise"

Scheinbar hat das Thema die Welt Redaktion so begeistert, dass sie im März 09 dann dazu eine Debatte veröffentlichte: "Hätten Frauen die Finanzkrise verhindert?"

Auch der Spiegel stellte sich die Frage und interviewte dazu Monika Schulze Strelow: "Warum Frauen die Finanzkrise managen sollten", erschienen am 04.01.09.

Herrmann Droske untersucht im Magazin der Süddeutschen Zeitung das Problem der Finanzkrise als männliches Problem Hochmut kommt vor dem Phall

Darüber hinaus gehende Artikel, Vorträge und Analysen, die unterschiedliche Zugänge zur Ökonomie und Alternativen anbieten

Der Artikel von Heide Osterreich in der Taz über eine Podiumsdiskussion zu diesem Thema beim "Gender Happening" im Juli 09 in der Heinrich Böll Stiftung  macht deutlich - es ist nicht das Testosteron, diese Krise ist systemisch bedingt.

Ein Beispiel für eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema Frauen und Finanzkrise ist ein Vortrag von Dr. Silke Ötsch, der bei der Petra-Kelly-Stiftung gehalten wurde.  

Ein Beitrag von Christa Wichterich im Lunapark21• Heft 6von 2009 verweist auf die Gender Dimension von Frauen als "soziale Airbags in der Krise"

Finanzkrise und Geschlecht die Seite vom deutschen Frauenrat zu dem Thema

Hat die Wirtschaftskrise ein Geschlecht? Scheele, Alexandra in Blätter für deutsche und internationale Politik

Was haben Finanzmärkte mit Gender zu tun ein Vortrag von Prof. Dr. Brigitte Young

Freier Finanzmarkt schliesst Frauen aus aus Afrika Süd Nr.1/2006

Alles ist geschlechtlich gefärbt Kornelia Hauser im Interview über die Managerisierung der Welt in dieStandard.at

Feministische Ökonomie im Neoliberalismus Univ. Prof. Dr. Kreisky Eva

Frauen denkt ökonomisch von Nancy Fraserhttp://www.blaetter.de/artikel.php?pr=3039

Vom Dienen und Verdienen von Mascha Madörin in der WOZ

Kapitalismus, Rassismus und Sexismus sind nicht unabhängig voneinander zu denken Friederike Habermann in Analyse und Kritik

Makroökonomie und Gender von Mascha Madörin

Feministische Ökonomie Dossier in der WOZEine Serie über Männerprivilegien, Lohnungleichheiten und die Ökonomie des Sorgens und des Pflegens

VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ARBEITSMARKTANALYSEN UND –THEORIEN UND FRAUENARBEIT eine Analyse von Friederike Maier, Uni Marburg

Demokratie, Markt und Geschlecht- Die maskuline Welt des Joseph A. Schumpeter von Eva Kreisky

NEOLIBERALE KÖRPERGEFÜHLE:
VOM NEUEN STAATSKÖRPER ZU PROFITABLEN KÖRPERMÄRKTEN
Kreisky, Eva; 1 Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung "Brüche – Geschlecht – Gesellschaft: Leibes/Übungen" des
Gender Kollegs der Universität Wien (15. Mai 2003)

Weltwirtschaft als Kampffeld: Aspekte des Zusammenspiels von Globalismus und Maskulinismus Kreisky, Eva; Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft (ÖZP) 2001/2, S. 137 - 160

THE G20 COMMITTED TO SAVE THE GLOBAL ECONOMY AT THE COST OF WOMEN press release of WIDE with other women's rights organisations on the financial crisis and more specifically on the G20 Summit held on November 15, 2008.

“Women and Men to unite in times of economic crisis”statement from the the UN Special Rapporteur on violence against women Ms Ertürk 

http://www.woz.ch/dossier/femoek.html