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Jörg-Huffschmid-Preis 2015 verliehen

Signal gegen Verlust kritischer Wirtschaftswissenschaften an deutschen Unis

Jörg Huffschmid

Zwei junge Wirtschaftswissenschaftler_innen sind am Freitag in Berlin mit dem Jörg-Huffschmid-Preis 2015 ausgezeichnet worden. Der Preis im Gedenken an das wissenschaftliche Werk und das gesellschaftspolitische Engagement des im Dezember 2009 verstorbenen Bremer Ökonomen Jörg Huffschmid wurde in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben. Ausgelobt wird der Preis für Studienabschlussarbeiten und Dissertationen von der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik ("Memo-Gruppe"), dem Wissenschaftlichen Beirat von Attac Deutschland, der EuroMemo Gruppe und der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Sebastian Prantz aus Wien wurde für seine Diplomarbeit geehrt, in der er der Frage nachgeht, warum China bislang von Finanzkrisen verschont blieb. Damit nahm er Jörg Huffschmids Schwerpunktthema Finanzmarktpolitik auf, wendete sein Analyseinstrumentarium an und führte seinen interdisziplinären Ansatz fort.

Die Mazedonierin Pavlina Miteva, die ihre Masterarbeit an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin vorgelegt hat, analysiert die negativen Auswirkungen der EU-Politik zu erneuerbaren Energien auf die tradierte Weidewirtschaft in Äthiopien. Sie untersucht mithilfe der Prinzipien der Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom, wie die sozialen Zusammenhänge, die kollektiven Eigentumsverhältnisse und die Bewirtschaftung der Gemeingüter durch die Agrartreibstoffpolitik der EU zerstört werden.

In seiner Laudatio für Sebastian Prantz hielt der Bremer Ökonom Rudolf Hickel fest: "Der Jörg-Huffschmid-Preis ist ein Signal gegen den Verlust kritischer Wirtschaftswissenschaften an deutschen Universitäten". Der Ökonom Thomas Sauer betonte in seiner Laudatio für Pavlina Miteva: "Die beiden ausgezeichneten Arbeiten zeigen, dass sich Nachwuchskräfte mit hochaktuellen Themen beschäftigen und einen kritischen Blick darauf haben." Das Jury-Mitglied Christa Wichterich aus Bonn resümierte: "Mit der Verleihung des Jörg-Huffschmid-Preises werden junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermutigt, der vorherrschenden Mainstream-Ökonomie entgegenzutreten."